Im Jahr 1984 gehörte die Guggemusik noch der Bremsdorfer Narrenzunft Dörlinbach an. Foto: Verein Foto: Lahrer Zeitung

Was es mit dem Säcklistrecken auf sich hat / Dörlinbacher Guggemusik feiert am Samstag 30. Geburtstag

Dörlinbach (alx). 30 Jahre Säcklistrecker Guggemusik und zehn Jahre Tanzgruppe "Steps" – Grund genug für eine rauschende Feier. Am Samstag, 11. Januar, geht es ab 19 Uhr in der Festhalle rund. Im Vorfeld wirft die "Lahrer Zeitung" einen Blick zurück.

Was ist eigentlich ein Säcklistrecker? Auf der Homepage der Dörlinbacher Zunft wird diese Frage beantwortet. Demnach bezieht sich der Ausdruck auf einen alten Brauch anlässlich der herbstlichen Hausschlachtungen auf Schwarzwaldhöfen. Erfuhren Jugendliche von solch einem Vorhaben, wurde schnell der Gedanke an das Säcklistrecken wach.

Meist formierten sie sich zu einer kleinen Gruppe. Einer der Beteiligten sollte das "Säckli strecken", die anderen fungierten als Aufpasser. Ein kleiner Beutel wurde an einen Stock gebunden. Darin befand sich ein Zettel, auf dem man mit lustigen Sprüchen um einen Teil des Schlachtguts bat. Im Internet-Lexikon Wikipedia ist die Rede von einem "Schandbrief", der humoristisch die "Missetaten" des Bauern auflistet – und damit droht, diese zu veröffentlichen. War es dunkel, dann trug einer der Beteiligten den Stock mit dem Beutel zum Haus, pochte damit kräftig an die Tür, stellte ihn ab und verschwand. Dann hieß es warten. Die Beutel wurden ins Haus geholt, mit Fleisch und Würsten gefüllt und der Spruch vorgelesen. Anschließend legte man ihn wieder vor die Haustür.

Dann wurde es für die Säcklistrecker wieder spannend: Nun mussten sie es schaffen, den Beutel wieder an sich zu bringen, ohne dabei erwischt zu werden. Sowohl die Schlachter als auch die Strecker entwickelten mit der Zeit Taktiken, um ihr Ziel zu erreichen, teilt die Zunft mit. Gelang es den Schlachtern, die Strecker beim Bringen oder Abholen des Beutels zu erwischen, so wurden diese in die Küche gebracht, wo ihnen die Hände auf den Rücken gebunden wurden. Zur Belustigung der Hausbesitzer mussten sie dann einen Teller Suppe oder Fleisch leer essen – ohne die Hände benutzen zu können.

Vorreiterrolle in der Ortenau

Daher stammt der Name der Dörlinbacher Zunft, die sich als "eine der ersten und ältesten Guggemusiken in der Ortenau" bezeichnet. Der Startschuss fiel im Jahr 1984. Damals kamen einige Schuttertäler auf die Idee, in Dörlinbach eine Mischung aus Fasent und Musik zu etablieren. Die Guggemusik schloss sich der Bremsdorfer Narrenzunft Dörlinbach an, die im Jahr 1979 gegründet worden war. "Zu diesem Zeitpunkt war man eine der ersten Guggemusiken in der Umgebung", heißt es von Vereinsseite.

Zu Beginn der 1990er-Jahre zählten die Dörlinbacher Säcklistrecker mehr als 30 aktive Musiker. Dieser Trend kehrte sich dann ins Gegenteil um: Im Jahr 2002 war mit weniger als 20 Musikern ein Tiefpunkt erreicht. Die Zunft blieb nicht untätig: Das in die Jahre gekommene Repertoire wurde mit Hilfe neuer Dirigenten aufpoliert, sodass 2006 und 2007 etwa 40 Musiker zusammen auftraten.

Nach den Feiern zum 25-jährigen Bestehen 2009 trennten sich die Säcklistrecker von der Bremsdorfer Narrenzunft. Ein eigener Verein wurde gegründet. Vorsitzender wurde Klaus Winterer, der bis dato Guggemusikvorstand war.

Ein besonderes Aufnahmeritual

Heute sind 30 Guggemusiker Teil der Zunft. Laut Verein ist das "fast die Idealbesetzung". Die meisten davon sind zwischen 18 und 30 Jahren alt. Bleim Blick in die Zukunft muss den Säcklistreckern also nicht bange sein.

Zum 30. Geburtstag gratulieren befreundete Guggemusiken wie die "Pflümequätscher" aus Wagenstadt oder die Pfaffnauer "Blächschränzer". Zu Gast sind auch die "Blächmechoniger" aus Mühlenbach und die "Hornigl’r" aus Wyhl, in deren Reihen der neue Dirigent der Säcklistrecker Gugge mitspielt, Helmut Berblinger aus Herbolzheim. Zünfte aus der Region komplettieren das Programm, das drei Showtänze beinhaltet. Eine Live-Band sowie ein Zelt mit DJ vor der Halle erwarten die Gäste.

Übrigens: Bei den Säcklistreckern ist der Name bis heute Programm. Jeder, der der Guggemusik beitritt, muss einen Teller Suppe oder Fleisch nur mit dem Mund und ohne Hände leer essen. Eben ganz genau so wie ein erwischter Säcklistrecker.