In einem Schweinemastbetrieb im Landkreis Emmendingen ist es zu einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest gekommen. Das Land will nun abklären, ob es sich um einen einzelnen Ausbruch handelt, oder ob etwa auch Wildschweine in der Region befallen sind. Foto: von Erichsen

Nach dem Ausbruch der Schweinepest im Landkreis Emmendingen wird die Region genau unter die Lupe genommen – auch Teile der Ortenau. In der nächsten Zeit werden auch hier die Jäger stärker gefordert sein.

Ortena - Rund um den betroffenen Betrieb in Forchheim haben am Freitag 20 Teams mit Jagdhunden nach Kadavern von möglicherweise befallenen Wildschweinen gesucht. "Ziel ist es, auszuschließen, dass das Virus aus dem Betrieb herausgekommen ist. Es wäre tödlich für Wildschweine", erläuterte Agrarminister Peter Hauk bei einem Vor-Ort-Besuch. Er betonte, dass es sich um reine Präventionsmaßnahmen handele. Bis Redaktionsschluss am Freitag waren die Suchteams offenbar nicht fündig geworden. "Dem Ministerium liegen bisher keine Informationen vor, dass Wildschweinkadaver gefunden wurden", erklärte Sebastian Schreiber, Sprecher des Ministeriums für Ländlichen Raum (MLR), am Nachmittag.

Insgesamt 2000 Hektar Wald werden abgesucht

Am Wochenende werden weitere Suchteams dazukommen, insgesamt sollen mit ihnen in den kommenden Tagen 2000 Hektar Wald abgesucht werden, informiert das Landratsamt Emmendingen am Freitag. Weitere – mehrere Tausend – Hektar offenes Gelände werden auf der Suche nach Wildschweinen zudem mit Drohnen überflogen, die mit Wärmebild-Kameras ausgerüstet sind. Abgesucht wird laut Ministerium das gesamte sogenannte Restriktionsgebiet – also die unmittelbar um den betroffenen Betrieb liegende Sperrzone und die weiterreichende Überwachungszone. Letztere erstreckt sich nach Norden bis in den südlichen Ortenaukreis hinein. Ein Blick in eine vom MLR zur Verfügung gestellte Karte zeigt: Rust und Ringsheim sowie Teile von Ettenheim liegen noch im Restriktionsgebiet.

Sollten in den kommenden Tagen keine verendeten Tiere gefunden und positiv auf die Schweinepest getestet werden, würde es darauf hindeuten, dass es sich bei dem Ausbruch tatsächlich nur um einen Einzellfall handelt. Die Region käme dann glimpflich davon. Bisher gelten innerhalb des Restriktionsgebiets strenge Regeln – allerdings nur für Betriebe mit Schweinehaltung oder Betriebe die mit Schweineerzeugnissen zu tun haben: Nichts kommt im Moment rein oder raus.

Wirtschaftlich wäre – auf die gesamte Region gesehen – damit noch kein großer Schaden entstanden. Denn weder im Landkreis Emmendingen, noch in der Ortenau spielt die Schweinehaltung eine tragende Rolle in der Landwirtschaft. "Insgesamt gibt es 459 Schweinehalter im Ortenaukreis, darunter zum Großteil kleine Betriebe", informiert das Landratsamt auf Anfrage unserer Zeitung. In der im Zusammenhang mit der Schweinepest deklarierten Restriktionszone in Ringsheim und Rust gebe es drei Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Tieren.

Schwarzwild wird künftig wohl schärfer bejagt

Über die Maßnahmen in der Restriktionszone hinaus sollen die Jäger in den umliegenden Landkreisen – also auch in der gesamten Ortenau – künftig jedes geschossene oder verunfallte Wildschwein auf die Schweinepest untersuchen lassen. Dafür müssen den Tieren Blutproben entnommen werden. Die Jäger sollen dafür mit Probenkits ausgestattet werden. "Das bedeutet einen richtigen Mehraufwand", konstatierte der Lahrer Kreisjägermeister Michael Jürgenmeyer am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung. Er befürchtet, dass der ein oder andere Jäger sich überlegen könnte, "ob er das noch mitmacht". Genaue Informationen zu der Testung lagen ihm am Freitag noch nicht vor.

Darüber hinaus würden die Jäger mit dem Hintergrund des Ausbruchs der Schweinepest in Forchheim künftig verschärft auf das Schwarzwild Jagd machen, vermutet Jürgenmeyer. "Nicht explizit um zu beproben, sondern um dem Wildschweinbestand Herr zu werden." Er rechnet mit mehr Revierübergreifenden Jagden, etwa im Sommer, nicht nur wie bisher im Herbst. Er erwartet zudem Erleichterungen für die Jagd. So etwa die Erlaubnis der Nachtjagd mit Nachtsichtgeräten.

Sollten sich in den kommenden Tagen und Wochen herausstellen, dass auch Wildschweine infiziert sind, würden höchst wahrscheinlich deutlich strengere Maßnahmen in der Region greifen. Das hatte Bernhard Bolkart, Präsident des badischen Bauernverbands BLHV, bereits am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung befürchtet. Dann würde das sogenannte Verbringungsverbot wohl auch für andere Erzeugnisse – wie Spargel und Erdbeeren oder auch Rindfleisch – gelten. Der wirtschaftliche Schaden wäre deutlich größer.