Wäre dieses Jahr zum 40. Mal in Folge auf der Bühne gestanden: Arnold Schultheiß. Foto: Axel Dach

Theater: Ausfall der Operette trifft Trachtenkapelle hart – finanziell und kameradschaftlich / Regisseur guter Dinge für die Zukunft

Schuttertal - Das traditionelle Theaterspiel an Weihnachten hat in den 120 Vereinsjahren der Schuttertäler Trachtenkapelle schon immer eine große Rolle gespielt und war auch finanziell gesehen eine wichtige Veranstaltung. Seit vielen Jahren bringen die Musiker sogar eine aufwendig inszenierte Operette zur Aufführung, die stets sehr gut besucht ist.

Oper musste in diesem Jahr ausfallen 

Doch in diesem Jahr ist es ruhig in der Schuttertäler Festhalle, denn alle Veranstaltungen fielen der Pandemie zum Opfer. Im Gespräch mit der Lahrer Zeitung spricht Regisseur und Darsteller Dominik Schätzle über die Enttäuschung darüber, die Stimmung in der Truppe, die Folgen für den Verein – und hoffentlich bald bessere Zeiten.

Herr Schätzle, die Weihnachtsoperette der Trachtenkapelle wurde wegen Corona abgesagt. Wie fühlt sich das an?

Es ist wirklich ein sehr komisches Gefühl für mich, dass die Operette nicht stattfindet. Normalerweise habe ich im November und Dezember nichts anderes gemacht als Theater und dieses Jahr ist einfach gar nichts – da fehlt mir auf jeden Fall ein wichtiger Teil in meinem Leben.

Die Zeit ist normalerweise sehr stressig und anstrengend für mich, aber der Spaß und die Freude während den Proben und die Erleichterung, wenn am Ende dann alles geklappt hat, gleichen das wieder aus. Andererseits hatte ich dieses Jahr für viele Sachen Zeit, zu denen ich sonst nicht komme, und konnte die Feiertage ganz ohne Aufregung genießen. Das war auch mal schön.

Haben Sie Kontakt zu der Theatergruppe?

Leider haben wir im Moment keinen Kontakt. Klar telefoniert oder schreibt man immer mal mit dem einen oder anderen, aber alle zusammen habe ich schon länger nicht mehr getroffen. Über den Sommer hat man sich wenigstens regelmäßig in der Musikprobe gesehen und Anfang Oktober haben wir zusammen eine Wanderung gemacht.

Ich bin sehr froh, dass wir uns dort noch mal getroffen haben, und über die vergangenen Theater reden und lachen konnten.

Wie gingen die Mitwirkenden der Operette mit der diesjährigen Situation um?

Ich glaube, die meisten haben sich damit abgefunden und kommen ganz gut damit zurecht. Ich habe zwar schon von vielen gehört, dass ihnen das Theater fehlt und sie sich schon auf das nächste Mal freuen, aber die meisten haben wahrscheinlich auch mal die etwas ruhigere Weihnachtszeit genossen.

Jedoch kann ich sagen, dass es einem unserer Hauptdarsteller, Arnold Schultheiß, sehr schwer gefallen ist, in diesem Jahr nicht auf der Operettenbühne zu stehen. Denn es wäre sage und schreibe sein 40. Jahr in Folge gewesen, in dem er als Schauspieler für die Trachtenkapelle Schuttertal mitgewirkt hätte.

Können Sie sich denn überhaupt noch an das letzte Jahr ohne Theater erinnern?

2004 war ich das erste Mal dabei, also hatte ich 2003 das letzte Mal ein Weihnachten ohne Operette.

Wie viele Stunden jährlich haben Sie ehrenamtlich für die Weihnachtsoperette aufgewendet?

Grob geschätzt waren es für Theaterproben und die Aufführungen rund 120 Stunden im Jahr. Für die Vorbereitungen – Stück- und Musikauswahl, Werbung, Kleidung, Kulissen, Libretto bearbeiten sowie sonstige Organisation – zusätzlich noch mal ungefähr genauso viele. Insgesamt also etwa 250 Stunden.

Welche Auswirkungen hat der Ausfall der Weihnachtsoperette für Ihren Verein?

Da sie unsere Haupteinnahmequelle ist, bedeutet der Ausfall natürlich eine große finanzielle Einbuße. Aber auch kameradschaftlich fehlt die Operette dieses Jahr sehr. Alle Beteiligten haben immer viel Spaß dabei, man trifft sich jeden Tag, sitzt nach der Probe oder den Aufführungen zusammen. Das sorgt dann für einen starken Zusammenhalt.

Welche Operette hatten Sie für dieses Jahr eigentlich ausgewählt?

Dieses Jahr hätten wir "Die Csárdásfürstin" von Emmerich Kálmán einstudiert, diese Operette haben wir bisher noch nie gezeigt.

Ein Blick in die Zukunft, also auf die Weihnachtsoperette 2021:

Wenn wir weiterhin alle gemeinsam durchhalten und sich alle an die Regeln halten, bin ich großer Hoffnung, dass es nächstes Jahr an Weihnachten wieder eine Operette geben wird. Auch das Kreuzsteintheater anlässlich des 750-jährigen Dorfjubiläums, das ja eigentlich in diesem Jahr geplant war, haben wir nun für den 1. Mai 2021 in den Veranstaltungskalender der Gemeinde eingetragen, auch wenn das wahrscheinlich sehr schwierig werden wird und wir es eventuell wieder absagen müssen. In jedem Fall wünsche ich meinen Theaterspielern und unseren Zuschauern ein hoffentlich besseres Jahr 2021. 

Regisseur seit 2013 und Schauspieler

Seit vielen Jahren führt die Schuttertäler Trachtenkapelle zusammen mit dem vereinseigenen Theaterorchester an Weihnachten insgesamt viermal eine unterhaltsame Operette auf. Regisseur Dominik Schätzle wirkt selbst als Theaterspieler seit 2004 bei den Aufführungen mit, seit 2013 obliegt ihm die Regie der Weihnachtsoperette.

Bei folgenden Operetten hat Schätzle bereits Regie geführt und begeisterte darüber hinaus als einer der Hauptdarsteller das Publikum: 2013 führte er zusammen mit Michael Hummel die Regie bei "Gräfin Mariza", ebenso wie ein Jahr später bei "Brand auf Java". "Die lustige Witwe“ studierte Schätzle erstmalig alleine 2015 mit der Theatergruppe ein.

Darauf folgten "Die ungarische Hochzeit" (2016), "Der Vogelhändler" (2017), "Der Zigeunerbaron" (2018) und an Weihachten 2019 "Zwei Herzen im Dreivierteltakt". Weitere Informationen rund um den Verein und zu seinem Theaterspiel gibt es auf der Homepage www.trachtenkapelle-schuttertal.de.