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Erinnerungen: Annalen als Produkt der süddeutschen Klostergeschichtsschreibung / Zeitzeugnis eines Benediktinermönchs

Schuttern (cbs). Humanismus, Reformation und Bauernkriege prägten die Klosterjahre im 16. Jahrhundert. Der Benediktinermönch Paul Volz hat dazu zahlreiche zeithistorische Dokumente hinterlassen. Der Sohn eines Schneiders wurde um 1480 in Offenburg geboren und schrieb sich 1495 als Benediktinermönch an der Universität in Tübingen ein. "Offensichtlich war er ein schlauer Kopf", erklärte der Historiker Armin Schlechter, der auf Einladung des Historischen Vereins, einen Vortrag über den Mönch hielt-

Volz war Anhänger des Humanismus und in den deutschen humanistischen Zirkeln gut vernetzt. Eine Freundschaft pflege er unter anderem zu Erasmus von Rotterdam, erklärte Schlechter. Volz selbst zählte sich zu den Reformisten, die ihn jedoch immer wieder als Zweifler erkennen ließen. Trotz seiner humanistischen Neigungen sei der Mönch als Autor nur in geringem Maß hervorgetreten. Sein wichtigstes Werk, die "Annalen von Schuttern", sind unvollendet geblieben und seinerzeit auch nicht im Druck erschienen, so Schlechter. In Schuttern amtierte Volz als Leiter der Klosterbibliothek. 1512 war er Abt des Klosters Hugshofen im elsässischen Weilertal. In dieser Funktion wirkte er an der monastischen Reformbewegung mit. "Volz war kirchenreformerisch orientiert", so Schlechter. Als 1525 während der grausamen Bauernkriege zahlreiche Klöster vollkommen zerstört wurden, betrachteten die Vögte die Reformbewegungen als Ursache. Volz musste sein Kloster verlassen und fand über zahlreiche Umwege 1537 Zuflucht in Schuttern.

Aus seiner Feder seien kleinere Texte als Widmungen im Druck erschienen. Die Schutterner Annalen sollten von der Anlage her aus drei Büchern bestehen, von denen allerdings nur die ersten beiden erhalten sind. Das erste Buch handelt die Gründungsgeschichte des heutigen Friesenheimer Ortsteils ab, während das zweite die Abtsgeschichte bis 1491 behandelt.

Nach Angaben von Schlechter hätte das dritte Buch auf die großen Einschnitte der Reformation und des Bauernkriegs eingehen müssen. Allerdings habe es sehr wahrscheinlich das dritte Buch nie gegeben, so Schlechter. Hauptproblem der Abfassung der Schutterner Annalen war die überaus lückenhafte Quellenlage. Volz konnte lediglich auf Urkunden des Klosterarchivs und auf das Schutterner Totenbuch zurückgreifen. Letzteres beinhaltete zwar den Sterbetag der Äbte, aber nicht das Jahr. So blieben ihm nur die Inschriften auf den Grabsteinen in der Klosterkirche und historische Notizen.

In seinen Annalen geht Volz auf den Klostergründer Offo ein. Im zweiten Buch sei von einer Klosterzerstörung 1160 die Rede. In die Amtszeit von Abt Isenbart (1337 bis 1350) falle die Pest. 1356 soll es ein großes Erdbeben in der Region gegeben haben.

"In der Summe sind die von Paul Volz begründeten Schut-terner Annalen ein Produkt der süddeutschen Klostergeschichtsschreibung, die die Geschichte der eigenen Institutionen wohl verherrlicht", so Schlechter. Vom Ansatz her beschränken sich die Aufzeichnungen auf Berichte. "Historische Lehren aus der Geschichte sucht man vergebens", so Schlechter. Fakt sei, dass alle weiteren Werke über das Kloster auf der Grundlage der Annalen von Volz basieren, stellte Martin Buttenmüller, Vorsitzender des Historischen Vereins, fest.