Der künftige Waldkindergarten in Schwanau wird mit einem Hobbit-Wagen ausgestattet. Dieser soll den nötigen Schutzraum bieten. Foto: Weg-Weiser GmbH & Co.KG

Sitzung: Schwanau erweitert Betreuungsangebot / Gesellschaft "MRK" übernimmt Trägerschaft

Schwanau - Gerade in der Corona-Krisenzeit rückt das Betreuungsangebot in der Natur immer weiter in den Fokus. Auch der Schwanauer Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung für einen Waldkindergarten entschieden.

Die Nachfrage an Betreuungsplätzen in Schwanau wächst.

So dürften nach der jüngst dargelegten Kindergartenbedarfsumfrage die Krippenplätze im Kindergartenjahr 2020/21 für Kinder ab drei Jahren nicht ausreichen (wir berichteten). Die Einrichtung eines Wald- und Naturkindergartens könnte die Lösung sein, wurde in der Gemeinderatssitzung im September überlegt.

Knapp vier Wochen später hat sich das Schwanauer Gremium nun geschlossen für die erweiterte Betreuungsform ausgesprochen. "Im kommenden Frühjahr könnte der neue Kindergarten eingerichtet sein", sagte Bürgermeister Wolfgang Brucker.

Vorgestellt wurde das Konzept von Marko Kaldewey, geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der gemeinnützigen GmbH "MRK Mehr Raum für Kinder". Die Tochter-Gesellschaft "Mehr Räume für Kinder" wird die Trägerschaft des neuen Kindergartens in Schwanau übernehmen.

Bei der Präsentation hangelte sich Kaledewey an den 20 Einrichtungen entlang, die ebenfalls von der GmbH getragen werden. Mit dabei ist unter anderem der Waldkindergarten im benachbarten Friesenheim, der gerade realisiert wird. "Wir blicken dem Waldkindergarten sehr positiv gestimmt entgegen.

Der Bedarf ist definitiv da, das hat uns unter anderem die Umfrage gezeigt", sagte Ratsmitglied Dagmar Frenk. Bürgermeister Brucker bekräftigte dies: "Mit der Entscheidung eines Waldkindergartens und einem guten Konzept dahinter, machen wir alles richtig." Doch was gehört nun alles dazu?  

Schutzraum:

"Der zwingend notwendige Schutzraum für den Waldkindergarten kann entweder als Hütte oder als Bauwagen ausgeführt werden", erklärte Kaldewey. Hinsichtlich des Bauwagens gebe es mittlerweile Anbieter, die kindergartenspezifische Bauwagenlösungen zum Kauf anbieten – beispielsweise sogenannte Hobbit-Wagen. Der Schwanauer Gemeinderat war sich auch hier einig: Der Hobbit-Wagen soll vom Träger ausgestaltet und errichtet werden.

So würden für die Gemeinde keine Investitionskosten entstehen. Stattdessen würde Schwanau den Bauwagen für 12 000 Euro jährlich für zehn Jahre mieten. "Es sind tolle Wägen, das kann ich versichern. Allerdings sind durch die Pandemie-Zeit die Auftragsbücher der Wagenbauer voll", wusste Kaldewey.

Die Corona-Krise habe den Fokus auf das Konzept des Waldkindergartens verstärkt. "Wir müssen mit einer Bauzeit von mindestens drei bis vier Monaten rechnen", so der Gesellschafter.  

Kosten:

Die Betriebskosten inklusive der Miete von 12 000 Euro pro Jahr für den Bauwagen liegen bei rund 165 000 Euro pro Jahr. "In dieser Kalkulation sind Elternbeiträge von rund 34 000 Euro enthalten", erklärte der Gesellschafter. Es werde von drei benötigten Personalstellen ausgegangen. "Kümmert sich der Träger um die Mitarbeiter und brauchen diese eine spezielle Qualifikation?", fragte Ratsmitglied Günter Walter.

Beides wurde von Kaldewey bejaht, man bräuchte sich darüber aber auch keine Gedanken machen. "Sobald die Entscheidung in der Presse war, gehen bei uns in der Regel auch schon Bewerbungen ein. Zudem haben wir Auszubildende, die in Schwanau ihren Platz finden könnten."  

Standort:

Eine genaue Planung lag dem Rat nicht vor. Es galt zunächst die Frage zu klären, ob Schwanau generell für einen Waldkindergarten ist. Die Details im Hinblick auf Standort, Öffnungszeiten oder Elternbeiträge werden nun – mit der Befürwortung für den Naturkindergarten – ausgearbeitet und zu gegebener Zeit im Gemeinderat vorgestellt und beschlossen. "Wer genau legt denn den Standort fest?", fragte Hartmut Lässle.

Dieser werde gemeinsam mit der Kommune gewählt. Dazu gehörten auch Absprachen mit dem jeweiligen Förster sowie verschiedene Prüfungen, wie beispielsweise die Verkehrssicherheit, so Kaldewey.

"Mehr Räume für Kinder"

Die gemeinnützige GmbH "MRK Mehr Räume für Kinder" ist eine Tochter von "Mehr Raum für Kinder gemeinnützige GmbH". Aufgrund der Namensähnlichkeit wird die MRK in "Vielfalt für Kinder gemeinnützige GmbH" umbenannt. "Mehr Raum für Kinder" ist 2011 gegründet worden.

Dieser Träger ist aus dem Minikindergarten Waldkirch e.V. entstanden, der 1999 seine erste Kinderkrippe in Waldkirch eröffnet hat und diese bis heute betreibt. Insgesamt werden in zehn Kommunen inzwischen 20 Einrichtungen betrieben.

Durch eine erhöhte Nachfrage im südlichen Ortenaukreis wird es zukünftig auch ein Büro in Lahr geben. Neben eingruppigen Kinderkrippen bis hin zu sechsgruppigen Kinderhäusern werden auch Waldkindergartengruppen betrieben. Weitere Infos im Internet unter www.mehrraum-fuer-kinder.de.