Sie wollen das Windrad auf dem Kallenwald verhindern (von links): Gisela Haas, Hubert Zwick, Rico Bisser, Katharina Faißt mit ihrem Sohn Paul, Ulrich Faißt, Magdalena Faißt und der Anwalt Franz Lögler. Im Hintergrund sind Windkraftanlagen des Kambacher Ecks zu sehen. Foto: Weber Foto: Lahrer Zeitung

Windkraft: Geplante Anlage auf dem Kallenwald bereitet Anwohnern Sorge / Keine 500 Meter entfernt

Wer vom Sodhof aus seinen Blick schweifen lässt, dem fallen die 16 sichtbaren Windräder gleich ins Auge. Ein weiteres auf dem Kallenwald ist nur rund 500 Meter von den Anwohnern entfernt geplant. Den Bau möchten sie verhindern.

Schuttertal/Seelbach. Über den Stand des Projekts von Ökostrom und Badenova hatte die Lahrer Zeitung ausführlich berichtet. Nun reagieren die betroffenen Anwohner.

Die vier Anlagen auf dem Kambacher Eck sind 1300 Meter entfernt. Als diese geplant wurden, hatten die acht Anwohner, dazu zählen auch die Betreiber der beliebten Gaststätte, die Füße still gehalten. Schließlich habe man nichts gegen Windkraft. Inzwischen sind sie sich nicht so sicher, ob sie wieder so reagieren würden. "Erst am Sonntag wieder haben wir die Anlagen in einer riesigen Lautstärke gehört. Man konnte sich kaum unterhalten", sagt Magdalena Faißt von der Höhengaststätte. Es sind solche Erfahrungen, die die Anwohner beim Kampf gegen die Planungen auf dem Kallenwald antreiben. Die Anwohner und ihr Anwalt Franz Lögler haben deshalb auch eine andere Sicht auf die Themenlage als Andreas Markowsky, Geschäftsführer von der Firma Ökostrom. Landschaftsschutzgebiet und Zuwegung: Das Landratsamt sehe es richtig, dass die geplante Anlage eine erhebliche Umweltauswirkung auf das Landschaftsschutzgebiet Geroldseck haben kann und deshalb die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) stattfindet, sagen die Anwohner. Markowsky erwartet da keine neuen Erkenntnisse. "Er übersieht dabei völlig, dass er in seinem Antrag bislang nicht dargelegt hat, wie die Zuwegung erfolgt." Rechtlich sei der bisherige Plan nicht gesichert, da die Grundstückseigentümer die Zuwegung nicht gestatten wollen, sagen die Anwohner. Im UVP müssten alle Umweltauswirkungen abgearbeitet werden. "Dabei kann jeder Laie erkennen, dass die Zuwegung und der Bauplatz massive Eingriffe in die Natur und das Landschaftsbild ergeben werden." Die Schneisen in den Wald würden weithin sichtbar sein. Lögler: "Ich habe noch keinen Plan für die Zuwegung gesehen, der funktioniert." Naturverträglichkeit: Anders als Markowsky sehen die Sodhof-Anwohner die Naturverträglichkeit der Anlage nicht vom Planungsverband überprüft. Ob eine Befreiung vom Landschaftsschutzgebiet erteilt werden könne, hätten die Gemeinden Seelbach und Schuttertal auf das Genehmigungsverfahren geschoben. Es steht also noch nicht fest. Lögler kritisiert die Gemeinden dafür, sich dieser Frage nicht selbst gestellt zu haben.

Abstand zur Anlage: Der Abstand zur nächsten Wohnbebauung, dem Haus von Hubert Zwick, würde 494 Meter betragen. "Wenn die Menschen im Regelsbach bei weitaus größeren Abständen auch heute noch Probleme haben, liegt es auf der Hand, dass es bei 494 Metern dauerhaft Probleme geben wird. Dass man das den Menschen zumutet, ist unglaublich", sagt Zwick. Dass der Mindestabstand nur 420 Meter betragen muss, sei nicht wahr. "Nach Auffassung der Verwaltungsgerichte kann unterhalb des doppelten Abstands der Anlagenhöhe keine Genehmigung erteilt werden. Das wären bei uns 460 Meter Mindestabstand. Wobei die Gerichte auch verlangen, dass inzwischen bei der zwei- bis dreifachen Anlagenhöhe besonders geprüft werden muss, ob nicht doch die Anlage wegen der optischen bedrängenden Wirkung gegen das Gebot der Rücksichtnahme verstößt."

Lärm und Infraschall: Markowsky hat gesagt, dass die Lärmbeeinträchtigung "offensichtlich unbegründet" ist. Dies belegten vorgelegte Lärmeinschätzungen. Die Werte liegen in der Tat knapp unter dem Erlaubten, so Lögler. "Aber passt das dann auch in der Realität? Wenn die Anlage erst mal stehe, sei es zu spät. "Wir haben richtig Angst davor", sagt Magdalena Faißt. Auch der Infraschall macht besonders Katharina Faißt und Rico Bisser Sorgen, die erst vor Kurzem Eltern geworden sind. Sie haben Angst vor den Auswirkungen auf ihren Sohn Paul, auch wenn staatliche Stellen negative Wirkung von Infraschall verneinen.

Ängste: Die Anwohner fürchten um ihre Lebensqualität, ihre Gesundheit, um die Höhengaststätte und natürlich auch um die landschaftliche Idylle. Sie sind überzeugt davon, dass sie bei einem Bau der Anlage nachts kaum noch schlafen werden. Dass durch die Geräuschkulisse und die direkte Nähe zu einem Windrad Wanderer, Spaziergänger und Touristen nicht mehr die Gaststätte aufsuchen werden. Und sie sind erbost darüber, was für ein Eingriff in die Natur erfolgen soll – "für ein einziges Windrad".

Eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Mannheim 2017 wurde von Anwalt Lögler und den Anwohnern zurückgezogen. Ein Prozess hätte zu lange gedauert. In der Zeit hätte das Projekt schon realisiert sein können. Lögler und die Sodhof-Anwohner setzen deshalb darauf, im laufenden Genehmigungsverfahren ihre Bedenken geltend zu machen. Sie hoffen, dass vor allem der Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet und das Problem der Zuwegung in ihre Karten spielt. "Wir hoffen auf ein mutiges Gericht oder das Landratsamt", sagt Lögler.