Rosina und Matthias Ohnemus sind beide 83 Jahre alt und flechten seit mehr als 25 Jahren Strohschuhe. Nun machen sie Schluss damit. Aus gesundheitlichen Gründen, wie sie betonen. Ihre Schuhe verschickten sie in die ganze Welt.

Dörlinbach. "So etwas muss man mit viel Liebe machen, sonst hat es keinen Wert", sagen Rosina und Matthias Ohnemus aus Dörlinbach. Gemeint ist das Strohschuhflechten, mit dem sie nun aufhören werden. Etwas weh ums Herz sei ihnen schon dabei, "aber wenn es nicht mehr geht, wenn die Finger schmerzen", so Rosina Ohnemus, gehe es einfach nicht mehr.

Es sei ein wirkliches altes bewährtes Handwerk, erklärt Matthias Ohnemus. Sehr aufwändig und mit sehr viel Zeit verbunden. Er sitzt mit seiner Ehefrau gemütlich vor dem warmen Kachelofen und hat seine Schätze ausgebreitet vor sich. Fertige Strohschuhe, ein fast fertig gebundener Zopf und alle Handwerksutensilien, die man braucht, um zu verstehen, was es heißt, einen Strohschuh zu flechten.

"Ja, es ist mühevoll", sind sich die zwei einig und erklären alles genau. So werde ein Strohschuh aus dem Maislaub des Maiszapfens geflochten. Dazu sei das Ehepaar fast ausschließlich zu einem großen Maisacker nach Münchweier gefahren und haben diese dort aufgesammelt und in Säcke gefüllt. Dann wurden die Blätter auf der eigenen Terrasse getrocknet und anschließend wurde alles auf dem Speicher aufbewahrt.

Fürs Flechten werde jedes einzelne Blatt in Streifen gerissen, feucht gemacht, danach wieder ausgewrungen und schließlich für den Zopf genommen, erklärt Rosina Ohnemus. Dies habe ausschließlich sie gemacht. Matthias Ohnemus dagegen arbeitet an der Leiste, das sei das Profil für die jeweilige Größe, zeigt er am Modell. Selbst die Leiste aus Holz habe er eigenhändig angefertigt.

Der Modellschuh werde mit Innenfutter ausgelegt, an dem der Zopf angebunden und fixiert werde und mit der Gummisohle aufgenäht. Zum Schluss noch das farbige Einband – und fertig ist der Strohschuh. "Für ein paar Strohschuhe brauchen wir mindestens zehn Stunden", wie sie sagen. Stolz präsentieren sie dabei Kinderstrohschuhe in der Größe 25 bis hin zur Größe 48 für Erwachsene. Das Strohschuhflechten haben die zwei hauptsächlich in den Monaten Oktober bis Februar betrieben.

Wie erfolgreich sie waren, zeigt die große Nachfrage. Habe man anfangs nur die eigene Familie versorgt, sei die Nachfrage immer größer geworden. So kam es, dass verschiedene Narrenzünfte angefragt haben, erklären die Beiden. Auch auf verschiedenen Ausstellungen sei man präsent gewesen, blicken Rosina und Matthias Ohnemus zurück. So war man beispielsweise im Europa-Park in Rust, auf dem Maimarkt in Mannheim, beim Katharinenmarkt in Seelbach und beim Schlossfest auf der Geroldseck mit einem eigenen Stand vertreten. Ihre handgeflochtenen Strohschuhe sind in alle Welt verschickt worden. "Von Schuttertal bis nach Kanada, nach Amerika und nach Österreich", freuen sie sich. Sie blicken gerne zurück und sind auch ein bisschen stolz. "Immerhin haben wir beide an die 600 Strohschuhe geflochten und gute Arbeit gemacht", sind sich Rosina und Matthias Ohnemus einig.

Info. Nachfolge

Rosina und Matthias Ohnemus fänden es schade, wenn das Handwerk des Strohschuhflechtens aussterben würde. Interessierten, die dieses Hobby erlernen wollen, bieten sie deshalb ihre Unterstützung und Hilfe an. Sie würden gern ihr eigenes Wissen weitergeben, auch damit das Strohschuhflechten nicht verloren geht. Zu erreichen sind Matthias und Rosina Ohnemus unter Telefon 07826/2 30.