Mechthilde Schwörer und Otto Himmelsbach mit ihren textilen Kostbarkeiten Foto: Kiryakova

Brauchtum: Mechthilde Schwörer und Otto Himmelsbach zeigen ihre Schätze

Schuttertal - Trachten sind kulturelle und historische Erinnerungen. In der Gemeinde Schuttertal sind noch einige dieser Schätze aus Urgroßomas Zeiten erhalten.

Traditionelle Kleidungsstücke aus dem Schuttertal 

Jede noch so kleine Gemeinde des Schwarzwalds hat ihre eigenen Trachten gehabt. Mechthilde Schwörer und Otto Himmelsbach bewahren einige der traditionellen Kleidungstücke aus dem Schuttertal auf – sehenswerte Zeugnisse des hiesigen Brauchtums.

Bei einem Treffen auf dem Schwörerhof greift Schwörer in ihre "Schatzkiste" und zeigen mehrere Hüte, Kleider, Schurzen und die obligatorischen Schals. Die seidenen Tücher in Pastellfarben sind kunstvoll bestickt und mit Klöppelspitze umrundet. In jedem Stück steckt viel Arbeit und Handgeschick.

Erinnerungen an die Kindheit 

Otto Himmelsbach erinnert sich beim Anblick der Halstücher an seine Kindheit: "Als kleiner Junge musste ich meiner Mutter helfen, den Schal richtig anzulegen." Die Spitze des Dreiecks sollte ganz akkurat in der Mitte des Rückens seinen Platz haben und behalten. Unter dem Tuch trugen die Frauen einen Spitzenansatz um den Hals. "Sonst wäre der Pfarrer in der Kirche nervös gewesen", ergänzt Himmelsbach und lacht.

Er zeigt ein Buch über den Schwarzwald, erschienen 1869 in Straßburg, in dem die traditionelle Bekleidung in den verschiedenen Regionen beschrieben wird. Auf einer Seite sind auch Frauen in Schuttertäler Trachten zu sehen. Damals konnte man anhand der Kleidung die Herkunft eines Menschen erahnen.

Himmelsbach war – neben seiner langjährigen Arbeit als Burgvogt auf der Geroldseck – Leiter der Theatergruppe des Gesangsvereins im Schuttertal. Da dort viele Heimatstücke aufgeführt wurden, benötigte die Truppe die entsprechenden, vor allem authentischen Kostüme. So ist seine Sammlung nach und nach entstanden.

Die Goldhauben waren das Markenzeichen der Schuttertälerinnen

Mechthilde Schwörer dagegen hat ihre Schätze von der Mutter und der Tante geerbt. Die Tante Bertha Bitterwolf war Schneiderin und Kappenmacherin. Besonders die Kappen, genannt "Goldhauben" oder "Spitzenkappe" und verziert mit Goldfäden sowie Pailletten, waren das Markenzeichen der Schuttertälerinnen. Ein schwarzer durchsichtiger Schleier bedeckte Stirn und – je nachdem – die Augen.

"Besonders für den Kirchgang hat man sich fein gemacht", so Schwörer. An Werktagen trug man eher dunklere Sachen. An Festtagen wurde es dann bunter. Die Mutter Paula Schwörer, geborene Offenburger, war sehr traditionell: "Sie hat bei jeder Gelegenheit Tracht getragen." Bei jedem Hochamt der Kirche oder Prozessionen wie an Christi Himmelfahrt habe sie ihre Trachten angelegt.

Mechthilde Schwörer und Otto Himmelsbach pflegen und bewahren diese Tradition weiter. Schade, finden die beiden, sei aber, dass diese "kulturelle Schatz" bei den Jüngeren immer mehr in Vergessenheit gerät.

Info: Der Bollenhut

Wo für den Schwarzwald geworben wird, ist der Bollenhut garantiert dabei. Seinen Ursprung hat die weltberühmte Tracht nur in drei Gemeinden im Kinzigtal: Gutach, Wolfach-Kirnbach und Hornberg-Reichenbach. Die Hüte mit den roten Bollen werden von Mädchen von der Konfirmation bis zur Hochzeit getragen, verheiratete Frauen bekommen einen Hut mit schwarzen Bollen. Die original Bollenhuttracht darf traditionell nur von Einheimischen getragen werden und wird oft über Generationen weitervererbt, da die Herstellung sehr aufwändig ist.