Sven Kopf ist weltweit auf Reisen. Foto: sporttrampen.de

Sven Kopf aus Schweighausen ist seit 2012 weltweit auf Reisen

Schweighausen - Das ist Abenteuerlust pur: Erst Ende Dezember reiste Sven Kopf per Anhalter zum Nordkap. Jetzt ist der 26-jährige Schweighausener nach kurzem Stopp in der Heimat schon wieder in Skandinavien – dieses Mal samt Fahrrad, Anhänger und Tourenski.

Bereits seit 2012 ist Kopf in aller Welt unterwegs. Seine erste lange Reise ging damals nach Australien. Er habe einfach dem Winter entfliehen und vor dem geplanten Studium etwas von der Welt sehen wollen, sagt der heute 26-Jährige beim Zwischenstopp in der Heimat. Doch die Tour habe ihn selbst komplett verändert – und damit auch sein Leben.

Zwischenzeitlich hat er die höchsten Gipfel der Alpen und anderer Länder bestiegen, unzählige Mountainbike-Rennen und Bergläufe weltweit bestritten, ist eisgeklettert, aber noch lange nicht müde. Sein Abenteuer "Weltreise" geht weiter.

Auch bei seiner jüngsten Reise zum Nordkap hatte er einige Herausforderungen zu meistern, wie Kopf erzählt. Eine der größten sei eine überraschende Erkrankung gewesen, die er bei eisigen Temperaturen auskurieren musste. Eigentlich sei er unterwegs nie krank, doch ausgerechnet bei seiner Nordkap-Reise habe es ihn ordentlich erwischt: "Meine Stimme war mal komplett weg", und auch sonst habe er sich elend gefühlt. Dank eines starken Körpers und Willens habe er aber all das gut überstanden und seine Expedition hoch oben im Norden fortgesetzt.

Unvergessliche Momente in schier endloser Weite

Kopf berichtet von außergewöhnlichen Erlebnissen: von der Einsamkeit in der eisigen Weite, von Orten, an denen mehr Elche als Menschen über die Straße laufen, von Nordlichtern und anderen bunten Farben am Himmel – der "so toll" aussehe, wenn Sonnenauf- und Sonnenuntergang zusammenfielen. Begeistert erzählt er auch von unvergesslichen Begegnungen mit Einheimischen oder den vier Tramper-Freunden Malte, Jona, Noah und Vika, die er am Nordkap traf.

Der 26-Jährige schwelgt in Erinnerungen ans heimelige Lagerfeuer im Schnee, über dem sie die schwedischen Fleischbällchen Köttbullar zubereiteten, an einsame Hütten, die ihm Schutz boten, und an besorgte Menschen, die ihm Schlafplätze gewährten. Kopf schwamm in der kalten Barentssee zwischen dem Nordkap und der nördlichsten Landzunge Europas, erlebte Schneewehen, die selbst einen Lastwagen von der Straße pusteten, und genoss seine einsamen Wanderungen durch die schier endlose weiße Schneepracht – weit weg von jeglicher Zivilisation.

Beim Trampen habe er an manchen Orten mehr als zwei Stunden warten müssen, bis ein Auto vorbeikam, erzählt der Schweighausener. Wenn er von Weitem einen Schneepflug sah, habe er sich gefreut und den Daumen gehoben, denn meist sei er von diesen mitgenommen worden. Unvergesslich bleiben ihm auch seine Erlebnisse mit den Schlittenhunden Petrus, Biiga und Oabba, die er trainiert habe. Zusammen erkundeten sie einzigartige Landschaften, schwärmt Kopf, und fuhren einem "ewigen Sonnenuntergang" entgegen sowie unter tanzenden Nordlichtern.

Nach der kältesten Nacht, die er draußen bei minus 25 Grad verbracht habe, seien zwei Fingerkuppen am Morgen beim Packen fast erfroren. Zumal es auch tagsüber nicht wärmer gewesen sei. Die Sonne hatte er da mehr als drei Wochen nicht mehr gesehen, wie Kopf berichtet, und an den kürzesten Tagen war es nur vier Stunden hell. Mit rund 30 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken, jeweils etwa anderthalb Kilo schweren "Arktisschuhen" an den Füßen, darunter bis zu fünf Paar Socken und zehn Lagen Kleidung am Körper war der Abenteurer aber bestens ausgerüstet, um bei der mehrmonatigen Reise auch Temperaturen bis minus 36 Grad zu überleben.

Permanente Kälte gehe an die Substanz, so Kopf

"Wenn man hier oben den Luxus hat, im Warmen zu kochen, zu essen und zu leben, ist das Leben halb so schwer. Beim Reisen auf meine Weise verbringt man aber die meiste Zeit an der frischen Luft, und das ging hier sehr auf die Substanz", betont Kopf. Den ganzen Tag drinnen zu verbringen und dann draußen zu übernachten, sei einfach – aber sich permanent dieser Kälte auszusetzen: hart. "Bei minus 25 Grad verliert man die Lust am Essen und vor allem am Kochen sehr schnell, und das hat Konsequenzen. Wenn man sich nicht bewegt, kühlt man sehr schnell aus", so Kopf.

Trotz aller Strapazen ist er begeistert von seiner Nordkap-Expedition. Weil er es aber bedauerte, keine Ski und kein Fahrrad samt Hänger dabei zu haben, kehrte er Ende Februar kurzerhand in seinen Heimatort Schweighausen zurück, um sich nach einem kurzen Aufenthalt erneut in Richtung Nordkap aufzumachen – mit Ski, Rad und Hänger. Dieses Mal will er endlich auch den nördlichsten Punkt des europäischen Festlands erreichen.