Dritt- und Viertklässler der Grundschule Schuttertal diskutierten gemeinsam mit Sinan von Sietencron und einigen Eltern über das Thema "Anders sein". Foto: Lahrer Zeitung

Schüler, die einem Löcher in den Bauch fragen und anschließend munter

Schüler, die einem Löcher in den Bauch fragen und anschließend munter diskutieren sind Alltag an der Grundschule Schuttertal. Für ihr Engagement wurde die Grundschule nun als erste "Philosophierende Grundschule" in Baden-Württemberg zertifiziert.

Die Akademie für Philosophische Bildung und Werte Dialog in München entwickelt Ideen und Konzepte für die Verankerung des Philosophierens als Bildungsprinzip in Kindertageseinrichtungen und Schulen sowie in der Ausbildung von Lehrkräften und Erziehern.

Schuttertal. "Wieso, weshalb, warum: wer nicht fragt, bleibt dumm" ist das Motto der Grundschule Schuttertal. Seit knapp einem Jahr wird im Unterricht zu vielfältigen Themen und Fragen gemeinsam philosophiert. Dafür wurde die Grundschule nun von der Münchener Akademie für Philosophische Bildung und Werte Dialog ausgezeichnet.

"Wir sind stolz auf unsere Grundschule. Sie beweist Mut und macht Dinge anders. Dieser Mut wird heute belohnt", lobte Bürgermeister Carsten Gabbert das Engagement. Er zählte neben Volker Schebesta, Staatssekretär im Kultusminsterium, Karl Henssler von der Karl-Schlecht-Stiftung, die die Aktion fördert sowie Christophe Rude und Anton Hörburger von der Münchner Akademie zu den geladenen Ehrengästen. Sie alle lobten das Konzept der Schule. "Wer nicht fragt, bekommt keine Antworten. Und wer keine Antworten bekommt, kommt auch nicht weiter", stellte beispielsweise Schebesta in seiner Rede fest.

Das Philosophieren ist aber kein festes Unterrichtsfach in der Grundschule Schuttertal, wie Mathe oder Deutsch. Stattdessen werde immer dann gemeinsam philosophiert, wenn den Schülern eine dringende Frage zu einem Thema auf den Nägeln brenne. Das können genau so im Mathe-, wie auch im Sportunterricht passieren.

Dann werde sich zusammen in einem Stuhlkreis gesetzt und zusammen diskutiert und philosophiert. So auch heute. Mehrere Dritt- und Viertklässler, Lehrerin sowie ausnahmsweise ein Teil der Eltern sitzen in einem der Klassenzimmer in einem Stuhlkreis zusammen. Gemeinsam soll über das Thema "Anders sein" philosophiert werden. "Was ist normal, was ist anders", fragt Sinan von Sietencron von der Akademie der Künste München, der den heutigen Kreis leitet.

Was ist normal, was ist anders?

In der Hand hält er einen Ball, wer ihn in der Hand hat, darf sich äußern. "Bist du normal Paul?", wendet er sich an einen Schüler. Dieser nickt. "Eher nicht", antwortet aber ein Mitschüler. Was also bedeutet anders sein? Der Ball landet bei Mike. "Jeder ist anders: Ich mag zum Beispiel Landmaschinen und jemand anderes mag Fußball", sagt der Schüler. Gar nicht so einfach, das Philosophieren.

Trotzdem war Rektorin Susanne Junker von Anfang an Feuer und Flamme für die Idee. "Das Thema hat mich sofort angesprochen und ich wusste, die Kollegen werden sich auch dafür begeistern", blickt sie zurück. Um sich philosophierende Grundschule nennen zu dürfen, mussten die Lehrer mehrere Fortbildungen absolvieren. Und was sagen die Eltern dazu? Zu Beginn seien sie etwas überrascht gewesen, mittlerweile gebe es aber nur positive Rückmeldungen so Junker. "Wir machen weiter", ist sich die Rektorin sicher.

Zurück im Klassenzimmer kommen die Schüler langsam zu einer Art Ergebnis. "Jeder ist auf seine Art normal und auf seine Art anders", stellt Mike fest. Und Paul fügt wenig später hinzu: "Man darf niemanden ausschließen, wenn er zum Beispiel aus einem anderen Land kommt oder an einen anderen Gott glaubt." Dieser Aussage stimmen alle überein. Das Nachfragen und Philosophieren hat sich für die Schüler wieder einmal gelohnt.