Die Fotos aus Rumänien untermauern die Schilderungen großer Armut in Teilen des Landes. Foto: privat

Allmannsweierer berichten über ihren Einsatz in Rumänien / Seit 25 Jahren bekämpfen sie Armut

Im voll besetzten Gemeindehaus Allmannsweier haben Alfred und Anneliese Hiss von ihrer Rumänienhilfe berichtet. Seit mehr als 25 Jahren reisen sei regelmäßig sie nach Rumänien, um der dortigen Armut entgegenzuwirken und Menschen zu helfen.

Allmannsweier. Die Besucher zeigten sich angesichts der Bilder erschrocken über das dortige Elend. Das Ehepaar Hiss unterstützt zahlreiche Projekte in Rumänien und insbesondere Menschen, die weit unter der Armutsgrenze leben. "Wenn man seit 25 Jahren aktiv ist, dann weiß man, welche Hilfe ankommt und was nicht klappt", sagte Alfred Hiss. Er ist Landwirtschaftsmeister und war schon früh an kirchlicher Sozialarbeit interessiert. Anneliese Hiss ist Erzieherin, was ihre Arbeit in Rumänien insbesondere im Bereich Kinder- und Jugendarbeit prägt. Beide wollten irgendwo helfen, wo sie mit dem Auto hin kommen. Besonders beeindruckt das Ehepaar die Gastfreundschaft und die Offenheit der Betroffenen in Rumänien.

Ruinen dienen als Behausungen

"Wir sind bei den Armen, denn die brauchen uns", sagte Alfred Hiss. Zahlreiche Projekte wie Waisenhäuser, Kinderheime, Kirchen oder Einzelpersonen werden von den Helfenden unterstützt. Insbesondere sind die beiden im Nordosten und Südwesten des Landes unterwegs. Im Rahmen des Vortrags präsentierte das Ehepaar, das seit vier Jahren in Allmannsweier lebt, Bilder von ihren Tätigkeiten und den Gegebenheiten vor Ort. Gerade angesichts der Straßenzustände und der Behausungen wurde vielen Besuchern bewusst, wie groß der Unterschied zum Lebensstandard in Deutschland ist. So ging immer wieder ein Raunen durch den Raum, als die Bilder die schlechten Lebensumstände darstellten. Zusammengefallene Häuser, Häuser ohne feste Wände oder Ruinen als Behausungen zeigten, wie die Menschen in Rumänien leben. Wichtig sei es jedoch, dass die Menschen einander helfen, so das Ehepaar Hiss.

Um den Menschen dort zu helfen, haben sie mit Helfern gemeinsam für ein älteres Ehepaar ein Haus renoviert, da diese mit ihren 70 Euro Rente die Arbeiten nicht selbst stemmen konnten. Einer Familie mit sechs Kindern wurde ein Haus gebaut, damit diese im Trockenen und Warmen leben können. "Wichtig ist – wir bauen das Haus nicht für sie, sondern mit ihnen", betonte Alfred Hiss. Besonders alte deutschen Holzöfen seien dort gefragt, um Wärme zu spenden, so auch im Falle von Gisela, die ohne jegliche Wärmequelle in ihrem Haus lebte.

Anneliese Hiss zeigte sich von den Kindern besonders beeindruckt. Diese erlebe sie als sehr begabt, allerdings erhalten sie zu wenig Förderung. Sie hat mit weiteren Helferinnen eine Kinderfreizeit organisiert.

Trotz allen Elends gibt es auch lustige Momente

Wichtig war Alfred Hiss, dass bei all dem Elend auch lustige Momente dabei sind, da es zwar ein ernstes Thema sei, aber durch die Hilfe auch Positives geschehe. So präsentierte er ein Bild von einigen Rumänen an der bulgarischen Grenze in Feuerwehruniform. Es sei zwar ein armes Dorf, aber durch die Feuerwehruniformen werde das Dorf "ziemlich aufgemotzt", wie Hiss berichtete. Ein Highlight für die Kinder sei die Weihnachtsgeschenke-Aktion. Immer wieder kämen die Geschenke gut an und die Freude über Shampoo sei sogar riesig.

Ein Beratungscenter soll den jungen Frauen helfen, über Geschlechtskrankheiten aufgeklärt zu werden und als Anlaufstelle dienen. So soll verhindert werden, dass sie Opfer von Menschenhandel werden und in der Prostitution enden.

Insgesamt zog Alfred Hiss das Fazit, dass die Helfer in Rumänien auch Gefahren und Kriminalität ausgesetzt seien, das Schöne überwiege jedoch. So bezeichnete er manche Begebenheiten sogar als Wunder.

In dem Balkanstaat leben rund 20 Millionen Einwohner. Mit 57 Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens der EU ist Rumänien das zweitärmste Land der Gemeinschaft. Der Durchschnittslohn lag im Mai 2016 bei 465 Euro. Menschenrechtsorganisationen kritisieren den Umgang mit der zweitgrößten nationalen Minderheit, der Roma: Diese besitzt zwar die gleichen politischen Rechte wie die anderen Minderheiten, ist aber weiterhin besonders von Armut und Ausgrenzung betroffen.