Corona: Bernd Wagner führt die Feuerwehr Seelbach mit sicherer Hand durch die Krise

Von Herbert Schabel

Seelbach. Vom gewohnten Feuerwehralltag können die Aktiven der Seelbacher Wehr zurzeit zurzeit nur träumen – für sie hat sich Vieles verändert. Die Brandbekämpfer sind in einer schwierigen Situation: Auch in Corona-Zeiten müssen sie bereit sein, wenn ein Alarm eingeht. Dafür üben dürfen sie aber nicht. Kommandant Bernd Wagner sieht sich noch vor eine weitere Herausforderung gestellt, nämlich die Umstellung von alltäglichen Abläufen zum Not-Modus zu organisieren und zu moderieren.

Auf die Frage, was das größte Problem für die Feuerwehrleute seit Ausbruch der Pandemie ist, muss der 53-Jährige nicht lange überlegen: Dass man sich nicht mehr treffen kann. Ihr über Jahrzehnte erworbenes Knowhow würden die Aktiven zwar nicht verlieren, wenn sie ein paar Wochen nicht proben können. Doch im Ernstfall brauche es mehr als individuelles Fachwissen – dann sei eine fein abgestimmte Teamleistung erforderlich.

Für Feuerwehrleute sei es einfach wichtig, sich gegenseitig einschätzen und blind aufeinander verlassen zu können. "Man muss wissen, wie der andere denkt", stellt Wagner fest. Deshalb bereitet es ihm durchaus Sorgen, dass seit Mitte März nicht mehr gemeinsam geprobt worden ist. Lange dürfe dieser Zustand nicht mehr anhalten, sagt er in einem Telefonat mit unserer Redaktion. Zumal natürlich auch die Kameradschaft leide, wenn man sich nicht mehr sieht.

Immerhin: von den Lockerungen der Corona-Regeln in jüngster Zeit profitieren auch die Feuerwehren. Neuerdings sind der Feuerwehr Seelbach zumindest Proben in Kleingruppen von jeweils sechs Aktiven wieder erlaubt.

Die Wehrleute haben ihren Dienst von Anfang an an die empfohlenen Schutzmaßnahmen zur Vermeidung einer Infektion angepasst. Deshalb sind die Feuerwehrhäuser geschlossen; bei Einsätzen tragen die Aktiven Masken. Man habe ja auch eine Vorbildfunktion, verweist Wagner auf die Rolle der Feuerwehr als gesellschaftlicher Pfeiler in der Krise. Ein Fahrzeug der Abteilung wurde auch genutzt, um die Bürger per Lautsprecheraufruf um die Einhaltung der Corona-Regeln zu bitten. Zu Einsätzen musste die Wehr seit Ausbruch der Pandemie dreimal ausrücken, der größte Einsatz war die Rettung einer Hausbewohnerin mit der Drehleiter am 25. März in Seelbach.

Rund 100 Aktive hat die Seelbacher Feuerwehr, die jederzeit parat stehen, obwohl womöglich auch sie berufliche oder private Sorgen wegen der Corona-Krise haben. Wagner betont, dass es eine hervorragende, top-motivierte Truppe sei. Um dann doch irgendwie den Kontakt zu halten, hat man Mitte März digitale Proben und Übungen eingeführt, in denen Themen wie Erste Hilfe oder Atemschutzunterweisung besprochen werden. Außerdem verschickt Wagner regelmäßig E-Mails an die Aktiven, um sie auf dem Laufenden zu halten. Zusätzliche Aufgaben hat er als Mitglied im erweiterten Krisenstab der Gemeinde.

In die Feuerwehr ist der Seelbacher mit 18 Jahren eingetreten, weil er anderen Menschen gern helfe, wie er erzählt. Von Beruf ist Wagner Polizeihauptkommissar.

Bei einer Wahl, zu der die Julabo-Stiftung und die Internetplattform "Gemeinsam im Schuttertal" aufgerufen hatten, ist er unter die "Helden im Schuttertal" gewählt worden: Menschen, die in der Corona-Krise anpacken und die Gesellschaft so mit am Laufen halten.