Ein Bagger räumt im Bachlauf auf (links). Das Foto rechts zeigt die Schutter oberhalb der Baustelle – hier finden Fische bereits beste Bedingungen vor. Foto: Schubert

Umwelt: In der Schutter wird eine kleine Wehranlage entfernt / Damit soll Fischen und Kleinorganismen geholfen werden

Sohlschwellen sollen herabstürzende Uferböschungen und Erosion verhindern. Diese Querbauten in der Schutter mindern jedoch die Fließge- schwindigkeit des Wassers. Deshalb werden zurzeit immer mehr von ihnen entfernt.

Wittelbach. Noch am frühen Mittwochmorgen konnte man es sehen: Ein Querbauwerk, bestehend aus einem 25 Zentimeter dicken und acht Meter langen Baumstamm. Dieser verband eine Uferseite der Schutter auf Höhe des Hubhofs mit der anderen. Unterhalb des Stammes: eine ins Bachbett gegossene Betonfläche.

Nur kurze Zeit später befinden sich Stamm und Beton nicht mehr im Wasser, sondern liegen in Trümmern auf der das Bachufer säumenden Wiese. "Der Bagger macht’s möglich", so Gottfried Fehrenbacher, einer der zwei Flussarbeiter, die heute auf der kleinen Baustelle in der prallen Sonne arbeiten, "der quergelegte Baumstamm war auf jeder Bachseite einen Meter tief in der Uferböschung verkeilt."

Das Querbauwerk spaltete die Schutter an dieser Stelle in zwei Teillebensräume – in einen oberhalb und in einen unterhalb der Sohlschwelle. "Wenn ein Fisch bachaufwärts schwimmen wollte, stieß er, wenn man es bildlich darstellen möchte, an eine Mauer", erklärt Christine Himmelsbach aus der Abteilung für Umwelt des Regierungspräsidiums Freiburg. "Schwimmschwache und boden-orientierte Fische haben es nicht über das Querbauwerk hinweg geschafft."

Sichtlich begeistert vom Thema Wasserökologie fügt ihr Kollege Kollege Wolf Schneider hinzu: "Mit der Entfernung des Querbauwerks sind die Lebensräume nun wieder miteinander verbunden und die Durchgängigkeit des Bachs für die Wassertiere wieder hergestellt".

Besonders die Groppe – ein nachtaktiver Grundfisch mit spindelartigem Körper – sei im Wittelsbacher Abschnitt der Schutter sehr gefährdet.

Unter anderem habe das Querbauwerk zur Gefährdung dieser Fischart beigetragen, wie bei diesem Vorort-Termin zu erfahren ist. Grund dafür sei, dass die Groppe – die eine maximale Größe von einer Daumen-Zeigefinger-Spanne erreichen kann – ihren Fischlaich vorzugsweise in Gewässern mit kiesigem Grund ablegt. Da sich aber das Wasser im Bereich vor einem Querbauwerk immer etwas anstaut, sinken dort Feinanteile wie Sand zu Boden und überdecken den kiesigen Grund. Das Laichgebiet der Groppe werde somit mit Sand "verstopft" und die Laichablage unmöglich.

Zusätzlich zum Laichproblem, das ein Querbauwerk für manche Fischarten darstellt, stelle es auch ein Wanderhindernis für wirbellose Organismen – sogenannte Makrozoobenthos – dar. In der Schutter angesiedelte Bachflohkrebse, aber auch die Larven der Prachtlibelle und der Eintags-, Köcher- und Steinfliege, könnten nicht mehr ungehindert im Bach wandern. "Diese wichtigen Nährtiere fehlen dann für die Versorgung der Fische", so Himmelsbach.

Bei all den Nachteilen, die Querbauwerke für das Ökosystem der Schutter verursachen, stellt sich natürlich die Frage, aus welchen Gründen sie gebaut wurden. "Wenn der Bach im Winter Hochwasser hat und die Wassermassen aus den Bergen ins Tal runterschießen, werden durch die Fließgeschwindigkeit des Wassers Sedimente im Bach abgetragen, ein Canyon kann entstehen", so Schneider, "Uferböschungen werden somit instabil und können absacken." Gestört habe das Herabsacken der Uferböschungen vor allem die Landwirte. Denn jede abgerutschte Böschung bedeutete weniger Land. Deshalb wurden Bachufer oft durch Steine befestigt und Querbauwerke gebaut, um das Wasser auszubremsen.

"Seit dem Inkrafttreten der europäischen Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 sind die europäischen Mitgliedsländer dazu verpflichtet, den ursprünglichen ökologischen Zustand der Gewässer wieder herzustellen", so Schneider. Zur Umsetzung dieser Richtlinie gehöre im Fall der Schutter, dass die Längsdurchgängigkeit des Bachs wieder hergestellt werden müsse. Dazu gehöre auch das Entfernen von Querbauwerken. Um von Uferböschungen aus Stein wegzukommen, bieten sich in der Bepflanzung vor allem Erlen und Weiden an, "diese Bäume haben ein stabilisierendes Wurzelwerk", so Flussarbeiter Fehrenbacher.

Um die Höhendifferenz – 40 Zentimeter – auszugleichen, die das Entfernen der Sohlschwelle hinterlassen hat, setzen Fehrenbacher und sein Kollege die früh am Morgen ausgehobenen Steine als sogenannte Störsteine schräg versetzt voneinander zurück ins Bachbett. "Durch dieses Lückensystem der Steine entsteht Strömungsdiversität mit turbulenten und weniger turbulenten Zonen", erklärt Himmelsbach.

Die Längsdurchlässigkeit des Baches ist jetzt an dieser Stelle der Schutter gewährleistet und die bisher getrennten Lebensräume können nun wieder miteinander "kommunizieren".

Die Bauarbeiten an der Schutter werden heute planmäßig beendet. Der hierfür gesperrte Rad- und Fußweg entlang des Bachs ist dann wieder freigegeben.