Vorsitzender der Metropolregion informiert sich über Bohrtechnik / Arbeiten beginnen im Juni

Straßburg will seine Energie in Zukunft auch aus Geothermieprojekten beziehen. Die Bohrtechnik dazu soll die Schwanauer Firma Herrenknecht bereitstellen.

Straßburg/Schwanau. "Die Erdwärme soll in der Stadt bald eine viel genutzte Energiequelle sein", sagte Robert Herrmann, der Präsident der Eurometropole Straßburg, am Mittwoch vor dem Werkstor von "Herrenknecht". Schon die von Martin Herrenknecht in Französisch präsentierte Firmengeschichte überzeugte mit Details zum technischen Profil. "Ich sehe eine Firma, die ihre Kompetenz dauerhaft beweist, rund um den Globus", stellte Herrmann fest.

So beeindruckt Herrmann und sein Stab von den riesigen Bohrern für Tunnels von zehn bis 16 Metern Durchmesser auch gewesen sind, es waren letztlich die Argumente für Geothermie am Bohrturm, die überzeugten. Auch, weil der Bohrturm zerlegt vor den Besuchern auf der Erde lag.

"Wir bauen alles auseinander, prüfen jedes noch so kleine Teil und tauschen es aus, wenn es notwendig ist. Das ist Teil der Sicherheit am Bohrloch", erklärte Ulrich Hahne, der Geschäftsführer von "Herrenknecht Vertical". Am Bohrloch arbeite kein Autopilot, machte er deutlich, in jeder Sekunde werde der Bohrer vom Team gesteuert. Wenn es beim Tunnel zehn Meter am Tag horizontal vorwärts geht, seien es bei der vertikalen Bohrung 100 bis 400 Meter am Tag hinab in die Tiefe, insgesamt bis auf etwa 5000 Meter. "Man weiß genau, welches Gestein da unten kommt, und wir kennen unser Werkzeug", betonte Hahne.

Präfekt genehmigt Geothermieprojekte

"So etwas wie in Staufen oder im elsässischen Lochwiller, das gibt es mit uns nicht. Dort waren Amateure am Werk", sagte Herrenknecht bei der Präsentation kategorisch. Und ähnlich äußerte sich Hahne während der Besichtigung auf dem Rundgang um den Bohrturm. "In Eckbolsheim und Vendenheim, bei Straßburg oder anderswo, mit uns sind seismische Bewegungen kategorisch ausgeschlossen", betonte Hahne noch einmal.

Auch den Lärm habe man im Griff. "Wir bohren hydraulisch. Wir haben neben der Uni in Paris gebohrt, im Hörsaal nebenan war davon nichts zu hören", machte Hahne klar. Herrmann hörte genau hin, denn die Bedenken der Anwohner sind ihm noch im Ohr.

Die zwei Geothermieprojekte sind sowohl nach den öffentlichen Anhörungen als auch von der Umweltkommission des Departements 2015 abgelehnt worden. Und die zwei Gemeinderäte hatten dagegen gestimmt. Der Präfekt hat sie April 2016 aber genehmigt. So darf die französische Firma "Fonroche" als Betreiber bohren lassen. Die Bürger wolle man mit "Transparenz" überzeugen. "Wir denken an eine Ecke für Zuschauer und einen Tag der offenen Tür", sagte Olivier Heckel als Regionaldirektor von "Fonroche" am Mittwoch in Schwanau.

Am 16. Juni beginnt beginnen die Vorarbeiten zur Tiefenbohrung in Eckbolsheim und ab Ende Juni soll dann Herrenknecht am Werk sein. "Alle, wir und die Kollegen von anderen Firmen, die am Bohrloch aktiv sind, bereiten sich schon jetzt als Team in einem Training vor", erklärt Hahne. "Ich sehe, dass wir mit Herrenknecht auf dem richtigen Weg sind", fasste Herrmann seinen Besuch in Schwanau zusammen. Bis 2020 soll die "Eurométropole de Strasbourg" gut 20 Prozent ihres Energiehaushalts aus der Geothermie beziehen.

INFO

Geothermie

Geothermie-Kraftwerke nutzen die in der Erde natürlich gespeicherte Wärme zur Erzeugung von Energie. Diese kann zum Heizen oder zur Stromerzeugung eingesetzt werden. In Deutschland steigt die Erdtemperatur durchschnittlich um circa 30 Grad Celsius pro Kilometer an. Dementsprechend erschließen oberflächennahe und tiefe Geothermie unterschiedliche emperatur-Niveaus. Das  erste geothermische Kraftwerk in Deutschland ist 2004 in Betrieb genommen worden.Viele Kraftwerke sind im Bau oder in der Planung.