Bei der 700-Jahr-Feier von Schuttertal 1970 gab es einen Festumzug. Ein Themenwagen zeigte damals die (stark vergrößerte) Urkunde, in der der Ortsteil erstmals urkundlich erwähnt wurde. Auf dieser historischen Aufnahme ist der Umzug in der Talstraße zu sehen. Foto: Archiv Finkbeiner Foto: Lahrer Zeitung

Jubiläum: In der 750-jährigen Historie von Schuttertal ist viel passiert

Der idyllische Ort Schuttertal mit seinen 1241 Einwohnern, ein Ortsteil der gleichnamigen Gemeinde, hat 2020 Großes vor: Mit vielen Veranstaltungen wird das 750-Jährige gefeiert. Wir werfen hier einen Blick in die interessante Ortshistorie.

Schuttertal. Der Ortsteil wurde urkundlich erstmals am 14. März 1270 erwähnt – und zwar als "Schutterthal". Bei der geroldseckischen Teilung kam Schuttertal an die Linie von Geroldseck-Hohen-Geroldseck. In der Urkunde, ausgefertigt in Colmar im Elsass, wurden die Bezirke der Dominikaner-Klöster zu Freiburg und Straßburg gegeneinander abgegrenzt. Unter den Ortschaften im Schuttertal, die dem Dominikaner-Kloster Straßburg zum Predigen und Sammeln von Almosen zufielen, wurde auch "Schutterthal" genannt.

In den Geroldsecker Urkunden wurde Schuttertal erstmals im Teilungsbrief von 1277 erwähnt. Bei dieser Erbteilung der Herrschaft Hohengerodseck in die Herrschaft Lahr-Mahlberg und Herrschaft Geroldseck fiel Schuttertal der östlichen Herrschaft zu, der es bis 1819 angehörte. Auch hier war laut Recherche des verstorbenen Schuttertäler Historiker Gerhard Finkbeiner einer der Zeugen und Mitbesiegler des Vertrags "Vogt Wilhem von Schutterthal" (nachzulesen in "Die Edlen von Schuttertal" von Gerhard Finkbeiner). Dieser Vogt sowie weitere Angehörige des Schuttertäler Ortsadels wurden in Urkunden bis Ende des 14. Jahrhunderts wiederholt als Vogt, Ritter und Edelknechte genannt. Sie gehörten zu den Dienstleuten der Geroldsecker und besaßen in Schuttertal einen Wohnturm. Um das Jahr 1470 sollen die Geroldsecker in Schuttertal eine Tiefburg sowie ein Wasserschloss gebaut haben, damit wurden die Herren von Waldstein belehnt.

Es gab Bauernaufstände in Schuttertal, denn 1525 zogen Schuttertäler Bauern zusammen mit den Bauern der Vogteien Reichenbach und Seelbach sowie den markgräflichen Untertanen aus Kippenheim, Mahlberg und Sulz nach Schloss Dautenstein und richteten an der Tiefburg gewaltigen Schaden an.

Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in Schuttertal "Auf der Fohren" ein Silber- und Blei-Bergwerk erwähnt. Mit zeitlicher Unterbrechung soll in dem Bergwerkstollen unterhalb des heutigen Neubauernhofs bis Anfang des 19. Jahrhunderts nach Silber- und Bleierz gegraben worden sein.

Von 1560 bis 1634 wird ein wiederholter Religionswechsel nach dem Grundsatz "Cuius regio, eius religio" erwähnt, eine Redewendung, die bedeutet, dass der Herrscher eines Landes berechtigt ist, die Religion für dessen Bewohner vorzugeben. Vor der Reformation war Schuttertal ein bekannter Wallfahrtsort. Die bäuerliche Bevölkerung verehrte hier den Heiligen Antonius, den Einsiedler. Das kunstgeschichtlich wertvolle Antoniusbild von 1670 in der heutigen Pfarrkirche erinnert an die Bemühungen der Pfarrgemeinde, nach dem 30-Jährigen Krieg die Wallfahrt zum heiligen Antonius wieder ins Leben zu rufen.

1733/34 erbaute der Franziskaner-Orden einen neuen Pfarrhof. Krieg herrschte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwischen den Ettenheimer Bürgern und Schuttertäler Bauern. Ursache war der Streit um den Grenzverlauf und die Waldnutzungsrechte im Ettenheimer Genossenschaftswald. Daran erinnert die Trachtenkapelle mit ihrem "Kreuzsteintheater", das sie aus Anlass des Ortsjubiläums in diesem Sommer sechsmal aufführen wird.

Hungersnot zwang im 19. Jahrhundert Bürger zur Auswanderung

Im 18. Jahrhundert prägte auch die Auswanderung das Leben der Schuttertäler; viele Familien wanderten nach Ungarn, nach Hodschag in die Batschka, aus.

Ereignisreich für die Bevölkerung war auch das Jahr 1819, denn Schuttertal kam als Teil der "Fürstlich von Leyenschen Standesherrschaft Hohengeroldseck" zum Großherzogtum Baden. 1832 wurde die kommunale Selbstverwaltung eingeführt – nun gehörte Schuttertal als selbstständige Gemeinde zum Groß- herzoglichen badischen Amtsbezirk Lahr.

Harte Jahre erlebte Schuttertal in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, von 1846 bis 1855: Missernten und Hungersnot zwangen ein Drittel der Einwohner zur Auswanderung nach Nordamerika. Die Schuttertäler siedelten sich vorwiegend im mittleren Osten (Ohio, Indiana, Illinois) und im mittleren Westen (Missouri, Iowa, Minnesota) an. Der Chronik ist auch zu entnehmen, dass 1844 bis 1846 in der Dorfmitte ein neues Rathaus- und Schulgebäude gebaut wurde.

Am 20. März 1848, während der Badischen Revolution, gab es einen Aufstand der Schuttertäler Bauern. Alle Besitzer von Hofgütern marschierten gemeinsam nach Schloss Dautenstein, der Verwaltung der "Fürstlich von der Leyenschen Standesherrschaft Hohengeroldseck", und forderten die Ablösung aller Feudallasten. Es war damals der einzige Bauernaufstand in Südbaden.

Eine große Bedeutung für die Schuttertäler hatte auch das Jahr 1907, denn die Pfarrkirche St. Antonius wurde im neuromanischen Stil durch Münsterbaumeister Raymund Jeblinger neu gebaut. 1961 wurde die neue Grund- und Hauptschule mit Turn- und Festhalle eingeweiht, der Bau hatte ein Jahr zuvor begonnen – 1965 startete dann der Bau des katholischen Kindergartens St. Josef.

Mit einem großen Fest über mehrere Tage und einem historischen Festumzug mit vielen Themenwagen feierte man im Juni 1970 das 700-jährige Bestehen. 1974 wurde der Ortsteil zusammen mit Dörlinbach und Schweighausen vereint und gehört seither der Gemeinde Schuttertal an.

Der Ortsteil Schuttertal feiert sein 750-jähriges Bestehen in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen (wir haben berichtet). Es gibt auch eine Jubiläumshomepage, die längst freigeschaltet wurde und nun abrufbar ist unter: www.schuttertal750.de. Hier können die gesamten Veranstaltungen eingesehen werden. Die ausführliche Ortschronik von Schuttertal kann man im Ortssippenbuch des Historikers Gerhard Finkbeiner nachlesen, das im Rathaus verkauft wird. Weitere Information zum Jubiläums-Ortsteil finden sich auf der Internetseite der Gemeinde unter www.schuttertal.de.