Schweighausen - Nach alter Köhlertradition wird für die 800-Jahr-Feier Schweighausens in den kommenden Wochen ein Kohlemeiler entstehen. Die Wiese bei der Wassertretanlage unterhalb der Kniesteinkapelle ist nun als Standort dafür übergeben worden.

Schweighausen. Zu der Veranstaltung kamen mehr als 30 Interessierte. Die Idee für das Projekt hatten zwei engagierte Schweighausener Forstleute, Kurt Weber vom Waldservice Ortenau und Achim Zehnle von der Forst Baden-Württemberg. Fachmännische Hilfe holten sich die beiden bei einem befreundeten Forst- und Meisterkollegen aus dem oberen Wiesental, Lukas Sprich aus Wieden. Er organisiert unterhalb des Belchen jährlich einen solchen Kohlemeiler und wird das Schweighausener Vorhaben mit seinem Team unterstützend begleiten.

Aufbau des Kohlemeilers erfolgt Ende April

Der zeitliche Ablauf dieser neu ins Leben gerufenen Tradition begann bereits vergangenen Winter, indem die Auszubildenden der Waldservice Ortenau und der Forst BW mit ihren Lehrherren rund 30 Ster Buchenholz eingeschlagen und dieses am Platz des Geschehens im Rund gelagert haben. Der Aufbau des Kohlemeilers wird Ende April erfolgen. Mit einem Durchmesser von rund neun Metern wird das Holz kegelförmig geschichtet und dem Verkohlungsprozess in einem Festakt am 11. Mai, dem sogenannten "Anzünden", übergeben. Als ehrenamtliche Köhler haben sich zwei Forstleute im Ruhestand, Bernhard Schwörer und Matthias Striegel, bereit erklärt, die sogenannte "Wasserverdampfung" über zwei Wochen lang und rund um die Uhr zu überwachen. Offenes Feuer darf es zu keiner Zeit geben. Das Holz darf nur glühen, und deshalb wird der Meiler mit sogenannter "Lösche", einem Erdgemisch vergangener und nun wieder frei gelegter Kohlplätze, überdeckt.

Öffnung des Kohlemeilers mit Festakt Ende Mai

Die Öffnung des Kohlemeilers wird mit einem Festakt am 24. und 25. Mai erfolgen. Zwischen Aufbau und Öffnen sind alltägliche Veranstaltungen und Besichtigungsmöglichkeiten vorgesehen. Besucher werden gebeten, im Bergdorf zu parken und beim Dorfladen hoch, den Kniesteinweg entlang, zum Ort des Geschehens zu wandern. Ein kleines Festzelt wird über zwei Wochen bewirtschaftet. Wie nun bekannt wurde, wird es zusätzlich zum großen Meiler für den Kindergarten und die Grundschule eine "Mini-Ausführung" geben.

Die Initiatoren Weber und Zehnle erklärten, dass das Endprodukt, rund drei Tonnen Holzkohle, nach der Öffnung am 25. und 26. Mai käuflich erworben werden kann. Auch überregional gebe es Interesse an der Aktion. So haben sich bereits mehrere Gruppen angemeldet, um das zweiwöchige Prozedere zu besuchen.

Geschichte

Kohlemeiler dienten zu früheren Zeiten der Herstellung von Holzkohle, die für das Handwerk, wie zum Beispiel eine Schmiede, gebraucht wurde. Heute nutzt man die Holzkohle vor allem zum Grillen. Überlieferungen zufolge gab es in Schweighausen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts solche Kohlemeiler. Einer Familie, heute noch als die "Kohlis" bekannt, soll der letzte Köhler entstammen, so dessen Urenkel Stephan Ohnemus.