Das nächtliche Glockenläuten der St. Antonius-Kirche in Dörlinbach bewegt viele Menschen im Ort. Die Ratssitzung, in der darüber abgestimmt wurde, war deshalb gut besucht. Foto: Baublies

St. Antonius: Zuhörer melden sich im Schuttertäler Gemeinderat

Dörlinbach - Die Glocken der Kirche St. Antonius läuten nachts nur noch zur vollen Stunde. Damit folgte der Gemeinderat, wie bereits berichtet, dem Kompromissvorschlag der Verwaltung . Davor hatte es teils emotionale Wortmeldungen der Zuhörer gegeben.

Das Thema – auf der Tagesordnung Punkt acht – interessierte so viele Einwohner, dass kaum noch freie Plätze in den Zuschauerreihen übrig blieben. In der Frageviertelstunde gab es dann auch einige Wortmeldungen zum Glockenläuten in Dörlinbach (siehe Info).

Wie berichtet, hatten Anwohner in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche beklagt, dass die Glocken zu laut seien. Das stimmte, es kam heraus, dass die Glocken nach geltenden Lärmrichtlinien für die direkten Anlieger tatsächlich zu laut waren. Daher ist der Glockenturm umgerüstet und gedämmt worden. Kirche und Gemeinde mussten handeln, deshalb wurden Anfang 2020 die Glockenschläge zwischen 22 und 6.59 Uhr gestoppt.

Es melden sich auch Bürger für das weitere Glockenläuten zu Wort

Dagegen gab es dann wiederum Protest – mit einer Petition mit 175 Unterschriften. Deren Unterzeichner wollten erreichen, dass die Glocken auch in der Nacht weiter zu jeder Viertelstunde schlagen.

Nun kam das Thema also im Rat dran. In der Frageviertelstunde am Beginn wurden dazu drei unterschiedliche Haltungen der Besucher deutlich: Anwohner in unmittelbarer Nachbarschaft des Gotteshauses sprachen von Ruhestörung und Schlafproblemen aufgrund der nächtlichen Glockenschläge – mit Folgen für die Gesundheit. Ein Beitrag war deutlich: "Wenn der Glockenschlag beibehalten wird, haben wir die Chance, jede Stunde aus dem Schlaf gerissen zu werden."

Es gibt im Ortsteil auch Menschen, die wohl aus Gewohnheit die Glocken persönlich nicht als störend empfinden, gleichwohl aber das Anliegen der betroffenen Anwohner unterstützen. Für diese Haltung war eine Wortmeldung bezeichnend: "Wir hören nichts mehr, aber wenn es irgendwen stört, unterschreiben wir." Anwohner in der Nachbarschaft der Kirche hatten in Dörlinbach für ihr Anliegen geworben.

Doch auch die Gegenseite meldete sich zu Wort. Andrea Schwörer trat für die Unterzeichner auf, die das Glockenläuten in vollem Umfang beibehalten wollen. Sie verlas einen Brief, in dem sie für das "Kulturgut der Glockenschläge" und eine "lange Tradition" warb. "Jeder Schlag hat Bedeutung für die Kultur und ist Zeitgeber." Gerade ältere Menschen würden das Glockengeläut zur Orientierung verwenden. Nach dem Umbau sei der Pegel der Glocken außerdem wieder im gesetzlichen Rahmen. Schwörer: "Wir sind der Meinung, dass man sich an den Glockenschlag gewöhnen kann."

In der Nacht zwischen 22 und 7 Uhr sollen die Glocken nur zur vollen Stunde schlagen

Etwa eine Stunde später, solange waren die Zuschauer geduldig sitzen geblieben, rief der Bürgermeister den Tagesordnungspunkt acht auf. Matthias Litterst fasste dazu die verschiedenen Meinungen der Frageviertelstunde zusammen und stellte die Sicht der Verwaltung dar. Der Verwaltungschef warb für den Kompromiss, den die Verwaltung vorgeschlagen hatte: In der Nacht zwischen 22 und 7 Uhr sollen die Glocken nur zur vollen Stunde schlagen. Diesem Vorschlag folgte der Gemeinderat einstimmig.

Die Ratsmitglieder Klaus Winterer, Achim Zehnle, Jutta Zehnle, Markus Schorr und Benjamin Zehnle erklärten übereinstimmend, dass der Kompromiss, wie ihn die Verwaltung vorgeschlagen hatte, der in diesem Fall einzig mögliche Weg sei. Man könne die Argumente aller Seiten nachvollziehen. Daher sei der Kompromiss ohne Alternative.

Der Rat stimmte geschlossen zu, dass die Glocken von St. Antonius am Tag zu jeder vollen Stunden sowie zu jeder Viertelstunde schlagen. Zwi-schen 22 und 7 Uhr schlägt die Glocke dann aber nur noch zur vollen Stunden.

Etwa 30 Zuhörer, außergewöhnlich viele für eine Gemeinderatssitzung in Schuttertal, waren in die Halle in Dörlinbach gekommen, um zu erfahren, wie der Gemeinderat über das Glockenläuten abstimmen wird. Bürgermeister Matthias Litterst stellte vor Beginn der Frageviertelstunde klar, wie diese zu handhaben sei: Die Bürger könnten Fragen an den Rat oder die Verwaltung stellen, doch die Frageviertelstunde sei kein Platz für Diskussionen. Litterst antwortete auf die Fragen der Bürger daher erst, als der Tagesordnungspunkt später am Abend aufgerufen wurde. Den Beschluss des Gemeinderats nahmen die Besucher dann ohne weitere Kommentare auf.