Foto: Baublies

Für den Umbau ist Richtfest gefeiert worden

Seelbach - Der Dachstuhl über der ehemaligen Metzgerei im Seelbacher Rathaus ist fertig, sodass das Richtfest gefeiert werden konnte. Die Zimmerleute erzählten die Geschichte des Gebäudes in gelungenen Versen.

Bei der ersten Planung der Sanierung war ein neuer Dachstuhl gar nicht vorgesehen. Wegen der schlechten Bausubstanz, die erst nach Beginn der Arbeiten erkennbar wurde, hat man dann aber doch beschlossen, auch das Gebälk zu erneuern. Diese Maßnahme und die ebenfalls unvorhergesehene Erneuerung des Bodens in der Bücherei haben die Kosten in diesem zweiten Ausschreibungspaket um 143 000 Euro erhöht. Bürgermeister Thomas Schäfer hatte vom Gemeinderat Anfang Juli die Ermächtigung erhalten, die Aufträge zu erteilen. Der Eigenanteil der Gemeinde beträgt dabei knapp 77 000 Euro. Den anderen Teil übernimmt die Städtebauförderung.

Architekt Christoph Wussler hatte die Notwendigkeit des Dachstuhl-Neubaus über dem Nordflügel im Rat so begründet: Die Kosten für ein neues Dach oder eine mögliche Sanierung seien in etwa gleich. Die Ratsmitglieder stimmten dann auch zu, überzeugt, dass die Arbeiten in einigen Jahren umso aufwendiger nachgeholt werden müssen, sollte jetzt nicht ein neuer Dachstuhl gebaut werden.

Verwaltung soll im Herbst 2020 wieder ins Rathaus einziehen

Der Zeitplan hat sich indes nicht verändert: Im Herbst 2020 sollen die Rathausmitarbeiter wieder in das ehemalige Kloster zurückkehren.

Die Zimmerleute erzählten die Geschichte so: Anno 1735 seien die Franziskaner dort eingezogen, um eigentlich ewig zu bleiben. Dem stand aber die Säkularisation im Jahr 1813 im Wege, in deren Zug das Seelbacher Kloster der Franziskaner aufgelöst wurde. Napoleon Bonaparte, der die deutsche Kleinstaaterei im Großen und Ganzen beseitigte, ließ den reichsunmittelbaren Flecken Seelbach aber ansonsten unberührt.

Die Zimmerleute hatten sich gut vorbereitet. In Reimen gaben sie die Geschichte des Klosters vom Neubau im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts bis zur aufwendigen Renovierung des Verwaltungssitzes der Gemeinde Seelbach in der Gegenwart wieder. Neudeutsch spricht man von "Nutzungsänderung", als die Mönche das Haus verließen und dort daraufhin eine Fabrik statt Kontemplation betrieben wurde. Die Fabrik war vom Pech verfolgt. Das Kloster wurde dann eine Volksschule, ein Armenhaus und hatte sogar einmal einen eigenen Kerker. Ein Gewinn, so der Richtspruch, sei die Umwidmung des Klosters nach Schule und Armenhaus zum Verwaltungssitz der Gemeinde: "Statt Mönche saßen nun Beamte drin."

Info: Franziskaner als weise Männer

Einen Blick in die Zukunft hatten die Zimmerleute beim Richtspruch des Seelbacher Rathauses auch parat: "Und dann, nach der Jahre zwei; geben wir das Rathaus wieder frei, ganz neu und schön erstrahlt es nun, doch Ratsherren, nicht um auszuruhen, sollt ihr und der Verwaltungstross, dann schaffen hier im Bürgerschloss: Der Kreuzgang der alten Franziskaner, sei Euch ein ewiger weiser Mahner. Wo einst die frommen Mönche lebten, sollt Ihr dann Rat und Hilfe geben!"