Schönberg - Die Ruine oberhalb des Schönbergs ist am Sonntag fast gestürmt worden. Der Burgverein hätte sich bei der 28. Auflage des alljährlichen Festes in und um die Hohengeroldseck wohl kein besseres Wetter wünschen können.

Um die Mittagszeit nahmen viele Besucher den Weg von der Passhöhe auf den Berg auf sich. Wer sich einigermaßen auskennt, der folgte der Ritterfigur an der Abzweigung zum "Geroldsecker Burgpfad" und dem ausgeschilderten Fußweg zur Ruine. Die Feuerwehr der Gemeinde Seelbach hatte zwar Parkplätze auf der Wiese unterhalb der Burg eingerichtet, zahlreiche Gäste kamen jedoch zu Fuß.

Auf der Burg empfing der Ortschaftsrat des Fleckens Schönberg die Wanderer oder – je nach Sicht Spaziergänger – mit Most und Speck. Für etwas ungewohnte Klänge sorgten um die Mittagszeit auf der Bühne unweit des Aufgangs in den Vorhof die "Dixilarius City Stompers". Auch wenn die Klänge zu den Urtönen des Jazz zwischen 1900 und 1920 gehören, mittelalterlich war das Spektakel nicht, was die Gäste aber dennoch mit viel Applaus goutierten.

Es traten den Tag über die "Line Dancers" aus dem Lahrer "Wilden Westen" – in Cowboyhüten und dem passenden Dress oder die "Prinzbach Highlanders" auf. Deren Sackpfeifen sind, archäologisch belegt, etwa 1200 vor unserer Zeit entstanden. Also gut 2000 Jahre vor dem Beginn des Mittelalters. Später unterhielt Heribert Heise aus Seelbach die Besucher mit der Gitarre.

Nach der Verköstigung kamen die jüngeren Besucher auf ihre Kosten. Das hölzerne Karussell ist beim Burgfest längst ein Klassiker, samt dem Antrieb, den Mitglieder der Seelbacher Jugendfeuerwehr mit Muskelkraft und einem modernen Kettenantrieb samt einer Untersetzung bewerkstelligten. Um die Ecke wartete der "Ruprechtstock", einst ein Gefängnis der Herren von Geroldseck. Am Sonntag gab es da zu jeder vollen Stunde Märchen. Gegenüber konnten Kinder Burgen abschießen. Aufgereiht standen Miniaturen der herrschaftlichen Sitze der Geroldsecker, die umklappten, wenn die Armbrustschützen das Ziel trafen.

Auf der den Aufgang gegenüberliegenden Seite des Vorhofs boten dann Kunsthandwerker und Händler alles mögliche feil, was sich Besucher heute unter Mittelalter vorstellen. Es gab Produkte aus Wolle, Leder, Ton oder Holz, einen Töpfer, einen Waffenschmied und den Stand der Geroldsecker Ritterschaft.

Waffenschmiede erstmals im Jahr 1280 erwähnt

Die letzteren rekrutieren sich aus dem Burgverein. Die Waffenschmiede kann den Anspruch erheben, dass sie fast so alt ist wie die jetzige Ruine. Die erste urkundliche Erwähnung der Geroldsecker Waffenschmiede stammt aus dem Jahr 1280. Der herrschaftliche Sitz der Geroldsecker oberhalb des Passes zwischen Schuttertal und Kinzigtal ist um 1250 mit einem Palas (Wohnturm) fertiggestellt worden. Der heute zum größten Teil fehlende zweite Palas ist erst nach der Teilung der Herrschaft 1277 gebaut worden.

Zum Fest, das seit einem Dutzend Jahren das mittelalterliche Flair hat, gehören Gaukler und anderes fahrendes Volk genauso zum Spektakulum – neben den Handwerkern. Den Rundgang rundete so das Zelt einer Wahrsagerin ab und am Aufgang in den eigentlichen Burghof gab es eine Feuershow.

Die Veranstalter, der Verein zur Erhaltung der Burgruine Geroldseck samt allen Beteiligten, die von weiter her gekommen waren, dürften mit dem Besuch den ganzen Tag über mehr als zufrieden gewesen sein. Es war bereits um die Mittagszeit richtig voll und der Zustrom auf die Burg nahm da erst richtig Fahrt auf.

Info: Burg-Geschichte

Der Name "Schloss Geroldseck" stammt aus dem Roman "Der Abentheuerlicher Simplicissimus – Teutsch" von Hans Jakob Christoffel Grimmelshausen. Walter I. von Geroldseck baute die Anlage – damals sicher nicht befestigt – um 1240 bis 1250 als repräsentativen Sitz seiner Herrschaft. Einen Turm, der eine mittelalterliche Burg kennzeichnet, hatte das Anwesen mit den zwei Wohntürmen (Palas) nicht. 1599 zog Jakob von Geroldseck von der Höhe in das Seelbacher Schloss Dautenstein. 1689 wurde die Burg von den Franzosen im Zuge des pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört. Das Inventar und die Decken wurden durch Feuer vernichtet. Für den Verfall des verlassenen Sitzes sorgten Bauern. Die Ruine war ein Steinbruch. An der Wende zum 20. Jahrhundert gab es den ersten Versuch einer Restaurierung. Seit 1958 ist der "Verein zur Erhaltung der Burgruine Geroldseck" dafür verantwortlich. Der Erlös des Burgfests dient dem Erhalt der Ruine.