Vor 100 Tagen ist "Yullbe" mit viel Presserummel eröffnet worden – und hat seitdem trotz Lockdown schon mehrere Tausende Besucher angezogen. Foto: Göpfert

Virtuelle Realität: Europa-Park-Attraktion "Yullbe" ist 100 Tage alt / Viel Potenzial für Weiterentwicklung

Rust - Mit "Yullbe" hat der Europa-Park am 17. September eine Weltneuheit eröffnet. Dank modernster Technik können die Besucher virtuelle Realität (VR) in fiktiven Welten so überzeugend erleben wie noch nie zuvor – entweder, indem sie 30 Minuten lang ein Abenteuer bei "Mission Rulantica" bestehen oder in die Horror-Welt "Traumatica" abtauchen.

100 Tage Yullbe im Eurpa-Park

Am 25. Dezember wurde die Attraktion 100 Tage alt. Die Lahrer Zeitung hat mit Sven Meyer, Division Director "Mack Next Lab" und "2112 Pictures", die die Attraktion mitentwickelt haben, ein erstes Fazit gezogen.

Herr Meyer, die Corona-Maßnahmen haben den Betrieb von Yullbe ja vorläufig unterbrochen, aber wie gut lief die Attraktion bis dahin?

Yullbe hat viele Neugierige angezogen und sich rasch zunehmender Beliebtheit erfreut. Bis zum Lockdown hatten wir eine ständig zunehmende Auslastung. Bis jetzt sind trotz Lockdown schon mehrere Tausend Besucher in die immersiven Welten von Yullbe eingetaucht.

Yullbe ist ja ein völlig neues Erlebnis. Wie war das Feedback der Besucher dazu?

Das Feedback war sehr gut. Bisweilen waren und sind die Gäste ohne VR-oder Free-Roaming-VR-Erfahrung – im positiven Sinne – etwas überwältigt. Für manche fühlt es sich noch wie Science Fiction an, obwohl sie es gerade live erleben. (Anmerkung: "Free Roaming" heißt, dass man sich während der Nutzung nicht nur in der virtuellen, sondern auch in der realen Welt frei im Raum bewegt.)

Wie war die Reaktion speziell zum "Traumatica"- Abenteuer? Gab es Besucher, die abbrechen mussten, weil es Ihnen zu gruselig wurde?

Zum Glück mussten nur sehr wenige Traumatica wegen ›Übergruselung‹ abbrechen. Die allermeisten hatten einfach nur Spaß am VR-Horror-Erlebnis. Gerade in der Kombination mit der realen Gruselzone haben wir dieses Jahr ein ganz neues, bislang so noch nie dagewesenes Gesamterlebnis geschaffen.

Sind langfristig noch weitere Abenteuer außer "Mission Rulantica" geplant?

Wir arbeiten an diversen neuen Yullbe-Ideen – auch für "Yullbe Go", also Nachfolger für Traumatica. Im Lauf von 2021 werden sich hier neue VR-Experiences erleben lassen.

Die Technik hinter Yullbe ist hochkomplex: Wie störungsfrei lief sie bislang?

Wie bei allen komplexen Software- und Technologie Projekten, bei denen man Neuland betritt, zumal wenn man der Erste auf der Welt ist, der eine Installation dieser Größe und Kapazität betreibt, ergeben sich technische Herausforderungen. Wir nutzen die Zeit des Lockdowns um Yullbe ständig zu optimieren. Wir haben hier schon einiges erreicht und sind mehr als zuversichtlich, bei der Wiedereröffnung spürbare Schritte gemacht zu haben und das Erlebnis für unsere Kunden ständig zu optimieren.

Bei der Eröffnung hieß es, dass Yullbe auch so, wie es ist, schlüsselfertig verkauft werden und in Zukunft auch an anderen Orten als Rust zu finden sein soll. Gab es schon Interessenten?

Es gibt diverse Interessenten und ebenso viele Gespräche. Interessant sind für uns die Bandbreite der Kunden und ihre inhaltlichen Interessen. Von Entertainment wie in Rust, über Kunst und Kultur bis zu virtuellen Trainings für verschiedene Anwendungen. Wir gehen davon aus, dass man im Laufe von 2021 Yullbe an anderen Orten außerhalb von Rust mit neuen Anwendungen erleben kann.

Glauben Sie, dass Yullbe langfristig das Potenzial besitzt, in der Unterhaltungsindustrie einen ähnlichen Status wie das Kino zu erlangen?

Virtuelle Erlebnisse wie Yullbe werden sicher ein großer und relevanter Teil der Entertainment-Kultur weltweit. Die Technologie funktioniert aber ganz anders als Kino. VR ist keine lineares Ablaufmedium wie Film, sondern wie im Falle von Yullbe Free-Roaming-VR.

Der Kunde oder Nutzer bewegt sich frei in einer virtuellen Welt und interagiert mit dieser. Dies bedingt ganz andere Nutzungsverhalten und Räumlichkeiten und Technologien. Aber wir haben erst den Beginn der Möglichkeiten dieses Mediums erlebt. Die Zukunft wird beeindruckend sein und ganz neue Formen des Erlebens ermöglichen.   

Technische Ausrüstung für die Fantasiewelt 

"Yullbe" ist als eigenständige Europa-Park-Attraktion neben dem Hotel "Krønasårr" zu finden. Um virtuelle Welt und Realität in Einklang zu bringen, trägt jeder Besucher ein Set im Wert von 15 000 Euro. Es besteht aus einem Rucksack-PC, je zwei Hand- und Fußtrackern sowie aus einem VR-Helm mit VR-Brille. Zudem sind allein im Spiele-Raum mehr als 90 al spezielle Kameras im Einsatz.