Pfarrerin Renate Malter ist in ihrer Freizeit gerne sportlich aktiv – gerne fährt sie Rad und geht schwimmen. Foto: Künstle

Serie (3): Pfarrerin Renate Malter erzählt über ihre Arbeit bei der ev. Kirchengemeinde

Allmannsweier - Vier evangelische Kirchengemeinden, vier Pfarrerinnen. Die Lahrer Zeitung hat sich mit ihnen unterhalten und nachgefragt, wie es ihnen als Frauen an der Spitze ergeht. Pfarrerin Renate Malter fühlt sich in Schwanau gut aufgenommen.

Erst seit 50 Jahren gibt es in der badischen Landeskirche evangelische Pfarrerinnen (siehe Info). Im Ried sind es Anna Manon Schimmel aus Neuried, Marie Jakobi aus Ottenheim, Renate Malter aus Allmannsweier und Christine Egenlauf, die für Nonnenweier und Wittenweier zuständig ist. In der LZ berichten sie in einer Serie über ihre Arbeit und ihr Leben als Frauen an der Spitze der evangelischen Kirchengemeinden.

Renate Malter war die einzige Pfarrerin im Ried, als sie 2001 die Pfarrstelle in Allmannsweier antrat, die sie sich mit ihrem Mann Axel teilt. Sie berichtet über viele positive Reaktionen darauf, dass sie als Frau diesen Beruf ausübt. Dass dies bedeutet, häufig auch am späten Nachmittag oder abends Termine zu haben, sieht sie nicht als Nachteil. Sie schätzt es, dass sie sich ihre Zeit weitestgehend frei einteilen und dadurch tagsüber regelmäßig ihrem Ausgleich, dem Schwimmen, nachgehen kann.

Renate Malter teilt sich Stelle mit dem Ehemann

Malter fühlt sich gut aufgenommen in dem Schwanauer Ortsteil und schätzt die Vorteile des Lebens auf dem Land, obwohl sie in der Stadt aufgewachsen ist. 1968 in Heidelberg geboren, war es für sie keine Frage, dass sie als Frau Pfarrerin werden kann. Als sie Ende der 1980er-Jahre Theologie studierte, "waren die Hörsäle überfüllt, da mussten wir teilweise auf dem Boden sitzen", erinnert sie sich. Die Männer waren damals deutlich in der Überzahl, auch bei den Dozenten und Professoren.

Nachdem Malter an drei Pfarrstellen gearbeitet hatte, zu denen auch die Lahrer Stiftskirche zählte, kam sie vor 20 Jahren mit ihrem Ehemann nach Allmannsweier. In der Konstellation, sich 50 zu 50 mit ihm eine Pfarrstelle zu teilen, sieht Malter viele Vorteile. So konnten sie sich bei der Betreuung der heute 20, 19 und 18 Jahre alten Kinder abwechseln. "Ich habe mich im Beruf von den Kindern erholt und bei den Kindern vom Beruf", erzählt sie heute schmunzelnd.

Sie genießt die Freiheiten ihres Berufs

In der Allmannsweierer Kirchengemeinde kümmert sie sich schwerpunktmäßig um die Krabbelkirche und die Jugendarbeit, zu der auch einmal monatlich ein Jugendgottesdienst gehört. Gemeinsam mit ihrem Mann macht sie die Konfirmandenarbeit, auch Gottesdienste und Beerdigungen teilen sie sich, wobei er eher die Beerdigungen hält und sie die Trauungen.

Auch wenn sie als Pfarrerin nicht wie eine Angestellte im Büro um 16 Uhr Feierabend hat, so bringt ihr Beruf doch auch Freiheiten mit sich. Einen großen Vorteil sieht Malter darin, dass sie sich ihre Zeit zumeist frei einteilen kann und dadurch die Freiheit hat, mittags mal eine Runde im Baggersee schwimmen zu gehen – zu jeder Jahreszeit. Für sie ist dies sehr erholsam, "da bin ich weit weg und es klingelt kein Telefon". Malter hat eine DLRG-Rettungsschwimmer-Ausbildung und für die sie regelmäßig in Offenburg trainiert.

Die Pfarrerin ist nicht nur in der Allmannssweierer Kirchengemeinde aktiv, sie hat auch drei Jahre das Tagungshaus des Diakonissenhauses Nonnenweier geleitet und unterrichtet an der Fachschule für Erzieherinnen. Außerdem gibt sie wie ihr Mann Religionsunterricht in der Schule.

Auch wenn Malter hervorhebt, dass Pfarrerin ein selbstbestimmter Beruf sei, ist sie doch für viele Menschen immer im Dienst. Da werde sie beim Einkaufen um einen Tauftermin gebeten oder es entwickele sich ein Seelsorgegespräch. Trotzdem sagt sie: "Man muss sich mehr vor sich selbst schützen, als vor anderen." Dazu gehört, dass sie sich mal wieder Zeit zum Lesen nimmt, denn das komme momentan leider zu kurz.

