Katarina Lissek (links) vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung Freiburg trug vor, was sie in Gesprächen mit Bürgern herausgefunden hatte. Foto: Axel Dach

Schuttertäler wünschen sich mehr Leben in Ortszentren. Dorfladen als positives Beispiel.

Schuttertal - Zum Schuttertäler Bürgergespräch im Pfarrsaal in Dörlinbach am Montag sind viele Interessierte gekommen. Dabei ging es um die Themen, die die Bürger der Gemeinde beschäftigen.

Die Gemeinde Schuttertal ist eine der vier Pilotkommunen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts "Ko-Da-eG" (Kommunale Daseinsvorsorge durch Bürgergenossenschaften).

Bürgermeister Carsten Gabbert und Projektkoordinatorin Lucia Eitenbichler freuten sich, dass so viele Interessierte zum Bürgergespräch gekommen waren. Gabbert machte auf den Strukturwandel aufmerksam, der schon seit einiger Zeit stattfindet. Verwaltungsintern arbeite man schon seit längerem an dem Thema. Man könne den Wandel beklagen oder schlecht finden, jedoch bestehe auch die Möglichkeit, etwas selber in die Hand zu nehmen. An diesen Überlegungen sollen auch die Bürger teilhaben können. Er könne ein sehr großes Engagement in den mehr als 40 Vereinen des Schuttertals feststellen, daher sei auch sicher eine spannende Frage, wie man künftig Vereine dauerhaft unterstützen könne.

Florian Wernicke vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung Freiburg berichtete, dass er gemeinsam mit seiner Kollegin Katarina Lissek schon seit einiger Zeit beobachtend und beratend in der Gemeinde Schuttertal tätig sei. Auch habe Lissek bereits einige Gespräche mit Schuttertälern geführt. Das Bürgergespräch jedoch biete die Möglichkeit, um direkt mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Wernicke verwies auch auf Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus einer Notsituation heraus das Konzept eines genossenschaftlichen Vereins entwarf. Sein berühmtestes Zitat: "Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele".

Bei Problemlösung ist Kreativität gefragt

Unternehmensberater und Genossenschaftsexperte Thomas Hann trug zum Thema "Gemeinwirtschaftliche Strategien für Kommunen" vor. Probleme von Kommunen könnten auf kreative Art und Weise gelöst werden. Ein positives Beispiel: Der Dorfladen in Schweighausen, der genossenschaftlich geführt wird und sich des Problems der Nahversorgung angenommen hat.

Auch die Schuttertäler Bürger konnten sich einbringen. Es gab viele Wortmeldungen zu Themen wie Schließungen von Gasthäusern, ÖPNV, Energieversorgung, sozialen Einrichtungen, Vereinen, Nahversorgung oder Bildungseinrichtungen. Insbesondere zu den Themen Tourismus und zentrale Dorfmitte wurde rege diskutiert. Es wurde beispielsweise angeregt, mehr touristische Freizeitangebote für Familien zu schaffen, damit diese länger im Tal verweilen. Eine Bürgerin sagte, dass man Wandel zulassen und neue Wege einschlagen müsse. "Nur gute Luft genügt den Kurgästen nicht mehr." Zudem machten sich die Bürger Sorgen um die Dorfmitten, vor allem jene von Schuttertal und Dörlinbach. Diese müssten wieder mit mehr Leben gefüllt werden. "Es gibt kein öffentliches Leben im Dorf", sagte ein Bürger über Schuttertal. Man wisse gar nicht, wo man hingehen soll, um sich mit anderen zu treffen.

Gabbert sagte, dass man versuchen müsse, die Anregungen der Bürger gemeinsam umzusetzen. Hann sagte, dass es wichtig sei, dem Auseinanderdriften von sozialen Gemeinschaften vorzubeugen.

Genossenschaft

Der Grundgedanke einer Genossenschaft ist, gemeinsam seine Ziele besser zu erreichen als im Alleingang. Eine genossenschaftliche Kooperation bietet sich immer dann an, wenn das Verfolgen eines wirtschaftlichen Ziels die Leistungsfähigkeit des Einzelnen übersteigt, zugleich aber die selbständige Existenz gewahrt werden soll.