Foto: Braun/Goltz

Wirtschaft: Angela Merkel schaut sich Schwanauer Werk an und ist begeistert von der Tunnelbohr-Technik

Schwanau - Bis zuletzt war der Besuch geheimgehalten worden: Kanzlerin Angela Merkel besuchte am Montag das Werk der Schwanauer Tunnelbohrmaschinenfirma Herrenknecht. Gut zwei Stunden nahm sie sich dafür Zeit. Und es gab am Ende eine Versöhnung.

Dass im einst »hemdsärmeligen Garagen-Start-up-Unternehmen« einmal die Kanzlerin zu Besuch kommt, damit hätte auch Martin Herrenknecht nicht gerechnet. »Meine Mutter, die den Grundstein für dieses Unternehmen legte, wäre sehr stolz«, sagt der Tunnelbauer.

Rund 300 geladene Gäste, darunter auch der Transportminister der arabischen Republik Ägypten, Landrat Frank Scherer, der frisch gewählte Oberbürgermeister von Lahr, Markus Ibert, und zahlreiche weitere Oberbürgermeister, Bürgermeister und Lokalpolitiker, sind am Montag ins Herrenknecht-Forum gekommen. Als der ersehnte Besuch in senfgelbem Blazer dann in den Raum tritt, begann ein kurzes Blitzlichtgewitter, schnell beruhigen sich die Gemüter aber wieder.

Mit sichtlicher Freude präsentiert Herrenknecht sein Tunnelbohr-Unternehmen. Nach kurzem Blick in die Anfänge richtet er seinen Blick nach vorne: »Infrastrukturbau im Untergrund ist die Zukunft, dies zeigen auch die zahlreichen Projekterfolge«, so der 77-jährige Schwanauer Unternehmer. Deshalb sei er auch besonders stolz darauf, 200 Auszubildende in seinem Betrieb zu beschäftigen – was »eine Zukunftsperspektive für unser mittelständisches Familienunternehmen« bietet. Und nachdem er die Forderung auf mehr Unterstützung der Bundesregierung hinsichtlich mittelständischer Unternehmen ausspricht, bringt er mit einem Satz die Kanzlerin zum Lächeln: »Ich kämpfe wieder für die CDU – für die Zukunft des Landes!«

Kurz hatte er seine Rede angekündigt, kurz hält er sie auch – nach genau 14 Minuten reicht er das Wort an die Bundeskanzlerin weiter. Sie spricht sich »in Hochachtung« für das Unternehmen aus: »Dass aus einer Familie, in der der Vater Handwerker war, so ein Weltprojekt herauskommt, da kann man schon stolz darauf sein.« Auch die 2200 Menschen, die in Schwanau beschäftigt sind, würden für den Tunnelbohrer sprechen: »Die Firma und die Lebensqualität scheinen hier eng miteinander verknüpft.« Viele Gespräche hätten die beiden bereits auch schon zum Thema Technologien und Innovationen geführt, sagt Merkel und nennt zwei neue Bereiche, in die Herrenknecht einsteigen möchte: Zum einen Abwasser, zum anderen unterirdische Stromleitungen. Vor allem in Letzterem sieht die Bundeskanzlerin Potenzial: »Da haben Sie ein Vorteil, da Sie unter der Erde arbeiten. Damit sind Sie erst mal ein Guter: Alle wollen erneuerbare Energien, aber keiner Stromleitungen.« Tunnelbau sei generell eine gute Möglichkeit der Infrastruktur.

Dem Empfang im Konferenzzentrum war ein Rundgang mit der Presse durch das Werk vorausgegangen. An mehreren Stationen zeigten Martin Herrenknecht, Sohn Martin-Devid und Ehefrau Paulina Ariza-Suarez Herrenknecht dem Gast aus Berlin die neue Technik, mit der das Unternehmen weltweit führend ist. Rund 30 Journalisten aus ganz Deutschland und dem Ausland waren vor Ort.Gefreut haben sich am Montag vor allem die rund 200 Azubis, die sich zum Gruppenbild mit der Kanzlerin in ihrer Lehrlingswerkstatt aufstellen durften. Merkel hatte für die jungen Leute aufmunternde Worte parat und wünschte ihnen viel Erfolg.Nach gut zwei Stunden war der Werksbesuch beendet. Die Kanzlerin stieg in die Limousine, die sie zum Flughafen Lahr brachte. Martin Herrenknechts Bilanz: »Alles ok.«

Mehr Bilder vom Besuch der Kanzlerin gibt es hier.

Info: Flug ab Lahr

Die Kanzlerin kam mit ihrer Regierungsmaschine nach Lahr, dort landete sie nach einem Termin in Sinzheim. Im Anschluss an ihren Besuch in Schwanau flog sie dann zum nächsten Termin nach Berlin weiter, wie am Rande des Herrenknecht-Besuchs zu erfahren war. Kurz nach ihrer Rede liefen die Triebwerke des Bundesfliegers auf dem Lahrer Flughafen auch schon warm. Auskünfte hinsichtlich Ankunft und Abflug blieben allerdings verwehrt - die Lahrer Flugbetriebs GmbH war den gesamten Tag nicht zu erreichen.