Nils und Nicole Himmelsbach vor dem Eingang von Seelbach, der vorletzten Station ihrer Radtour nach Dörlinbach, wo die Urgroßmutter des zwölfjährigen Jungen wohnt. Foto: Kiryakova

Freizeit: Zwölfjähriger fährt aus Südhessen fast 300 Kilometer ins Schuttertal

Seelbach - Da staunte die Uroma in Dörlinbach nicht schlecht: Der zwölfjährige Nils Himmelsbach hat zusammen mit seiner Mutter Nicole fast 300 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt, um seine Urgroßmutter im Schuttertal zu besuchen.

Überraschungsbesuch mit dem Fahrrad 

Schon im vergangenen Sommer hatte Nils die Idee gehabt: Mit dem Fahrrad zur Uroma ins Schuttertal fahren, um sie zu überraschen. Die Familie lebt im südhessischen Erfelden, bei Riedstadt, die Großeltern leben in Seelbach, die geliebte Urgroßmutter in Dörlinbach.

Im vergangenen Jahr war es jedoch nicht möglich – zu kurzfristig, kein Equipment und Nils hatte keine Zeit zum Trainieren und um sich vorzubereiten. "Der Junge vergisst es wieder", dachte seine Mutter. Doch der Zwölfjährige erinnerte die Eltern schon in diesem Frühjahr an seine Idee, die Uroma Hilde im Schuttertal zu besuchen.

Vor drei Wochen begannen Nils und seine Mutter dann mit der Planung und dem Training. Die ersten Tage fuhren sie kleinere Touren, dann steigerten sie langsam die Länge – bis zu 50 Kilometer am Tag. Außerdem legten sie sich Radlerhosen zu, einen Fahrradcomputer, ein Zelt und Schlafsäcke. Die Ausrüstung und das Gepäck waren auf das Minimum reduziert.

Fortsetzung trotz Hitze und Müdigkeit 

Am vergangenen Dienstag fuhren Nils und seine Mutter Nicole dann los. 73 Kilometer am Rhein entlang bis zum Main brachten sie am ersten Tag hinter sich. Am Abend übernachteten die Radler auf einem Campingplatz im Zelt. "Nils war sehr müde, ist beim Abendessen fast eingeschlafen", erzählt die Mutter. Der zweite Tag war mit Temperaturen von mehr als 35 Grad sehr heiß.

Die Mutter hatte da schon überlegt, die Tour abzubrechen, aber Nils wollte weiter radeln, trotz Müdigkeit und Hitze. "Nils war unglaublich motiviert, wollte unbedingt weiter mit dem Fahrrad fahren", sagt Nicole Himmelsbach. Alle zehn Kilometer mussten sie eine Trinkpause machen – mehr als zehn Liter Wasser haben sie an diesem Tag gemeinsam getrunken.

In einem riesigen Weinfass übernachtet

Die Tour führte durch Speyer, eine der ältesten Städte Deutschlands, wo die beiden auch den berühmten Dom besuchten. Schnell noch ein Eis zum Abkühlen und dann ging es weiter, Richtung französische Grenze bis nach Billigheim. Auf dem Campingplatz im Klingbachtal übernachteten sie in einem riesigen Weinfass, mussten also nicht das kleine Zelt und die unbequemen Luftmatratzen auspacken.

Am dritten Tag starteten die beiden schon um 6.30 Uhr. Das Ziel an diesem Tag war Achern, da aber Gewitter aufkam, entschieden sich Mutter und Sohn, nach Iffezheim zu fahren und von dort weiter am Rhein entlang Richtung Rheinau. 140 Kilometer anstatt der geplanten 75 Kilometer bewältigten sie an diesem Tag.

Von Rheinau radelten sie nach Appenweier, dann über Offenburg und Lahr bis nach Seelbach und zuletzt nach Dörlinbach, wo die Uroma Hilde wohnt. Sie staunte nicht schlecht, als ihr Urenkel vor ihr stand.

Info: Rheinradweg

Der Rheinradweg ist einer der bedeutendsten europäischen Radfernwege – er hat eine Länge von 1233 Kilometern. Ohne Anstiege verläuft die Strecke meist in Ufernähe und fast durchgehend ohne anderen Verkehr. Seit 2007 wird der Rheinradweg grenzüberschreitend genutzt.