Wohnungen statt Gasthaus: So soll der "Engel" in Sulz nach dem Umbau aussehen. Foto: Historicus

Die Sulzer Ortsmitte ist fertig, nur zwei "Schandflecke", wie es Ortsvorsteher Rolf Mauch nennt, trüben das Bild: der "Engel" und der "Kaiser". Beide Gebäude sollen jedoch bald umgebaut werden.

Sulz – "Die Straßen wurden hergerichtet, jetzt sehen die beiden Gebäude natürlich schlecht aus", sagt Mauch über die Ortsmitte, die jetzt "Dorfplatz" heißt, und die früheren Gasthäuser "Engel" und "Kaiser". In beiden Gebäuden sollen Wohnungen entstehen.

"Engel": Im August 2020 verkaufte Inhaber und Wirt Stefan Breig das Gasthaus, für viele Sulzer überraschend, an die Firma Historicus. Das Rheinauer Unternehmen, das auf denkmalgeschützte Gebäude spezialisiert ist, trat mit dem Ziel an, den markanten Gastro-Bau in Wohnraum umzuwandeln – wurde dann aber von der Corona-Krise ausgebremst, wie Geschäftsführerin Katja May im Gespräch mit der LZ erklärt: "Die Auftragslage bei den Handwerkern war sehr angespannt, die Materialpreise gingen durch die Decke, sodass das Projekt irgendwann nicht mehr kalkulierbar war." Im Frühjahr 2021 wurde der "Engel" auf Eis gelegt – und erst ein Jahr später wieder angegangen. Aktuell gebe es "noch ein paar Unstimmigkeiten" beim Bauantrag, sie sei aber zuversichtlich, dass diese zeitnah ausgeräumt werden könnten, erklärt May. Denkmalrechtlich sei alles in Ordnung: "Das wird am Ende wirklich schön." Im kommenden Jahr soll der Umbau starten, 2024 alles fertig sein. Vorausgesetzt die Bauherrin findet rechtzeitig Abnehmer für die geplanten acht Wohnungen, denn: Damit Käufer in den Genuss der steuerlichen Vorteile für Denkmal-Immobilien kommen, müssen sie das Objekt vor Beginn der Sanierung erworben haben. Zwischen 395 000 Euro (zwei beziehungsweise drei Zimmer, je 80 Quadratmeter) und 699 000 Euro (drei Zimmer, 170 Quadratmeter) werden auf der Historicus-Internetseite für die Eigentumswohnungen aufgerufen. Laut May eignen sie sich sowohl für den Selbstbezug als auch als Kapitalanlage.

"Kaiser": Der Investor auf der gegenüberliegenden Straßenseite setzt auf Mietwohnungen. Insgesamt neun Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen auf drei Etagen sollen im ehemaligen Gasthaus Kaiser entstehen. Die Lahrer Firma Maximus-Bau hat das Gebäude an der Ecke Lahrer und Waldstraße bereits 2020 erworben. Auch hier gab es Verzögerungen, "doch jetzt wollen wir durchstarten", sagt Geschäftsführer Wladimir Fatjanow. Das Haus ist bereits entkernt, ein nebenstehender Anbau, der früher als Schlachthaus diente, abgerissen. "Die Termine mit dem Brandschutzgutachter und dem Statiker stehen, danach folgt der Bauantrag", erklärt Fatjanow. Neben komplett barrierefreien Wohnungen mit einer Gesamtfläche von knapp 600 Quadratmetern ist ein begrünter Innenhof geplant. "Wir haben schon mehr als 30 Anfragen von potenziellen Mietern", berichtet der Bauherr, der weiß, dass der Wohnungsmarkt in Sulz besonders angespannt ist. "Wir haben hier ein sehr gutes Projekt und spüren den Rückhalt der Stadt." Der Investor hofft, noch in diesem Jahr mit dem Ausbau des alten "Kaisers" beginnen zu können, sodass das Haus spätestens Ende 2023 bezugsfertig ist. Trotz der schwierigen Auftrags- und Materiallage ist Fatjanow zuversichtlich, die ursprünglich geplanten Gesamtkosten "im großen Ganzen" halten zu können: 1,6 Millionen Euro, inklusive Kaufsumme, sollen es am Ende werden.

Das frühere Gelände der Firma Wilhelm liegt schon seit Jahren brach. Die Ortsverwaltung hat das Areal, das laut Ortsvorsteher Mauch einer bundesweit tätigen Baugesellschaft gehört, wegen des Dorfjubiläums gepachtet. Das Jubiläum ist zwar vorbei, der Pachtvertrag wurde jedoch noch nicht gekündigt.