Carsten Gabbert ist seit 16 Jahren Rathauschef von Schuttertal. Auf eine dritte Amtszeit verzichtet er nun. Foto: Schabel

46-Jähriger nur noch bis Sommer 2020 Bürgermeister von Schuttertal. Zukunft offen.

Lahr - Carsten Gabbert wird nur noch acht Monate Bürgermeister von Schuttertal sein. Bei der Wahl im April 2020 tritt er nicht mehr an. Das hat er am Donnerstag bekanntgegeben.

Gabbert verschickte kurz von 12 Uhr eine Pressemitteilung, in der er seinen Verzicht auf eine dritte Amtszeit mitteilte: "Ich habe mich entschlossen, bei der nächsten Bürgermeisterwahl in Schuttertal nicht noch einmal zu kandidieren", heißt es darin. Und weiter: "Zweimal haben mir die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde das Vertrauen geschenkt und mir das Amt des Bürgermeisters anvertraut. Wir haben in den letzten 16 Jahren gemeinsam sehr viel erreicht. Unsere Gemeinde steht nach meiner festen Überzeugung in allen wichtigen Feldern sehr gut da. Für mich galt es nun zu entscheiden, wie es in meinem Leben beruflich weitergeht."

Mittags informiert er Medien und Mitglieder des Gemeinderats

Die Mitteilung war mit einem Sperrvermerk bis 22 Uhr versehen, sodass am Nachmittag weder im Internet noch im Radio über Gabberts Entscheidung berichtet wurde. Informiert waren die Mitglieder des Gemeinderats, die Gabbert ebenfalls um 12 Uhr per E-Mail ins Bild setzte. Die meisten Bürger von Schuttertal erfahren aber erst heute aus der Zeitung, dass ihr Bürgermeister künftig etwas anderes machen will.

Was hat Gabbert vor? "Ich möchte mir eine neue Herausforderung suchen. Die gute Zusammenarbeit mit unserer Verwaltung, dem Gemeinderat und den vielen Begegnungen mit Bürgern sind etwas, was mir sicher fehlen wird. Dennoch glaube ich, das ist der richtige Schritt, nach 16 intensiven Jahren für mich persönlich einen neuen Weg einzuschlagen", so Gabbert in seiner schriftlichen Erklärung. Auf Nachfrage sagte der 46-Jährige, dass er noch keine neue Stelle habe. Es mache auch keinen Sinn, sich jetzt nach einem Arbeitsplatz umzusehen, den er erst in einem Dreivierteljahr antreten könne. Denn Bürgermeister ist er noch bis zum 30. Juni 2020.

Warum will er nicht mehr Bürgermeister sein? Stellt ihn der Posten des Rathauschefs in Schuttertal nicht mehr zufrieden? Diese Frage verneint Gabbert: Er sei sehr zufrieden mit seiner Tätigkeit, und er lebe auch sehr gern in Schuttertal. Doch er sei jetzt in der Mitte seines Lebens angekommen und müsse sich grundsätzlich überlegen, wie es für ihn im Berufsleben weitergeht. "Wenn ich noch einmal kandidiere und gewählt werde, bin ich am Ende der Amtszeit 54 Jahre alt", rechnet er vor. In dem Alter sei ein beruflicher Neustart schwieriger. Deshalb habe er beschlossen, dass es jetzt sein müsse. Diese Entscheidung habe er auch bereits vor Monaten getroffen, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Als Bürgermeister habe er ein Amt auf Zeit, das er nach Ablauf der Dienstzeit abgeben dürfe.

Was ist Gabberts beruflicher Hintergrund? Der gebürtige Lahrer hat auf dem Wirtschaftsgymnasium Abitur gemacht und danach eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert. Es folgte ein Studium der Germanistik und Geschichtswissenschaft in Freiburg, das er mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen hat. Anschließend war er vier Jahre in der freien Wirtschaft im IT-Bereich tätig, ehe er sich bei der Bürgermeisterwahl in Schuttertal bewarb.

Gabbert wurde 2004 unter fünf Bewerbern im ersten Wahlgang gewählt, mit der sehr hohen Wahlbeteiligung von mehr als 85 Prozent. 2012 wurde er ohne Gegenkandidat im Amt bestätigt. In Baden-Württemberg haben nur sechs Bürgermeister (von 1100) ein grünes Parteibuch. Gabbert ist einer davon.

Der 46-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. Ist ihm das Risiko nicht zu hoch, im Sommer 2020 mit leeren Händen dazustehen? Gabberts Antwort: "Aus meinen Ohren rieselt noch kein Kalk." Er traue sich zu, eine attraktive Stelle zu finden, so darf man ihn verstehen. Außerdem ist Gabbert gut vernetzt, unter anderem als Mitglied im Landesvorstand des Gemeindetags.

Vor der OB-Wahl in Lahr war das Gerücht kursiert, Gabbert werde kandidieren. Das Gerücht sollte sich als falsch herausstellen, hat im Nachhinein aber doch ein Körnchen Wahrheit enthalten, nämlich dass der Bürgermeister von Schuttertal sich nach einer neuen Aufgabe umsieht.

Das sagen die Fraktionen

Achim Zehnle (CDU): "Herr Gabbert steht für eine offene, faire und ehrliche Zusammenarbeit. Ich persönlich habe einen sehr guten Draht zu ihm, zwischen uns hat es von Anfang an gepasst. Für mich als Kommandant ist es auch sehr wichtig, was der Bürgermeister für die Feuerwehr tut, und das war eine ganze Menge. Mit Carsten Gabbert haben wir unseren Fuhrpark komplett ausgetauscht und das Gerätehaus in Schweighausen erneuert."

Gerhard Himmelsbach (Freie Wähler): "Es ist eine traurige Überraschung, dass Herr Gabbert nicht mehr antritt. Er ist ein sehr guter Bürgermeister, der viel bewegt hat. Man denke nur an die zahlreichen Sanierungen öffentlicher Gebäude, etwa des Rathauses in Dörlinbach oder der Halle in Schuttertal. Oder den Neubau des Dorfgemeinschaftshauses Schweighausen. Die Aufzählung ließe sich fortführen. Ich bedauere es, dass er nicht weitermacht."