Das Gasthaus im Ortskern steht seit einigen Jahren leer. Foto: Kiryakova

Wirtschaft: Traditionsreiches Gasthaus-Gebäude ist an Investor verkauft worden

Seelbach - Das Gebäude des Gasthauses "Zum Engel" in der Seelbacher Ortsmitte ist im April verkauft worden, da die Gemeinde auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet hat. Jetzt hat der Gemeinderat diskutiert, wie es dort weitergehen soll.

Das Gasthaus, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, wurde für 200000 Euro an einen Investor veräußert, der dort neuen Wohnraum schaffen will. In der Diskussion der Räte ging es vor allem um den Erhalt des ortsbildprägenden und mit der Geschichte Seelbachs verbundenen Hauses an der Mündung der Geroldsecker Straße. Auch die Verwaltung möchte, dass die Fassade erhalten bleibt.

Auf Antrag der SPD-Fraktion ist darüber hinaus ein weitergehender Beschuss im Rat verabschiedet worden: Eine Kommission aus Vertretern der drei Fraktionen soll in die Gespräche zu den Umbauplänen des Investors eingebunden werden. Vorausgesetzt, der Investor stimmt zu.

Bauamtsleiter Rainer Walter erklärte, dass das Gebäude im Sanierungsgebiet liege. Für die Ortsmitte existiere kein Bebauungsplan und für das Grundstück des Gasthauses liege kein konkreter Plan für eine notwendige Sanierung vor. Daher sei eine rechtliche Bewertung nicht einfach. Im Jahr 2012 sei man davon ausgegangen, dass das Gebäude unter Denkmalschutz stehe. Daher habe die Gemeinde kein konkretes Ziel für den "Engel" formuliert.

Kein denkmalgeschütztes Objekt

Eine neuere Untersuchung durch die Denkmalschutzbehörde hat indes ergeben, dass es sich um kein denkmalgeschütztes Objekt handelt. Sowohl der Gemeinderat als auch die Verwaltung sind aber trotzdem der Meinung, dass das Gebäude von außen erhalten bleiben soll, wie die Sitzung gezeigt hat.

Rathauschef Thomas Schäfer erklärte, dass die Verwaltung in einem guten Kontakt mit dem Käufer stehe. Man gehe davon aus, dass in der Ortsmitte bezahlbare Wohnungen entstehen könnten. "Wir möchten einen Konsens finden", so Schäfer. Der Käufer werde prüfen, ob das Haus zum Teil abgerissen werden muss oder saniert werden könne. Dabei spielten auch wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle.

Wolfgang Himmelsbach (SPD) betonte nach einer Beratungspause, dass die SPD-Fraktion den Verzicht der Gemeinde auf das Vorkaufsrecht akzeptiere, wenn die vorgeschlagene Kommission eingerichtet und an den Plänen zur Modernisierung beteiligt wird. Dieser Antrag wurde in der Sitzung dann auch einstimmig angenommen. Auch der Vorschlag der Verwaltung wurde beschlossen, einen eigenen Bebauungsplan "Gasthaus Engel" aufzustellen, und zwar im beschleunigten Verfahren.

Das "Engel"-Gebäude wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Ein genaues Datum ist nicht überliefert. Wäh- rend der Badischen Revolution 1848/49 wr das Gasthaus das Versammlungslokal der Seelbacher, die mit den Ideen Friedrich Heckers sympathisierten. Anfang der 1930-er Jahre baute der damalige Besitzer Franz Geiger einen Tanzsaal. Es gab Tanzveranstaltungen, außerdem diente der Saal Vereinen für Treffen. Von 1961 bis 1978 bewirteten Dora und Alois Schäfer die Seelbacher im "Engel". Sohn Karl-Heinz führte den Betrieb bis 1984. Danach folgten mehrere Pächter. Seit einigen Jahren steht das Gasthaus nun leer.