Bei Minustemperaturen wartete LZ-Mitarbeiterin Zlatka Kiryakova Anfang der Woche auf eine Mitfahrgelegenheit – vergeblich, wie sich nach eineinhalb Stunden herausstellte. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

LZ-Check: Mitarbeiterin Zlatka Kiryakova testet das "Mitfahrbänkle" in Schuttertal / Letztendlich bringt der Bus sie ans Ziel

Trampen, aber in modern und bequem – "Mitfahrbänke" sind, zumindest auf dem Land, eine Alternative zum öffentlichen Nahverkehr. Seit Februar gibt es sie auch in Schuttertal. Doch funktioniert dieses Konzept tatsächlich? Ein Erfahrungsbericht.

Schuttertal. Laut Gemeinde ist das Projekt sehr erfolgreich. Ob und wie "Mitfahrbänkle" in der Praxis aber funktioniert, darüber sammelt man bei der Gemeinde keine Daten und darüber könne auch keine Auskunft gegeben werden.

Die Gelegenheit, es zu testen, ergibt sich für mich Anfang der Woche. Nach einem Besuch im Ortsteil Dörlinbach muss ich wieder nach Seelbach zurück. Es ist kurz nach 11.30 Uhr, ich habe kein Auto und ein Blick auf den Busfahrplan lässt mich erstarren. Der letzte Bus fuhr kurz nach 9 Uhr, der nächste kommt erst kurz nach 13 Uhr. Vier Stunden lang gibt es keinen öffentlichen Verkehr in Richtung Stadt. Meine "Rettung" in diesem Fall soll das "Mitfahrbänkle" werden und so sitze ich nach kurzer Zeit auf dem bunten Bänkle in der Nähe des Friedhofs in Dörlinbach. Nun heißt es warten.

Die Autos huschen vorbei, manche Fahrer schauen kurz zu mir. Einige entschuldigen sich durch Gesten. Anhalten will jedoch niemand. Eine halbe Stunde vergeht – kein Auto hält, es ist kalt und ich werde immer verzweifelter. Jetzt ändere ich meine Strategie: Nach alter Tramper-Manier halte ich den Daumen raus. Auch hier habe ich kein Erfolg und so sitze ich weiter auf dem Bänkle und grübele: Warum funktioniert eine so tolle Idee in der Wirklichkeit nicht? Liegt es an dem schlechten Timing oder an der fehlenden Bereitschaft der Autofahrer? So oder so warte ich weiter.

Nach eineinhalb Stunden komme ich endlich nach Seelbach – mit dem Bus. Zwar weiß ich, dass es keine Garantie gibt, dass man mitgenommen wird, enttäuscht bin ich aber an diesem Tag allemal.

Zu Hause angekommen, will ich doch wissen, wie es anderswo mit dem "Bänkle" läuft. Es gibt viele Erfahrungsberichte, der Tenor überall ist: Es geht manchmal ganz schnell oder aber man wartet vergeblich. Mein Unglück lässt mir keine Ruhe und so beschließe ich es noch mal zu testen. Dieses Mal sitze ich auf dem "Mitfahrbänkle" in Wittelbach, es ist kurz nach 13 Uhr. Das einzige Bänkle in diesem Ortsteil steht auf einem privaten Grundstück in Richtung Schuttertal. Nach kurzer Zeit hält tatsächlich ein Auto. Die Fahrerin, Brigitte Himmelsbach aus Schuttertal, erzählt mir, dass sie öfters Wartende mitgenommen hat. Für ein längeres Gespräch gibt es keine Zeit, da sich hinter ihr ein kleiner Stau bildet. Zu Testzwecken bleibe ich sitzen. Die nette Dame fährt weiter und ich warte wieder auf dem Bänkle. Ich bleibe noch eine halbe Stunde sitzen. Mehrere Autos fahren vorbei, aber keiner hält mehr an.

Die erste Bank wurde 2014 in Rheinland-Pfalz aufgestellt und hat seitdem Nachahmer in ganz Deutschland gefunden. 15 Bänkle stehen seit Anfang des Jahres zwischen Lahr und Schweighausen. Die Gemeinde Seelbach hat als letzte einer Beteiligung an dem Projekt zugestimmt. Hier gibt es aber kein Bänkle, sondern nur ein Schild, das darauf hinweist. Rund 500 Menschen aus Schuttertal sind bis jetzt als Fahrer registriert.