Der Trainer der Handballunion Freiburg, Jonas Eble, im Kreise seiner Spieler. Foto: Wendling Foto: Lahrer Zeitung

Handball: Seit 15 Jahren ist Jonas Eble in der Region als Coach tätig / Zahlreiche heutige und ehemalige Profis unter seinen Fittichen

Wohl kaum ein Trainer kennt den Handball der Region so gut wie Jonas Eble. Zahlreiche Klubs hat der 35-Jährige bereits gecoacht und viele große Namen hervorgebracht. Derzeit sorgt der Schutterner mit der Handballunion Freiburg für Furore.

Vor den Spielen schläft Jonas Eble wie ein Baby – doch in der Nacht danach findet er häufig keine Ruhe. Dann lässt er die Begegnungen noch einmal gedanklich Revue passieren, ärgert sich über jeden Fehler und erkennt alle Schlüsselmomente. Im Handball hat der trotz seiner gerade einmal 35 Jahre recht junge Coach bereits so ziemlich alles gesehen, was es zu sehen gibt. Der Landesligist Handballunion Freiburg, sein aktueller Arbeitgeber, ist bereits die sechste Trainerstation im Vereinshandball für den gebürtigen Schutterner. Große Namen wie Chris Berchtenbreiter, Frederik Simak, Felix Gäßler, Felix Zipf oder Peter Strosack – sie alle hat Eble in seiner Karriere trainiert und zumindest ein klein wenig besser gemacht. Der Kontakt zu seinen Ex-Schützlingen besteht zum Teil noch heute, wie einige Whatsapp-Nachrichten von Hofweiers Robin Dittrich, die während des Treffens mit Eble auf dessen Smartphone eingehen, belegen.

Im zarten Alter von 20 Jahren begann Ebles Trainerkarriere, eine hartnäckige Schulterverletzung in der A-Jugend des TV Willstätt war Schuld am Ende seiner Zeit als Aktiver. Als Auswahltrainer des Südbadischen Handballverbandes kümmerte er sich um die Jugend der Region und bei der SG Meißenheim/Nonnenweier um die D-Junioren. "Es lief als Trainer einfach zu gut, weshalb ich wohl damals nicht wieder selbst mit dem Spielen angefangen hatte. Außerdem hat mir die Aufgabe als Jugendtrainer einfach viel mehr gegeben", erinnert sich Eble, der schon als Spieler auf der Mitte im Ruf eines "Handballprofessors" gestanden hatte, an seine Anfänge.

"Ich habe schnell gemerkt, dass man mit dem Kopf viele Defizite ausmerzen kann", erläutert Eble den besonderen Reiz, den der Trainerjob schon in jungen Jahren auf ihn ausübte. Auch während des Studiums in Freiburg – zunächst VWL, dann kurz vor dem Vordiplom der Wechsel aufs Lehramt – pendelte Eble aus Schuttern in den Breisgau und trainierte in den frühen Abendstunden die Junioren.

Wie sehr Eble schon damals dem Handball verfallen war, wird anhand einer Anekdote besonders deutlich: "An der Hochschule habe ich häufig mit einem wasserlöslichen Stift verschiedene Taktiken auf den Bildschirm gekritzelt", so der Trainer, der nach einem kurzen Gastspiel als Coach des Perspektivteams des schon nach kurzer Zeit insolventen Zweitligisten HR Ortenau im Sommer 2010 als Co-Trainer des TuS Altenheim sein Debüt im Seniorenbereich feierte. An der Seite von Michael Schilling schaffte Eble den Aufstieg in die Oberliga mit dem TuS.

Ein ähnliches Meisterwerk gelang dem Trainer dann im Jahr 2015 bei seiner ersten Station als Cheftrainer. Mit dem TuS Ottenheim, wo Eble im Sommer 2013 die Nachfolge von Ulf Seefeldt angetreten hatte, stieg der Schutterner in die Südbadenliga auf.

