Trotz Schnee und Graupel: 80 Scheiben wurden am Samstag in Wittelbach gen Tal geschossen. Fotos: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Brauchtum: 50 Besucher bei Scheibenschlagen in Wittelbach / Premiere für Schnaig-Hexen-Party

Das traditionelle Scheibenschlagen hat am Samstagabend in Wittelbach stattgefunden. Kurz nach Sonnenuntergang wurden 80 Scheiben am Wittelbacher Schollenrain Richtung Tal geschlagen.

Wittelbach. Da zu jeder Scheibe ein glossierender Spruch gehört, lässt sich erahnen, dass die acht Scheibenbuben viel Arbeit, Aufmerksamkeit und Zuträger für die Schau benötigten. An dem Spaß an der Sache änderte auch das Wetter, Schneegestöber, Graupel und Kälte, nichts. Neben Manuel Sütterlin, Patrick Rederich, Michael Griesbaum, Sven Hinrichsen, Heiko Enz, Roman und Paul Himmelsbach sowie Robin Haas waren gut 50 Zuschauer am Schollenrain erschienen.

Die Vorbereitungen haben etwa ein halbes Jahr gedauert, die acht Männer trafen sich einmal in der Woche, um die Glossen abzustimmen. Über die Herkunft der Glossen hüllten sie trotz Nachfrage den Mantel des Schweigens.

Die Bandbreite der Glossen war trotz der 80 Holzstücke mehr oder weniger überschaubar. Wie in jedem Jahr gab es etliche fiese Bemerkungen über Fahranfängerinnen aus der Großgemeinde Seelbach, dazu kam Klatsch und Tratsch: wer mit wem nicht oder nicht mehr oder vielleicht doch? Alle acht Männer vermieden Klarnamen, wobei der Wirt eines bestimmten Gasthauses eigentlich eindeutig zu erkennen gewesen sein wird. Gelungene Kommentare wurden von den Besuchern mit teilweise deutlichem Gelächter quittiert. Zum Brauch gehört zudem, dass einige Scheiben zunächst zu Ehren der verschiedenen Straßen Wittelbachs abgefeuert werden.

Die Sprüche waren gewissermaßen die Kür, die Schläge gehören zur Pflicht, und die hatte es in sich. Dass die eckigen, in der Mitte gelöcherten Scheiben an einem Stock lose befestigt weit ins Tal fliegen, ist nicht so einfach. Eine kreisförmige Bewegung des Schlägers, genauer am Stock sowie mittels Hand und Arm des Scheibenbubens ausgeführt, muss auf dem Bock eine tangentiale Bewegung erhalten, dass die daraus resultierende Fliehkraft, zumindest über eine gewisse Distanz die überall vorhandene Schwerkraft überwindet.

Im Anschluss an das traditionelle Scheibenschlagen hatten die Wittelbacher Schnaig-Hexen erstmals zu einer "Scheibenparty" geladen. Diese fand allerdings noch keinen großen Zuspruch. Nach 22 Uhr waren 20 bis 30 Besucher in das Haus am Alten Bantlehof gekommen. Die Tanzfläche war leider fast leer, trotz Lichtorgel und der entsprechenden Musik. Es wird, da waren sich die Wittelbacher Hexen am Abend aber einig, wohl nicht bei dem einen Versuchsballon bleiben. Das Motto: Gut Ding will Weile haben.

Die Herkunft des Scheibenschlagens liegt im Dunkel des Mittelalters verborgen. Die erste urkundliche Erwähnung des bereits vorhandenen Brauchs, der eigentlich nur im süddeutschen Sprachraum, Baden, Elsass, dem Vorarlberg in Österreich und in einem Teil der Schweiz Tradition hat, stammt aus dem Jahr 1090. Damals geriet ein Nebengebäude des Klosters Lorch durch eine Scheibe in Brand. Die Scheiben mit Sprüchen gehören zum Brauchtum der Fastnacht und dem baldigen Ende des Winters. Alemannisch heißt der Brauch "Schiewefüür", im Elsass "Schiwackfier" oder Hochdeutsch "Funkenfeuer". Auch der Name "Fastnachstfeuer" ist bekannt. In der Region findet der Brauch am Samstag nach dem Aschermittwoch statt.