Zu den Funden, die bei Ausgrabungen auf der Lützelhardt gefunden wurden, gehören unter anderem Gefäße, Waffenteile oder auch Münzen. Fotos: privat Foto: Lahrer Zeitung

Ausstellung: Ausgrabungsfunde auf der Lützelhardt sollen Platz im umgebauten Rathaus finden

Wenn ab Ende des Jahres das Seelbacher Rathaus umgebaut wird, wird nicht nur der Kreuzgang reaktiviert oder ein Aufzug eingebaut. Seelbach soll auch einen "Spiegel der Vergangenheit" bekommen: eine Ausstellung mit Funden von der Lützelhardt.

Seelbach. Wolfgang Himmelsbach ist ein Gesicht des Projekts. Der Seelbacher Gemeinderat hat die Aufgabe bekommen, Spenden für die Realisierung der Ausstellung zu sammeln. 95 000 Euro sind die Gesamtkosten, jeweils 30 000 Euro übernehmen Gemeinde und die Regionalstiftung der Sparkasse Offenburg/Ortenau, 5000 Euro das Büro Wwg-Architekten. Bleiben noch 30 000 Euro, die Himmelsbach bis Mai diesen Jahres sammeln muss. Dann sollen bereits die ersten Aufträge vergeben werden.

Die Funde hat der Lahrer Zeichenlehrer Karl Hammel in den Jahren 1926 bis 1929 bei Ausgrabungen auf der Burgruine aufgespürt. Zu ihnen gehören Gefäße, Waffenteile, Geräte, Silbermünzen, eine aus Bein gefertigte Schachfigur oder auch ein aus Knochen geschnitzter Spielstein mit einer Drachendarstellung. Gemäß der damals bestehenden Rechtssituation gelangten die Funde in den Besitz der Ortsgruppe Seelbach des Schwarzwaldvereins, die sie dem Lahrer Museum in der Villa Jamm als Dauerleihgabe zur Verfügung stellten.

Himmelsbach wusste schon sehr lange von den Funden und interessiert sich für sie. Zu der Ruine hat er ohnehin ein lange Beziehung: "Als wir Kinder waren, war die Lützelhardt unser Spielplatz." Seitdem er 1984 in den Gemeinderat gewählt wurde, versuchte die SPD-Fraktion die Stücke nach Seelbach zu holen. Es fehlte aber an einem geeignten Ort. Die Möglichkeit, die Objekte im Bahnhöfle auszustellen, zerschlug sich schnell, da das Gebäude für die wertvollen Stücke zu unsicher gewesen wäre. Nun passte es zeitlich, da auch Lahr mit dem neuen Stadtmuseum ein neues Konzept an den Start bringt und zugleich der Umbau des Seelbacher Rathauses geplant wurde. Nachdem der Gemeinderat von der Wichtigkeit der Funde überzeugt werden konnte, wurde mit der Planung begonnen. "Endlich", wie Himmelsbach sagt.

Der Seelbacher Schwarzwaldverein hat die rund 50 Objekte der Gemeinde geschenkt, sodass die Verantwortung nun im Rathaus liegt. Bevor die Stücke ausgestellt werden können, müssen sie allerdings restauriert werden. Wie sich bei einer Begutachtung im Sommer 2017 herausstellte, sind die Exponate aus zum Beispiel Metall, Holz und Knochenmaterial beeinträchtigt.

Experten bewerten die Funde erstmals

Zudem werden sich in diesem Zuge erstmals Experten auch wissenschaftlich mit den Objekten auseinandersetzen. Daran beteiligt ist Niklot Krohn, ein Freiburger Historiker und Archäologe, der auch die Gesamtplanung vorangetrieben hat. Die wissenschaftliche Bearbeitung liegt in den Händen des Kirchzartener Archäologen Heiko Wagner. Die Restauration übernehmen die Karsruher Fachrestauratorin Lucie Selb und Regine Dendler. "Die Restauration ist sehr zeitaufwendig", weiß Himmelsbach. Deshalb ist es wichtig, schon früh damit zu beginnen, auch wenn der Umbau des Rathauses rund zwei Jahre dauern soll.

"Mehr als zehn Prozent der Spendensumme habe ich schon zusammen", sagt Himmelsbach, der zu diesem Zweck extra mit Walter Vetterer eine Broschüre für das Projekt zusammengestellt hat, in der er die Hintergründe und Pläne ausführlich erklärt. Rund zwei Wochen habe er daran gearbeitet und richtig viel Herzblut reingesteckt. Die Broschüre möchte er jetzt in Seelbach herumschicken und verteilen. Auch an der Tourist-Info sollen sie ausliegen. Wenn erst einmal alle von dem Projekt wissen, möchte Himmelsbach ordentlich "Klinken putzen" gehen, um den Rest der Summe zu bekommen. Unterstützt wird er dabei auch von Alfred Himmelsbach, seinem Gemeinderatskollegen von der CDU. Wolfgang Himmelsbach merke bereits jetzt, dass das Interesse der Bürger geweckt ist.

Der 65-Jährige ist überzeugt von dem Konzept. "Es soll lokale Geschichte sichtbar machen." Diese sei wichtig. Um die Gegenwart zu begreifen, müsse man die Vergangenheit kennen. "Nur so können wir auch Entscheidungen treffen, wo wir in Zukunft hinwollen."

Wer spenden möchte, kann unter dem Verwendungszweck "Lützelhardtstube beim Bürgersaal" folgende Konten nutzen: Sparkasse Offenburg/Ortenau, GemeindeSeelbach, IBAN: DE 2766 4500 5000 7708 0530 oder Volksbank Lahr, Gemeinde Seelbach, IBAN: DE 2668 2900 0000 1580 3002.

Die rund 50 Objekte sollen in einem Raum im umgebauten Rathaus untergebracht werden, der direkt an den neuen Bürgersaal grenzen wird, der sich dann im Erdgeschoss befindet. Die "Lützelhardtstube" soll nur rund 19 Quadratmeter groß sein. Damit trotzdem genug Ausstellungsfläche zur Verfügung steht, gibt es aber einen Clou, der dem Projekt auch den Titel "Spiegel der Vergangenheit" gibt. Denn die Wand zum Bürgersaal wird eine große Glasvitrine sein, sodass die Funde von beiden Seiten aus betrachtet werden können. Diese Wand trennt die Gegenwart, also die demokratischen Entscheidungen, die im Bürgersaal getroffen werden, von der Vergangenheit. Einer Zeit, in der Entscheidung aufgezwungen wurden. Durch den Blick in diesen "Spiegel" sollen sich die Gemeinderäte der Vergangenheit bewusst werden, um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.