Wie bei den Wahlen in Frankreich soll in Schuttertal am 19. April trotz der Corona-Krise gewählt werden. Auch Schutzhandschuhe könnten zum Einsatz kommen. Foto: Bedias

Lokalpolitik: Entscheidung über einen neuen Bürgermeister soll fallen, Zweiter Kandidat bewirbt sich

Schuttertal - Für die Bürgermeisterwahl in Schuttertal hat sich ein zweiter Kandidat gemeldet. Samuel Speitelsbach tritt am 19. April gegen Matthias Litterst an. Die Wahl soll trotz der Corona-Krise stattfinden. Die Bürgermeisterwahl in Schuttertal findet statt: So ist jedenfalls der aktuelle Stand von Dienstag. Trotz der Corona-Krise sollen die Bürger über ein neues Gemeindeoberhaupt abstimmen können. Der persönliche Gang zur Wahlurne soll allerdings als Vorsichtsmaßnahme vor neuen Infektionen möglichst vermieden werden. "Wir bewerben intensiv die Briefwahl, damit die Kontaktpunkte für Wähler und auch die Wahlhelfer möglichst gering sind. Wir wollen sie vor der Infektionsgefahr schützen", erklärt der Hauptamtsleiter der Gemeinde Schuttertal, Wolfgang Wölfle auf Nachfrage unserer Zeitung.

Kandidat kann Bürger im Wahlkampf nicht persönlich treffen

Wer doch vor Ort im Wahllokal seine Stimme abgibt, soll räumlich möglichst weit von anderen Wählern oder Wahlhelfern getrennt sein. "Wir wollen die drei Wahllokale, die alle im Rathaus sein sollten, auch auf andere Gebäude verlegen", so Wölfle. Zudem wird Desinfektionsmittel bereitgestellt und die Wähler sollen, wenn möglich, ihre eigenen Kugelschreiber mitbringen, um ihr Kreuz zu machen. Für die Briefwahl hat die Gemeinde die entsprechenden Unterlagen noch einmal aufgestockt. "Wir hatten sowieso schon doppelt so viele Unterlagen bestellt, weil es ja auch mehrere Wahlgänge geben kann. Jetzt haben wir aufgrund der Corona-Lage sogar noch einmal nachgerüstet", sagt Wölfle. Die Wahlberechtigten sollen bis Ende März oder Anfang April die Briefwahlunterlagen zugeschickt bekommen. Diese können noch bis zum Wahltag, 18 Uhr, korrekt ausgefüllt im Rathaus als gültige Stimme gezählt werden.

Mehrere Wahlgänge sind zwar noch möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Denn aktuell gibt es nur zwei Kandidaten, von denen die Bürger am 19. April einen ins Amt wählen können: Matthias Litterst und Samuel Speitelsbach. Für Litterst, den derzeitigen Sachgebietsleiter für Standesamt, Familie, Soziales und Wahlen bei der Stadt Hornberg, ist der Wahlkampf in Zeiten von Corona eine besondere Herausforderung. "Ich bin aktuell sehr viel aus Social Media aktiv. Zudem können mich die Schuttertäler telefonisch persönlich erreichen, wenn sie Fragen zu meinem Wahlprogramm haben", sagt der Bürgermeister-Kandidat auf Nachfrage.

Mehr könne er leider derzeit nicht tun, der persönliche Kontakt zum Wähler auf Veranstaltungen, in der Innenstadt oder an der Haustür ist dem Coronavirus zum Opfer gefallen. "Das finde ich sehr schade. Ich hatte viele schöne Begegnungen im Wahlkampf", sagt Litterst.

Ernsthaftigkeit in der Politik

Bis zum 23. März läuft noch die Bewerbungsfrist, dann steht fest, ob Litterst und Speitelsbach die einzigen Kandidaten sind, die zur Wahl stehen. "Für uns ist das in der Vorbereitung gerade alles Neuland. Eine Absage oder Verschiebung der Wahl bleibt bei der Entwicklung möglich", sagt Wölfle. Auf eine öffentliche Kandidatenvorstellung werde auf jeden Fall verzichtet. Eine solche Veranstaltung mit mehr als 100 Teilnehmern ist aktuell behördlich untersagt.

Samuel Speitelsbach ist wohl eher ein Juxkandidat ohne ernsthaften politischen Hintergrund. Der Kandidat für die Gemeinde Schuttertal hat voriges Jahr nur ein Tal weiter für Wirbel gesorgt: Im Kinzigtal trat er als Bürgermeisterkandidat in Gutach an, blieb aber erfolglos. Mit kruden Ansichten und Äußerungen machte er dort von sich reden. Dem Gutachter Amtsinhaber hatte er indirekt Korruption vorgeworfen. Die Bürgerinnen hatte er aufgefordert, mehr Kinder auf die Welt zu bringen: jedes Jahr jede Frau am besten eines. Kirche und Psychiatrie wollte er schon mal abschaffen. Ungetauften Kindern wollte er in Gutach das Kindergeld entziehen lassen. Er war offenbar früher AfD-Mitglied. Er wird mit einem Twitter-Account in Verbindung gebracht, der ihn als "König von Christi Gnaden" betitelt. Speitelsbach lebt in Ravenstein-Hüngheim und ist etwa Mitte 30. Er hat mindestens ein Buch veröffentlich, mit dem Titel "Information = Chaos". Kommunalpolitische Ahnung hatte er bislang offenkundig wenig. Als Berufsbezeichnung gibt er Diplom-Ingenieur für Technologiemanagement an. Telefonisch war er für die Redaktion nicht erreichbar.