Seit 50 Jahren gibt es in der badischen Landeskirche evangelische Pfarrerinnen. Am 27. April 1971 hatte die Synode der badischen Landeskirche die Gleichstellung mit dem schlichten Satz beschlossen: "Pfarrer im Sinne der Grundordnung ist auch eine Pfarrerin." Frauen waren in Baden zwar schon bereits seit 1916 zum kirchlichen Examen zugelassen, durften anschließend aber nicht den Pfarrberuf ausüben. Als Pfarrgehilfinnen waren sie den Pfarrern untergeordnet – trotz gleicher Ausbildung. Ab 1943 erhielten sie den Titel "Vikarin", ihre Arbeit blieb aber vor allem auf Frauen und Mädchen beschränkt. Bis zum Jahr 1971 war es Pfarrerinnen nicht gestattet, eine Gemeindeleitung zu übernehmen, obwohl sie während des Zweiten Weltkriegs alle Aufgaben des Pfarramts übernommen hatten. Sie waren meist auf Sonderpfarrstellen im Einsatz, etwa in der Frauen- oder in der Jugendarbeit. Frauen mussten einen speziellen Talar tragen und durften sich bis 1962 nicht Pfarrerin nennen.

Ottenheim. Erst seit 50 Jahren gibt es in der badischen Landeskirche evangelische Pfarrerinnen (siehe Info). Im Ried sind es Anna Manon Schimmel aus Neuried, Marie Jakobi aus Ottenheim, Renate Malter aus Allmannsweier und Christine Egenlauf, die für Nonnenweier und Wittenweier zuständig ist. In der LZ berichten sie in einer Serie über ihre Arbeit und ihr Leben als Frauen an der Spitze der evangelischen Kirchengemeinden.

"Was vor 50 Jahren ein großer Schritt war, ist heute selbstverständlich", sagt Marie Jakobi zu ihrem Beruf als Pfarrerin.

Viele Frauen schenken ihr großes Vertrauen

Seit 15 Jahren leitet sie zusammen mit dem Kirchengemeinderat die evangelische Kirchengemeinde Ottenheim und stellt fest: "Hier im Dorf ist es kein Thema, dass eine Frau Pfarrerin ist. Ich habe immer die Anerkennung bekommen, die mit diesem Amt verbunden ist." Pfarrerin sei aber kein Beruf wie jeder andere: Einen Feierabend im klassischen Sinne kenne sie nicht.

Schon nach ihrer Konfirmandenzeit hatte die 1975 geborene Marie Jakobi eine Lehrvikarin erlebt und somit war es für sie keine Frage, dass sie als Frau den Beruf der Pfarrerin ergreifen konnte. Bereits in ihrer Schulzeit hatte sie sich stark in der Kirchengemeinde engagiert, aber auch neben Schule und vor dem Studium gejobbt: im Altersheim und in Schichtarbeit bei Mercedes-Benz. "Das hat mich geprägt, immer einen Blick darauf zu haben, wie Menschen leben", sagt sie.

In ihrem Theologiestudium gab es zwar viele Kommilitoninnen, aber kaum Dozentinnen. Als sie 2006 die Stelle in Ottenheim angetreten hat, sei sie mit Freude aufgenommen worden. Eine Herausforderung war, dass sie sich schon in den ersten Jahren mit großen Projekten auseinandersetzen musste, wie der Renovierung des Gemeindehauses und der Erweiterung des Kindergartens.

In der Regel werde sie von ihren Gesprächspartnern so akzeptiert, wie sie ist – und dazu gehört, dass sie eine Frau ist. Im Besonderen habe sie festgestellt, dass es eine große Vertrautheit von Frauen zu ihr gebe und die ihr manchmal Dinge aus ihrer Biografie erzählen, "die sie einem Mann nicht sagen würden".

"Für die Gemeinde ist es ein Lernprozess, zu erleben, dass eine Frau Pfarrerin ist, die neben ihrer Arbeit in der Kirchengemeinde auch noch eine Familie und eigenen Lebensraum hat", betont sie. Auch sie habe lernen müssen, dass es nicht einfach sei, ihre Arbeit und die Aufgaben als Frau und Mutter von drei Kindern unter einen Hut zu bringen. Da ihr Ehemann André Stöbener jeden Tag zu seiner Arbeit nach Karlsruhe pendelt, hatte sie die Kinder, die heute sechs, neun und elf Jahre alt sind, schon im Kinderwagen mit in den Konfirmandenunterricht genommen. Ihr Mann kümmere sich auch um die Kinder, wenn sie abends Termine für die Kirchengemeinde wahrnehme. Statt dem Montag, der für die meisten ihrer Kollegen der freie Tag ist, versucht sie, sich die Samstage von Terminen frei zu halten, damit sie Zeit für ihre Familie hat.

Stellte fest, dass sie keine Zeit für sich mehr hatte

Bei ihrem großen Engagement für Familie und Beruf stellte sie vor einigen Jahren fest, dass sie keine Zeit für sich selbst hatte. Sie schloss sich einer Laufgruppe des TuS Ottenheim an und merkte, "wie gut mir das tut". Jetzt habe sie sich noch in einer Gymnastikgruppe angemeldet. "Die Leute sind es inzwischen gewohnt, mich auch mal in Sportklamotten zu sehen."

Die Arbeitsstelle von Jakobi ist geteilt: zu 75 Prozent Pfarrerin in Ottenheim und zu 25 Prozent Inklusionsbeauftragte des Kirchenbezirks Lahr. Zudem hat sie noch vor einigen Jahren den Blinden- und Sehbehindertendienst im Kirchenbezirk übernommen. Bei ihren vielen Aufgaben habe sie gelernt, sich ihre Zeit einzuteilen und sich auch Zeit für sich zu nehmen. Jakobi freut sich über den Zusammenhalt und die Gemeinschaft in der Kirchengemeinde. "Eine Pfarrerin ist keine Einzelkämpferin. Ohne die vielen Ehrenamtlichen ginge es nicht."