Seelbach - 477 Läufer aus dreizehn Ländern sind am Freitag beim ersten virtuellen Seelbacher Sonnwendlauf an den Start gegangen. Damit wurde die Wunschzahl der Seelbacher Veranstalter – 300 Teilnehmer – deutlich übertroffen.Freitagabend, 19 Uhr, es ist der Tag des Sonnenwendlaufs. Um diese Zeit hätten normalerweise schon unzählige Zuschauer an der Laufstrecke gestanden, die Läufer hätten sich an der Startlinie positioniert und die Schmieders lautstark und unüberhörbar auf ihrem Balkon in der Ludwig-Auerbach-Straße, von dem sie jedes Jahr den Sonnwendlauf begleiten, die Läufer unterstützt.

Am vergangenen Freitag ist nichts von dieser alljährlichen Volksfeststimmung zu sehen: keine Zuschauer, keine Athleten, nur die Familie Schmieder ist auf ihrem Balkon, wie immer lautstark. "Heute ist es zugegebenermaßen ein bisschen ruhiger", sagt Sebastian Gehring, Streckensprecher und Mitglied des Organisationsteams. Dennoch freuen sich alle, dass der Lauf auch in diesem "Corona-Jahr" stattfinden konnte – als Virtual Run.

Veranstaltung war noch nie so international

"Unglaublich", sagt Streckenchef Christian Ebert, der von der Teilnehmerzahl einfach überwältigt ist. "Es ist eine ganz neue Erfahrung für uns", ergänzt Thomas May, Organisator und Vorsitzender des TV Seelbach. Der Virtual Run am Freitag ist von einer Web-Show mit einigen Gästen, Rückblicken und Geschichten rund um den Sonnwendlauf begleitet worden. Der Film, der im Sportheim aufgezeichnet wurde, ist seit dem gestrigen Sonntag auf YouTube zu sehen.

Kurz vor dem symbolischen Startschuss gibt Gehring, der die Onlinesendung moderiert, die Zahl der Teilnehmer mit 477 bekannt. "Unser Wunsch waren an die 300 Teilnehmer", erklärt er dazu. Mit so großem Zuspruch hat letztendlich niemand aus dem Organisationsteam gerechnet.

In den vergangenen Tagen hätte es eine regelrechte "Explosion" an Anmeldungen gegeben. Neben Startern aus der Region wollten Läufer aus Russland, China, Brasilien, Taiwan, Costa Rica, Kanada, England, Frankreich und Irland beim Seelbacher Virtual Run dabei sein.

So international ist der Sonnwendlauf noch nie gewesen. Auch die vielen Sponsoren sind geblieben und haben den virtuellen Lauf unterstützt. Dieses Engagement zeuge von dem großen Stellenwert des Sonnwendlaufs, freut sich das gesamte Organisationsteam.

Um Punkt 20 Uhr eröffnet Lokalmatador und Iron-Man-Teilnehmer Jochen Burkart den Sonnwendlauf mit einem "Pistolenschuss". Thomas May, Christian Ebert und noch drei weitere Läufer starten unter dem Applaus und die Anfeuerung von ein paar Zuschauern und natürlich den Schmieders von ihrem VIP-Balkon.

Auf dem Platz neben dem Sportheim beginnt fast zeitgleich die Aroha-Gruppe des TV-Seelbach mit einer Übungseinheit. Dieses ist ihre Art an dem Lauf teilzunehmen. Unter der Leitung von Siggi Schnurr absolviert die Gruppe eine – nicht weniger – anstrengende Sportstunde.

300 Lauf-Videos aus der ganzen Welt

Da bei dem virtuellen Lauf die Strecke und die Länge frei wählbar waren und jeder alleine für sich lief, wurden die Teilnehmer gebeten, ihre "Laufimpressionen" zu senden. Diese wurden anschließend in einer zweiten Onlinesendung am Samstag präsentiert.

Rund 300 Videos und viele Bilder haben die Läufer aus der Region, Deutschland und der ganzen Welt geschickt. "Wir sind überwältigt", sagt Thomas May am Samstag. "Auch eine Corona-Pandemie kann den Seelbacher Sonnwendlauf nicht stoppen", ergänzt Sebastian Gehring. Trotzdem hoffen die Organisatoren, dass die 15. Ausgabe wieder ganz normal starten wird – mit vielen Fans und toller Feststimmung.

Von der Idee bis heute

Die Idee für den Sonnwendlauf wurde bei dem Neujahrsempfang 2006 auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Klaus Muttach geboren. Der erste Sonnwendlauf fand dann 2007 mit circa 400 Teilnehmern statt. In den vergangenen 14 Jahren hat sich der Sonnenwendauf zu einer beliebten Veranstaltung mit vielen Teilnehmern und noch mehr Fans entwickelt.