Mit Mitfahrbänken zum Ziel? Foto: Dach

Mit Mitfahrbänken zum Ziel?   Ingrid Behmel aus Schuttertal  hat es versucht.

Schuttertal - Ein Abenteuer: Ingrid Behmel hat auf Bitte unserer Redaktion das "Mitfahrbänkle" der Gemeinde Schuttertal getestet. Der Versuch zeigt, dass das neue System funktioniert, aber Wartezeiten einzukalkulieren sind.

Es ist ziemlich frostig, als sich Ingrid Behmel vormittags um 10.30 Uhr auf die Mitfahrerbank beim Gasthaus "Adler" setzen will. Die Bank ist eiskalt und mit einer dünnen Eisschicht überzogen, doch für Behmel, die die seit fast 40 Jahren im Ortsteil Schuttertal lebt, ist das kein Problem, sie legt ihre Stoffeinkaufstasche auf die kunterbunte Bank und setzt sich. Es soll nach Lahr gehen, eine Besorgung erledigen. Behmel, eine sympathische und aufgeschlossene ältere Dame, ist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, da sie nicht mehr Auto fährt.

Ein Wagen nach dem anderen fährt vorbei, auch Lastwagen, doch keiner hält. Sogar ein Bus, jedoch mit der Aufschrift "Einsatzwagen" fährt an Behmel und der Berichterstatterin vorbei. So geht das bis kurz vor 11 Uhr. Endlich hält ein Auto, Behmel strahlt und freut sich schon. Die freundliche Fahrerin fährt jedoch leider nur bis nach Seelbach. Sie erklärt Behmel, dass sie vom Mitfahrbänkle aus den Medien erfahren und deshalb angehalten habe.

Nach 45 Minuten noch keine Mitfahrgelegenheit

Sie sei bei der Gemeinde zwar nicht als Fahrerin registriert, wolle Behmel aber trotzdem mitnehmen. Da deren Ziel allerdings Lahr ist, kann sie leider nicht helfen. Das Warten geht also weiter.

Die nächsten Autos fahren vorbei, diesmal hat Behmel wenig Glück, denn bis um 11.15 Uhr hält kein Wagen mehr an. Da es ziemlich kalt ist und Behmel sowie die Berichterstatterin bereits rund 45 Minuten warten, beschließen sie, wieder nach Hause zu gehen. Sie nehmen sich vor, es an einem anderen Tag noch einmal zu versuchen.

Diesmal soll die Fahrt nach Schweighausen in den neuen Dorfladen gehen. Dort wollen die beiden einen Kaffee trinken und etwas einkaufen. Sie verabreden sich auf 14.15 Uhr an einem Wochentag beim Mitfahrerbänkle bei der Alten Schmiede im Ortetsil Schuttertal.

Ausgerechnet der Bauhofleiter hält an

Nach 30 Minuten – wieder sind viele Autos vorbeigefahren – haben sie endlich Glück: Reinhard Ams, Bauhofleiter der Gemeinde, hält mit einem orangenfarbenen, gemeindeeigenen Fahrzeug an. "Wohin fahren Sie denn?", fragt Behmel. "Nach Schweighausen, zum Bergdorfhaus", antwortet Ams freundlich – gute Nachrichten für Behmel, denn das ist ihr Zielort.

Während der Fahrt erzählt Ams schmunzelnd, dass sein Chef, Bürgermeister Carsten Gabbert, die Gemeindemitarbeiter gebeten hat, Menschen, die auf Mitfahrbänken warten, wenn irgend möglich mitzunehmen. Behmel bedankt sich nach der Fahrt bei Ams und macht sich mit der Berichterstatterin gut gelaunt auf den Weg zum Dorfladen, der nur wenige Schritte vom Bergdorfhaus entfernt liegt. Doch das Glück währt nicht lange, denn just an diesem Nachmittag hat der Dorfladen wegen Inventur geschlossen, und da kein weiteres Café weit und breit zu finden ist, macht sich Behmel nach einem sehr kurzen Aufenthalt in Schweighausen wieder auf den Weg zur Mitfahrerbank, Richtung Ortsteil Schuttertal.

Dieses Mal dauert es keine zehn Minuten, bis ein Auto hält, die beiden Damen fangen an zu lachen und freuen sich außerordentlich, denn es ist wieder Ams, der seine Arbeit im Bergdorfhaus erledigt hat und auf dem Rückweg nach Schuttertal ist. Also steigt Behmel wieder ins Gemeindefahrzeug ein und fährt mit Ams bis zur Dorfmitte des Ortsteils Schuttertal.

Behmel und die Berichterstatterin sind sich einig: Das Fahren mit Hilfe der Schuttertäler Mitfahrerbänkle hält Überraschungen bereit und ist spannend zugleich. Bei zwei von drei Versuchen wurden die Frauen relativ schnell an ihren Wunschzielort gefahren. Das Testfazit fällt daher durchaus positiv aus, auch wenn die erste geplante Tour nach Lahr nicht umgesetzt werden konnte.

Behmel ist sich sicher, das Mitfahrbänkle mit ihrer Begleiterin wieder einmal zu benutzen und freut sich jetzt schon darauf. Für zeitlich fixe Termine beim Arzt oder Behörden würde sie dagegen eher den Linienbus wählen, da sie dann sicher sein könne, auch rechtzeitig anzukommen, stellt sie fest.

Weitere Informationen: www.schuttertal.de

Fahrer gesucht

Die bunt bemalten Mitfahrerbänke sind an mehreren Stellen in den drei Schuttertäler Gemeinden aufgestellt worden. Mittlerweile steht auch jeweils eine Bank in Wittelbach sowie in Lahr, Geroldsecker Vorstadt, in der Nähe des Einkaufsmarkts "Lidl". Dabei werden immer noch Fahrer gesucht, die sich bei der Gemeinde melden können. Die Autos der Fahrer, die bei der Verwaltung registriert wurden, sind mit einem Aufkleber gekennzeichnet.