Das Team von Coiffeur Oberle in Wolfach hat sich gut vorbereitet – und muss trotzdem viele Terminabsagen entgegennehmen. Nichtsdestotrotz sind sie froh, weiterhin öffnen zu dürfen. Foto: privat

Regel sorgt für Probleme. Viele Kunden wollen sich nicht testen lassen.

Zum Haareschneiden geht’s nur mit Test: Geduld ist angesagt, sowohl bei Frisören als auch bei den Kunden. Wie gehen die Salons mit der Schnelltest-Pflicht für Kunden um? Der Schwarzwälder Bote hat sich im Kinzigtal umgehört.

Mittleres Kinzigtal - Seit dem 1. März sind die Friseure zurück aus dem Lockdown. Konnten sie sich vor Terminanfragen zunächst nicht retten, wird ihr Kalender nun immer leerer. Grund ist die seit Montag im Land geltende Regel, dass Kunden einen negativen Covid-19-Test vorweisen müssen.

Coiffeur Oberle, Wolfach:

Einige Kunden hätten ihre Termine bereits abgesagt, berichtet Sherine Gad. Die Kunden seien unterschiedlich gut vorbereitet. "Einige bringen direkt eine Testbescheinigung mit oder auch ihren Impfpass", sagt sie. Auf der anderen Seite gebe es aber auch Kunden, die von der Testpflicht noch nichts mitbekommen hätten. "Die müssen wir dann leider wieder wegschicken", erklärt sie. Ein Problem sei auch, dass das Wolfacher Testzentrum noch montags, mittwochs und freitags Termine anbiete – für viele Termine sei das zu kurzfristig. Und: Einige Kunden wollen sich auch nicht testen lassen.

Die Verordnungen seien ein großes Hin und Her, kritisiert sie. Das Team sei froh, weiterhin öffnen zu dürfen – alles sei besser, als nicht zu arbeiten. "Uns ist bewusst, dass es auch Regeln geben muss, aber wir haben noch viele Fragen, die uns derzeit keiner beantworten kann." Momentan sei sie in Kontakt mit Landratsamt, Gesundheitsamt und dem Ordnungsamt vor Ort. So habe sie extra eine Schulung gemacht, um die Kunden selbst vor Ort testen zu können und es wurden entsprechend Tests bestellt. "Es sieht aber so aus, als dürften wir das nicht anbieten."

Art of Hair, Hornberg:

Inhaberin Cornelia Storz berichtet, dass die neue Vorschrift Probleme bereitet. "Die Tests sind ja nur 24 Stunden gültig und die Teststation in Hornberg ist nur montags von 16.30 Uhr bis 19 Uhr und freitags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Wer also mittwochs oder donnerstags einen Termin hat oder freitags vor 16 Uhr, muss einen Test beim Hausarzt oder in der Apotheke machen lassen". Beim Telefongespräch hört man im Hintergrund ein weiteres Telefon klingeln und Cornelia Storz bestätigt, dass die Kunden verunsichert sind und es Terminabsagen gibt. Bis auf eine Kundin sind am Dienstagvormittag alle ihre Kunden gekommen. Die Termine einer Angestellten jedoch wurden alle abgesagt.

"Wir versuchen alles, um den Anforderungen gerecht zu werden und dazu beizutragen, einen ganz schweren Lockdown zu vermeiden." Insgesamt beobachtet sie, dass die Kunden vorsichtiger geworden sind, die Situation sei schwierig.

Salon Volker Behrens, Hausach:

"Für manche Kunden ist es ein Problem, sie sagen ihre Termine ab, weil sie das nicht wollen. Die anderen machen das halt. Es ist natürlich schwierig eine Testmöglichkeit zu finden, weil der Test ja nur 24 Stunden gültig ist. Trotzdem bin ich natürlich froh, dass ich öffnen kann und nicht wieder schließen muss."

Friseur Matt, Steinach:

Er versuche, immer alles positiv zu sehen, antwortet Armin Matt als allererstes auf unsere Anfrage. Die Politiker hätten sich bei der Entscheidung sicher etwas gedacht. Aber: "Im Grunde geht es uns jetzt wie der Gastronomie. Bei uns hat sich niemand infiziert und doch treffen uns jetzt wieder die härteren Maßnahmen." Er sehe aber auch, dass die Sache insgesamt mittlerweile sehr problematisch sei. "Alle wollen den härteren Lockdown, aber niemand will die Konsequenzen tragen."

Für den Salon selbst ist es gerade durchaus problematisch. Am Dienstagvormittag, während des Gesprächs, hat Matt eine Kundin im Laden. Das müsse man sich mal vorstellen, sagt er. "Es ist gnadenlos frustrierend." Im Moment hagele es Absagen. Viele seiner Kunden hätten den Standpunkt, dass sie sich nicht zum Testen zwingen lassen würden und dann lieber auf den Friseurbesuch verzichteten. "Es hagelt Absagen", sagt Matt. Zuletzt sei es im Salon richtig gut gelaufen, aber gerade müsse er sich überlegen, ob er wieder Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit schickt.

Er habe sich auch bereits mit befreundeten Kollegen darüber ausgetauscht, was die Situation mit der Psyche mache. Die anhaltende Unsicherheit, wie es weitergehen soll, gehe an niemandem spurlos vorüber. "Das ist deprimierend", sagt Matt.

Corona-Verordnung

Laut aktueller baden-württembergischer Corona-Verordnung müssen Friseurkunden "den Nachweis eines tagesaktuellen negativen Covid-19-Schnelltests, einer Impfdokumentation oder eines Nachweises einer bestätigten Infektion" erbringen. Tagesaktuell bedeutet, dass das Ergebnis nicht älter als 24 Stunden sein darf. Ein Selbsttest ist nicht zulässig.