Paulina Ariza Suarez-Herrenknecht brauchte Zeit, ihre res­pektvolle Scheu vor den Deutschen abzulegen. Foto: privat Foto: Lahrer Zeitung

Serie "Im Ried angekommen": Paulina Ariza Suarez-Herrenknecht erzählt ihre Geschichte / Großer Respekt vor deutschen Tugenden

Von Hans Weide

Allmannsweier. Paulina Ariza Suarez-Herrenknecht kommt aus Kolumbien. Sie ist die Ehefrau des Unternehmers Martin Herrenknecht und lebt seit 1982 im Schwanauer Ortsteil Allmannsweier.

Sie spricht vier Sprachen, hat schon viele interessante und verantwortungsvolle Aufgaben wahrgenommen, unter anderem war sie auch in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, Betreuerin der Enkel des ehemaligen Staatspräsidenten von Kuba, Fulgencio Batista (1952-1958). Dazu kamen für die vielseitig engagierte und beschäftigte gebürtige Kolumbianerin unter anderem die Tätigkeiten als Übersetzerin, als Touristenführerin und als Telefonistin bei CANTV (Telekom Venezuela). Zurückblickend auf diese Zeit äußert sie heute, dass diese vielen Aufgaben sie sehr gefordert haben und nicht mit einem Achtstundentag bewältigt werden konnten. Dennoch denkt sie gern an diese Zeit, allein schon wegen der vielen Kontakte mit Menschen aus aller Welt. Dass sie nun schon mehr als 30 Jahre in Allmannsweier lebt, war von einem Zufall abhängig.

Für ihr besonderes Engagement bei CANTV erhielt sie 1978 eine Belohnung in Form einer Reise nach Miami in Florida. Im gleichen Hotel hielt sich auch der inzwischen in Sachen Tunnelbau weltweit führende Unternehmer Martin Herrenknecht aus Allmannsweier auf. Beide waren Frühaufsteher und so begegneten man sich noch vor 7 Uhr im Pool des Hotels, den sie um diese Zeit noch für sich allein hatten. Dieses morgendliche Bad war schließlich entscheidend für ihren weiteren Lebensweg und der Beginn ihrer Reise nach Deutschland. Das Weitere lässt sich denken.

Nach längeren vor allen Dingen brieflichen und telefonischen Kontakten, lud Herrenknecht die in Kolumbien geborene Paulina Ariza Suarez nach Allmannsweier ein. Zunächst wollte die Kolumbianerin damit eine weitere Sprache ihren bisherigen Sprachkenntnissen hinzufügen und Land und Leute kennen lernen. Dabei blieb es jedoch nicht, denn 1982 heiratete sie schließlich den Mann, dem sie vier Jahre zuvor beim morgendliche Bad in Miami begegnet war.

Rückblickend gibt sie zu, dass sie mit einer gewissen allgemeinen Voreingenommenheit über die Deutschen nach Allmannsweier gekommen ist. Diese Voreingenommenheit hat sich für sie nicht bestätigt. Im Gegenteil, sie spricht heute mit Hochachtung von den Deutschen, von Fleiß, Verantwortungsgefühl und von der vielseitigen deutschen Tüchtigkeit, die für sie unnachahmlich in der gesamten Welt ist. Deshalb ist sie auch froh, dass ihre drei Kinder in Deutschland aufgewachsen sind und somit im Sinne dieser Eigenschaften erzogen wurden. Obwohl sie nicht nur von der Familie ihres Mannes, sondern auch von den Menschen im Ried freundlich aufgenommen wurde, hat ihre gerade diese Tüchtigkeit der Deutschen gewisse Schwierigkeiten bereitet. "Ich hatte zu viel Respekt vor ihnen", sagt sie dazu.

Nach ihren Worten war es für sie deshalb anfänglich eine sehr schwere Zeit. Ohne ihre Familie, Freunde und Bekannte in Kolumbien und Caracas und ohne ihre bisherigen beruflichen Tätigkeiten fühlte sie sich zunächst sehr einsam. Hinzu kam das andere Klima vor allen Dingen die teilweise sehr unfreundlichen Wintermonate. Hilfreich erwiesen sich dabei ihre Kontakte zu den damals in Lahr stationierten kanadischen Streitkräften, und die Unterstützung durch viele Allmannsweierer, wobei sie besonders die Familie Blum nennt.

Besser wurde es auch, als sie der damalige Leiter der VHS Lahr, Außenstelle Schwanau, ansprach und bat, einen Spanischkurs zu übernehmen. Dies war nicht nur der Einstieg in eine sinnvolle Tätigkeit, sondern sie lernte plötzlich die Deutschen als Schüler kennen und konnte damit den Abstand zu der anfänglich empfundene Überlegenheit etwas abbauen. Danach hat sie ihr Angebot unter anderem durch Vorträge und Töpferkurse bei der VHS erhöht. Mit der Pflege eines Gartens an ihrem geschmackvoll eingerichteten Haus im Waldweg in Allmannsweier geht sie außerdem einer für sie typisch deutschen Tätigkeit nach.

Inzwischen empfindet sie Deutschland und insbesondere das Ried als neues Zuhause. Die Verbindung zu ihrem Geburtsort Puente Nacional in Kolumbien, wo fünf Geschwister leben, hält sie jedoch noch immer durch regelmäßige Besuche aufrecht. Viele Kontakte hat es auch im Rahmen des wechselseitigen Schüleraustauschs und Au-Pair Aufenthalten ihrer Kinder mit ihrem Heimatland gegeben.

Tochter, Joanita, 33 Jahre, lebt als Designerin in Berlin, Tochter Briana, 30 Jahre, als Industriekauffrau in Los Angeles, Sohn Devid, 27 Jahre, beendet sein Studium zum Diplomingenieur in Stuttgart.

Paulina Herrenknecht besitzt neben der kolumbianischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit.