Chaos in der Zahnarztpraxis: Angstpatient März (mit blutigem Latz) blickt fassungslos auf die bewusstlose Frau Seiler, der Zähne gezogen werden sollen. Foto: Baublies

Das Stück "Al Dente" des Theaters Kehl sorgt für ein volles Bürgerhaus und viel Applaus

Seelbach - Die Stimme aus dem Off hat den Besuchern im Bürgerhaus eine "bissfeste Komödie" angekündigt. "Al Dente", ein Stück der alemannischen Bühne Kehl hielt dieses Versprechen ein und sorgte im Rahmen der Kulturtage für ein volles Haus.

Das Vorzimmer einer etwas heruntergekommenen Zahnarztpraxis samt den zu erwartenden Charakterzeichnungen, bot am Freitagabend alles, was das Leben rund um den Gang zum Zahnarzt mit sich bringen kann. Die Autoren Sigi Schwarz und Hugo Rendler haben ein Dilemma nahezu klassisch gelöst. Gewalt gehört nicht direkt auf die Bühne, sondern wird indirekt berichtet. (Kunst-)Blut ist zwar zu sehen, ansonsten zeugen aber nur Schreie hinter – nicht ganz verschlossenen – Türen davon, was ängstlichen Menschen beim Zahnarzt wohl passieren muss.

Der heimliche Star am Anfang des Zweiakters ist Elfi Groß (Christine Brodowski), die Sprechstundenhilfe. Sie hat alles im Griff und kümmert sich den "Angstpatienten" März (Johannes Bühler), einen überdrehten und nervigen Pharmavertreter namens Schönfeld (Ingo Stiefel), die "Dauerpatientin" Frau Seiler (Bärbel Simm-Hopler) und Herrn Adam (Martin Oehler), der möglicherweise Interesse an der Praxisnachfolge haben könnte. Elfi Groß selbst hat Interesse am Privatpatienten Anselm Berg, "selbstständiger Schreiner", der von ihr eine Vorzugsbehandlung bekommt.

Ihr Chef Dr. Wenzel (Markus Herrel) ist offensichtlich mit dem Beruf des Zahnarztes überfordert. Woran die anstehende Scheidung mit der "künftigen Ex-Frau" Marie-Luise Wenzel (sehr resolut gespielt von Ingrid Scheer) nicht ganz unschuldig ist. Auch ein Brief, der von "Kuckuckskindern" fabuliert, ist nichts für die doch eher schwachen Nerven des Herrn Doktor.

Innerhalb weniger Minuten sind alle Charaktere – zugegeben, etwas grob geschnitzt – auf der Bühne zugegen. Das gesamte Stück "Al Dente" lebt vom Wortwitz der Dialoge und der durchweg soliden Leistung der Darsteller. Das Alemannisch dürften auch "Hergeloffene" verstanden haben.

Richtig gut kamen beim Publikum die immer wieder unpassenden Auftritte von Herrn März an, vor allem die zunehmende Anzahl der Blutflecken auf dem Latz.

Die Gäste, das war an viel Gelächter und am Ende beim Schlussapplaus nicht zu überhören, hatten an "Al Dente" sichtlich Vergnügen – der Schwank hatte am Freitagabend für ein volles Haus gesorgt.

Info: Al Dente

"Al Dente" ist ein kulinarischer Begriff aus dem Italienischen und kann mit "bissfest" übersetzt werden. Er bezeichnet die Konsistenz, in der Teigwaren, Pasta, Reis und Gemüse in der italienischen Küche zubereitet werden. Die Zutaten müssen gar, aber dürfen nicht zu weich, klebrig oder zerkocht sein.