Videostudium auf dem Weg zum Spiel

Doch nicht nur aufgrund der Erfolge mit ihren Männerteams dürfte man Eble sowohl in Ottenheim als auch in Altenheim eigentlich in bester Erinnerung behalten, denn zuvor hatte er im Jahr 2011 bereits das Kunststück vollbracht, mit den B-Junioren der SG Ottenheim/Altenheim den dritten Platz bei der deutschen Meisterschaft zu erringen. Davor hatte er mit Juniorenteams bereits mehrere südbadische Meisterschaften und zwei Teilnahmen an der süddeutschen Meisterschaft erzielen können. Noch immer leuchten Ebles Augen, wenn er an die Spiele zur deutschen Meisterschaft, inklusive Sieg gegen den großen SC Magdeburg, denkt: "Das Spiel um Platz 3 gegen die HSG Menden-Lendringsen war morgens um 10 Uhr. Bis 4 Uhr in der Nacht habe ich noch für das Team Videozusammenschnitte gemacht, die wir uns dann auf der Busfahrt zum Spiel angeschaut haben", erinnert sich der Coach. "Der Sieg war ein wirklich bewegender Moment."

Einer seiner späteren A-Jugend-Schützlinge war Whatsapp-Schreiber Robin Dittrich: "Als Robin damals bei uns anfing, sagte er nach dem ersten Training, dass er sich gefühlt habe, als hätte ihn ein Zug überfahren", erinnert sich Eble an Dittrichs Anfänge bei ihm. Und auch an den späteren Zweitliga-Profi Chris Berchtenbreiter hat Eble nur gute Erinnerungen: "Chris hat schon damals alles aufgesogen wie ein trockener Schwamm", lobt der Pädagoge seinen Musterschüler.

Doch wie unerbittlich das Trainergeschäft ist musste Eble dann Ende Februar 2016 in Ottenheim schmerzlich erfahren. Die Verantwortlichen beim abstiegsbedrohten TuS stellten den Trainer frei. Ein Schock, wie Eble damals im Gespräch mit unserer Zeitung einräumte: "„Ich bin vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Ich wollte nicht aufhören."

Lehrmeister Ole Andersen

"Danach war ich erst mal leer und wollte eigentlich nach zwölf Jahren als Trainer eine Pause vom Handball einlegen", gesteht Eble, den der Coach der SG Köndringen/Teningen, Ole Andersen, dann aber doch schnell zu einem Engagement beim Drittligisten überreden konnte. "Ole hat mir gesagt, dass jeder gute Trainer einmal in seiner Karriere entlassen wird", erinnert sich der 35-Jährige an die Motivationskünste des ehemaligen dänischen Nationaltrainers. In Teningen war Eble nicht nur der Assistent von Andersen, er übernahm auch die SG-Reserve in der Südbadenliga: "Von Ole konnte ich viel lernen", zieht der Schutterner noch heute den Hut vor dem dänischen Trainerfuchs.

Dennoch war auch in Teningen bereits nach einem Jahr Feierabend: "Ich musste jedes zweite Wochenende zu einer Lehrerfortbildung, was mir einfach zu viel wurde", nennt Eble die Gründe für seinen frühzeitigen Weggang. Vielleicht haben aber auch Ebles Perfektionismus und immenser Ehrgeiz ihren Tribut gefordert: "Ich bin ein Pedant und schiebe im Training die Hütchen auch mal zwei Zentimeter um. Ich konnte schon als Kind beim ’Mensch ärgere Dich nicht’ nicht verlieren. Deshalb macht mir auch keiner mehr Druck als ich mir selbst", gibt der Schutterner Einblicke in sein Seelenleben. "Ich habe großen Respekt vor jedem Gegner. Aber das letzte, was ich sein will, ist ein guter Verlierer."

Im Juli 2017 heuerte Eble als Sportkoordinator beim ambitionierten Landesliga-Aufsteiger HU Freiburg an. Doch lange hielt es der Vollbluttrainer nicht hinter dem Schreibtisch aus. Ein Jahr später beerbte er bereits Dirk Lebrecht auf der Trainerbank der HU. In wenigen Monaten hat Eble aus einem Abstiegskandidaten ein Topteam der Landesliga geformt. "Ich will der beste Trainer werden, der ich sein kann. Dafür investiere ich viel. In meiner Freizeit gibt es nur Handball", so Eble, von dem sogar seine Freundin sagt, dass er ohne seinen Sport schlechter zu ertragen sei. Dass es auf Anhieb mit der Handballunion so gut läuft, bezeichnet der Schutterner etwas überraschend jedoch als "Fluch und Segen" zugleich. "Die jungen Spieler bräuchten eigentlich noch etwas Zeit", sagt der Coach des Tabellenzweiten mit Blick auf einen möglichen Aufstieg in die Südbadenliga. "Dort geht Handball ja eigentlich erst richtig los, aber so ein Ende wie in Ottenheim will ich nie wieder erleben." Doch selbst wenn, schlecht schlafen lässt Eble der Gedanke daran nicht.