Das historische Theaterstück zu Beginn des Katharinenmarkts im Jahr 1961: Seitdem hat sich, gerade beim Marktgeschehen, einiges verändert. Foto: Archiv

Maria Himmelsbach besucht das Fest schon seit mehr als 80 Jahren

Maria Himmelsbach wohnt zwar inzwischen in Schuttertal. Geboren ist sie aber in Seelbach. Und als echte Seelbacherin hat sie seit mehr als 80 Jahren keinen Katharinenmarkt ausgelassen. Eines wird klar: Früher tickten die Uhren noch etwas anders.

Seelbach. Wenn die heute 84-Jährige, jüngste Tochter der Seelbacher Eheleute Franz und Rosalia Faißt, vom "Kätterlismärkt" erzählt, strahlen ihre Augen. Keinen einzigen Markt hat sie bisher ausgelassen, auch in diesem Jahr fiebert sie dem großen Ereignis schon entgegen.

Aufgewachsen ist sie mitten im Dorf. Zuerst wohnte sie in der Hauptstraße, danach im sogenannten "Schelmenloch", der Geroldseckerstraße. Seit ihrer Kindheit freute sie sich gemeinsam mit ihren sieben Geschwistern auf das große Seelbacher Ereignis. Insbesondere sehnten sich die acht Geschwister nach dem Kinderkarussell, der Schiffschaukel und dem Kettenkarussell auf dem Markt. Von ihrer "Geddel" (Patentante) und ihrem "Geddi" (Patenonkel) hätten sie jedes Mal am Katharinenmarkt je 50 Pfennig Taschengeld bekommen, somit hatte jedes der "Faißte-Kinder" eine Mark, die sie ausgeben konnten. Das reichte damals, um den geliebten "Bärendreck" (Lakritze), gebrannte Mandeln oder Zuckerwatte zu kaufen, erzählt Himmelsbach freudig.

Jedoch machten sich die Geschwister, wie auch viele andere Kinder, jeweils früh morgens vor Marktbeginn mit Stecken bewaffnet auf den Weg ins Dorf, um damit unter den Ständen das schmutzige Papier wegzustochern, immer auf der Suche nach auf dem Boden liegengebliebenen Geldstücken. Insbesondere wurden die Geschwister unter dem Kettenkarussell fündig, manchmal fanden sie so insgesamt ungefähr fünf Mark pro Markttag, die sogleich wieder für Süßigkeiten ausgegeben wurden, berichtet Himmelsbach mit einem Lächeln. Damals hätten ihre Eltern wie auch viele andere kein Geld gehabt, um ihren Kindern Taschengeld zu geben, auch nicht am Katharinenmarkt, erzählt sie. Ihr Vater Franz vermietete an den Markttagen im Hof in der Hauptstraße sogar Fahrradabstellplätze, die er dann den ganzen Tag bewachte. Für jedes Fahrrad bekam er 50 Pfennig. Ein guter Nebenverdienst, kamen doch sehr viele Marktbesucher mit ihrem Rad nach Seelbach.

An die von Spendern gestiftete "Kätterlismärktwurst" erinnert sich Himmelsbach sehr gerne. Diese bekamen die Kinder jedes Jahr umsonst. Sie erinnert sich auch gerne an die Märkte, als sie sich mit ihren Geschwistern und ihrem Vater Franz im Gasthaus Rössle traf, um den Marktbeginn zu feiern. Und ihre Mutter Rosalia hätte jedes Jahr am Katharinenmarkt Unterwäsche, Socken und Schürzen für die ganze Familie gekauft, die sie an Weihnachten verschenkte.

Bis vor drei Jahren hat sich Maria Himmelsbach regelmäßig am Katharinenmarktmontag mit ihren Geschwistern verabredet. Teils reisten dafür sogar eigens ihre Brüder Fritz und Hermann aus Bad Säckingen und Lindau am Bodensee in ihr Heimatdorf. Diese lieb gewordene Tradition sei jedoch aus verschiedenen Gründen nun leider nicht mehr möglich, jedoch will die Seelbacherin auf jeden Fall den Markt besuchen und ist sich sicher, dort wieder Schulkameraden, Freunde, Verwandte und Bekannte zu treffen.

INFO

Seelbach im TV

Im Rahmen der Sendung "Landesschau Baden-Württemberg" weist der SWR heute, Donnerstag, ab 18.45 Uhr auch auf den Katharinenmarkt hin, der von Samstag bis Montag, 25. bis 27. November, stattfindet. Dabei werden die Hintergründe der Festivitäten, das Theaterstück und auch die rund 250 Marktstände beleuchtet. Unter anderem erklärt der Beitrag laut Mitteilung auch, wie die zehn Meter lange Katharinenwurst entstand.