Berüchtigt für seine Spitzen: Sven Hieronymus F oto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Comedy: Sven Hieronymus wettert gegen heutige Jugend und seine eigene Tochter

Sc hmi eheim (ir). Wie schön waren die Zeiten, als er noch nicht Eigenheimbesitzer, Ehemann und Vater war: "Als ob", sagt sein Sohn nur noch zu Sven Hieronymus. Die zwei Wörter sind der Arbeitstitel für sein Soloprogramm, das der Comedian am Samstagabend in der voll besetzten Schmieheimer Festhalle vorstellte.

Mit seinen lebhaften Schilderungen hat der "Rocker vom Hocker" den meisten Besuchern aus dem Herzen gesprochen, ihr Lachen klang sehr nach Wiedererkennungen aus der eigenen Familiengeschichte. Am Schluss gab’s minutenlangen Applaus. Den Comedy-Abend hat die Schlossbrauerei präsentiert.

Hieronymus selbst ist übrigens mit dem gleichnamigen Bier der Schlossbrauerei "weder verwandt noch verschwägert", wie er augenzwinkernd anmerkte. Gut zwei Stunden lang erzählte der Altrocker mit den langen blonden Haaren, wie sehr sich das Leben für ihn geändert hat. Vorbei sind die goldenen Zeiten der Jugend – in der übrigens alles besser war. Nun leidet er unter dem Familienleben in Zeiten der Moderne, wie er als Depp der Familie brillant schilderte. Trotz Erziehungsarbeit seien die Kinder unselbstständig geblieben. Die Tochter zieht erst mit 22 Jahren aus, der 19-jährige Sohn leider nicht. Als "Habba" sei er zu seinem Leidwesen immer noch eine Kreuzung von Hausmeister und Bankautomat für seine Tochter. Klagen, dass sich das Geld im Portemonnaie nicht von alleine vermehrt, stoßen auf taube Ohren. Der Sohn trinkt Vaters Cola leer, die Tochter stellt erst im Alter von 22 Jahren eine Waschmaschine selbst an.

Das Anstellen der Waschmaschine als Herausforderung

Auch im Eheleben ist für den Altrocker nichts mehr so wie früher. Seine Frau verlangt von ihm, dass er sich "selbst optimiert" und meint damit: Nimm endlich ab. Ihr Geschenk, ein Fitnessarmband, sei für ihn ein Folterinstrument. Die Kommunikation mit Kindern und Gattin sei auch schwierig geworden. Als Vater ist er nun "Experte für seltene Sprachen" geworden, überhaupt kämpft er mit den Tücken der modernen Verständigung via Smartphones.

Lebhaft, wortreich und mit viel Witz schildert Hieronymus die Plagen des modernen Familienlebens. Ausgesprochen bissig wird sein Humor, wenn er ganz nebenbei Seitenhiebe in Richtung Politik und Helikoptereltern austeilt. Von der "Windelbrut, die ab der dritten Klasse den Lehrer korrigiert" hält er nicht viel. Kinder sollten sich auch mal sinnfrei persönlich weiterbilden dürfen: Statt Sonnengruß im Kinderyoga, bevor’s in die Kita geht, hält er ein Plädoyer für den Besuch von Freibad und Kino. Verständnisvolles Lachen erntet Hieronymus für seine Situationskomik. So, wenn er schildert, warum die Tochter ein halbes Jahr zum Umzug braucht. Die Helfer sind zu beschäftigt damit, Selfies von sich mit Umzugskisten zu machen, als die Kisten zu schleppen. Überhaupt fühlt sich der bekennende Kaffeetrinker auf einem fremden Planeten, wenn er erfährt, dass die Jugend "Machpulvertee mit Sojamilch" trinkt. Erfunden seien diese Geschichten nicht, alles sei dem wahren Leben entsprungen, beteuert Hieronymus. Als Beweis spielt er eine Sprachnachricht seiner Tochter vor, wie sie mit dem Stromanschluss und der Wasserzufuhr der Waschmaschine kämpft.