Frisörmeisterin Tina Himmelsbach schneidet ihren Kunden, hier Tina Keller aus Schuttertal, im Bauwagen die Haare. Der Wagen steht auf ihrem Grundstück neben dem Salon, damit sie und ihre Mitarbeiterinnen gleichzeitig arbeiten können. Foto: Axel Dach

Pandemie: Tina Himmelsbach erweitert ihren Salon / Abstand halten ist so besser möglich / Mehr Mitarbeiterinnen im Einsatz

Friseurmeisterin Tina Himmelsbach hatte durch die Corona-Krise eine ungewöhnliche Idee: Um den Abstand einhalten und trotzdem vielen Kunden einen neuen Haarschnitt verpassen zu können, greift sie nun in einem Bauwagen zur Schere.

Schuttertal - Die Frisöre in der Ortenau dürfen trotz der anhaltend hohen Inzidenz über 50 in den vergangenen Tagen ihre Geschäfte öffnen. Darüber freuen sich auch Friseurmeisterin Tina Himmelsbach, Inhaberin des Salons "Der Frisör", und ihr Team. Sie schneiden ihren Kunden nun auch in einem alten Bauwagen die Haare.

Dieser komme laut der Frisörmeisterin bei Mann und Frau gleichermaßen gut an. Leserin Carola Richter etwa war extra aus Schmieheim nach Schuttertal gekommen, um sich bei Tina Himmelsbach in ihrem Bauwagen die Haare schneiden zu lassen, schreibt sie in einer E-Mail an unsere Redaktion. "Ich finde die Idee mit dem Bauwagen absolut gelungen und innovativ. Das ist eine Nachricht zur Aufmunterung in Corona-Zeiten", sagt sie.

Der alte Wagen, den Himmelsbach von einem Freund der Familie ausgeliehen hat, dient als Überbrückung aufgrund des langen Lockdowns, denn ihre Kunden wollten natürlich Anfang März so schnell wie möglich einen Termin bekommen.

In ihrem Friseursalon in der Pfarrgutstraße des Ortsteils Schuttertal konnten sie und ihre vier Mitarbeiterinnen aufgrund der Corona-Maßnahmen für Friseure seit über einem Jahr nur zu zweit arbeiten – und das sei auf Dauer definitiv zu wenig. "Die Ausgaben bleiben ja gleich", sagte Himmelsbach. "Wir können den benötigten Umsatz nicht erzielen, wenn nur zwei Mitarbeiterinnen gleichzeitig arbeiten dürfen", erklärt sie. Dank ihres guten Freundes konnte sie die Idee, einen Bauwagen neben dem Salon auf ihrem Grundstück aufzustellen, umsetzen. Sie sei diesem Freund sehr dankbar, so Himmelsbach.

Ein Freund der Familie hilft mit seinem eigenen Bauwagen aus

Dank dieser originellen Idee könne sie nun zeitgleich drei Mitarbeiterinnen zum Haare schneiden einsetzen. Auch für die Überbrückung von Wartezeiten könne der Bauwagen gut genutzt werden.

Die Corona-Pandemie bedeute für sie und ihr Team nach wie vor eine sehr große Herausforderung. Rund 17 Wochen seien ihre vier Mitarbeiterinnen seit dem vergangenen Jahr bisher in Kurzarbeit gewesen. Dadurch mussten diese natürlich deutliche Lohneinbußen hinnehmen. Himmelsbach setze jedoch alles daran, um ihre Mitarbeiterinnen weiter beschäftigen zu können. "Wir müssen sehr flexibel sein, um in dieser schwierigen Zeit weiterhin effektiv arbeiten zu können", sagt die Frisörmeisterin. "Seit mehr als einem Jahr haben wir neue Arbeitszeiten und Schichten eingeführt, um die Maßnahmen und Abstände im Salon einhalten zu können."

Im vergangenen Jahr seien gerade die zwei umsatzstärksten Wochen im Jahr vor Weihnachten ausgefallen. Sie habe staatliche Hilfe beantragt, um über die Runden zu kommen, jedoch sei ihr Antrag für Dezemberhilfe, wie bei vielen anderen ihr bekannten Frisöre auch, aus nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt worden.

"Zum Glück habe ich einen Privatkredit bekommen, sonst wäre es finanziell sehr schwierig geworden für mich", berichtete Himmelsbach. Für den ersten Lockdown habe sie jedoch tatsächlich staatliche Unterstützung bekommen, das Geld sei aber erst sehr viel später ausgezahlt worden. Die Zeit bis dahin sei sehr schwierig gewesen, da die Frisörmeisterin für alle Ausgaben erst einmal in Vorleistung treten musste.

Himmelsbach fühlt sich von der Politik im Stich gelassen

Sie verstehe auch die Politik nicht, denn sie habe ja mit der Eröffnung ihres Salons vor einigen Jahren neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Politik habe viel versprochen vor dem zweiten Lockdown, letztendlich die Versprechungen jedoch nicht alle eingehalten.

Sie hingegen werde hart bestraft, wenn sie die Corona-Bestimmungen nicht einhalte. Jedoch will Tina Himmelsbach weiterhin optimistisch bleiben. "Ich hoffe, dass wir die Pandemie finanziell überstehen können und das sieht nach den ersten drei Wochen nach der Wiedereröffnung schon mal gut aus, auch dank des Bauwagens." Sie freue sich, dass ihre Kunden sie und ihre Mitarbeiterinnen auch in dieser Zeit unterstützten. "Ich hoffe sehr, dass das auch so bleibt. Meinem Team bin ich sehr dankbar für das großartige Engagement und die Flexibilität. Wir alle arbeiten gerade in Höchstleistung unter sehr schwierigen Bedingungen und ich hoffe, dass sich unser Fleiß am Ende lohnt."

Tina Himmelsbach und ihr Team arbeiten gemeinsam im Salon "Der Frisör" in der Pfarrgutstraße in Schuttertal. Auch sie bekamen die Corona-Pandemie und die mehrmonatigen Zwangsschließungen zu spüren. Dank des Bauwagens können Tina Himmelsbach und ihre Mitarbeiterinnen nun flexibler arbeiten und trotzdem die Corona-Regeln einhalten. Geöffnet ist ihr "Salon" dienstags und donnerstags von 9 bis 20 Uhr, mittwochs und freitags von 9-18 Uhr und samstags von 8-13 Uhr. Termine gibt es unter Telefon 07823/9 62 57 20 oder unter 017643231034.