Zum letzten Mal im Einsatz waren am Montag (von links) Sami Pasha, Techniker Herbert Lutz, Justin Grethel, Kay-Uwe Martens, der Initiator von Seelbach TV, und Tim Trahasch. Foto: Weber

Gemeinderat beschließt einstimmig das Ende für das Projekt nach 13 Jahren

Die Gemeinderatssitzungen aus Seelbach wird es künftig nicht mehr im Internet zu sehen geben. Das Gremium hat bei seiner Sitzung am Montag wie erwartet das Aus für Seelbach TV beschlossen. Die Entscheidung fiel den Beteiligten nicht leicht.

Seelbach. Das Team von Seelbach TV war bei der Sitzung vor Ort und hielt mit zwei Kameras die Diskussion und den Beschluss fest. Übertragen wurde die Sitzung bereits nicht mehr. Mit dabei war auch der Initiator des Projekts, Kay-Uwe Martens von der Hochschule Kehl, für den Seelbach TV stets eine Herzensangelegenheit war, wie Bürgermeister Thomas Schäfer und er selbst sagten. Martens dankte dem Gemeinderat, dass er den Mut gehabt hat. Kaum ein Gremium in ganz Baden-Württemberg habe damals mitmachen wollen.

Auch die Schüler der neunten Klasse der Werkrealschule, Sami Pasha, Justin Grethel und Tim Trahasch, die Seelbach TV zuletzt auf Sendung gehalten hatten, bedauerten das Ende. "Wir haben viel gelernt dabei, nicht nur technische Dinge." Durch die Teilnahme an den Sitzungen und das Erleben der Lokalpolitik aus nächster Nähe habe sich ihr Blick auf Seelbach verändert. "Wir hätten gerne weiter gemacht", so Trahasch.

Dazu wird es nicht kommen. Der Gemeinderat beschloss das Ende von Seelbach TV einstimmig. Bürgermeister Schäfer ging nochmals auf die Gründe (siehe Info) ein, weshalb seiner Meinung nach der Zeitpunkt gekommen sei, sich von dem Projekt zu verabschieden. "Wir waren Vorreiter auf dem Gebiet und wir haben auch in Stuttgart um Seelbach TV gekämpft", sagte er. Der Kampf um Rechtssicherheit für eine Übertragung im Netz und bessere Datenschutzbestimmungen blieb aber erfolglos. Künftig soll ein besseres Ratsinformationssystem im Internet die Bürger mit allem rund um den Gemeinderat versorgen, inklusive eines Archivs.

Daniel Janka (CDU) bedauerte das Aus aus politischer und persönlicher Sicht. Als Lehrer und Rektor des Bildungszentrums hat er Seelbach TV selbst seit 13 Jahren begleitet. Rund 30 Schüler seien über die Jahre dabei gewesen. Medienkompetenz und Demokratieverständnis seien durch Seelbach TV erfolgreich und anschaulich vermittelt worden. Die Gründe für das Aus seien aber nachvollziehbar.

Martina Schweiß (SPD) sah es ähnlich. "Ich finde es vor allem schade, dass der Kontakt zu den Schülern abbricht." Sie hofft, dass künftig mehr Bürger die Möglichkeit wahrnehmen, den Sitzungen des Gremiums beizuwohnen. Albert Himmelsbach, Fraktionschef der Freien Wähler, äußerte Unverständnis über die Datenschutzrechtlichen Bestimmungen. "In unserer Zeit ist schon fast alles gläsern, und ausgerechnet dabei gibt es solche Einschränkungen."

Nach der öffentlichen Sitzung wurden die Kameras und der Computer verstaut – zum letzten Mal. Das Eqiupment wird der Hochschule Kehl zur Verfügung gestellt.

INFO

Die Gründe für das Aus

> Datenschutz: Durch den Verzicht auf die Übertragung der Bürgerfragestunde und vor allem aller Bauangelegenheiten fehlten reizvolle Tagesordnungspunkte.

> Zuschauer: 2016 sahen Seelbach TV im Schnitt zwischen null und fünf Personen, allerdings auch nur auszugsweise.

> Schüler: Es wurde immer schwieriger, Schüler für die Aufgabe zu finden und auch die Heimfahrt nach den Sitzungen zu organisieren.

> Technik: Die technische Ausstattung müsste deutlich verbessert werden, ebenso die Übertragungsgeschwindigkeit. Dies ist aber zu teuer.

> Gemeindeordnung: Bei der Änderung der Gemeindeordnung wurde die Übertragung nicht berücksichtigt und keine Rechtssicherheit geschaffen.