Wie begehrt die Ruster Ferienwohnungen sind, hängt auch von der Öffnung des Parks ab. Momentan müssen coronabedingt sowohl der Europa-Park als auch die Beherbergungsbetriebe geschlossen bleiben. Foto: Europa-Park/Pixabay/Meurer

Lockdown: Ruster Ferienwohnungsbesitzer fordern eine Tourismus-Strategie von Bund und Ländern

Rust. Die Novemberöffnung des Europa-Parks fiel dem zweiten Lockdown zum Opfer und mit der Wintersaison könnte nun dasselbe geschehen. Wie gehen die vielen Ruster Ferienwohnungsbesitzer damit um, die oftmals von der "Novemberhilfe" ausgenommen sind?

Erneuten Lockdown zerschlägt Hoffnung

Als Gemeinde, die vom Tourismus lebt, sei man von der Corona-Krise "schwer getroffen worden", erklärt Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare. "Wir sind eine Anlaufstelle, bei der sich Menschen aus aller Herren Länder austauschen und begegnen – also all das, was unter Corona vermieden werden soll."

Den Lockdown im Frühjahr habe man dementsprechend voll zu spüren bekommen. Über den Sommer hatten Betriebe und Gemeinde dann geeignete Hygienekonzepte ausgearbeitet, um eine sichere Reisedestination zu sein.

Trotzdem: Ein normaler Sommer sei es nicht gewesen, dass im Europa-Park die Besucherzahlen begrenzt waren, hätten auch die Beherbergungsbetriebe zu spüren bekommen.

Die Hoffnung, bei der außerplanmäßigen Öffnung des Parks im November wieder etwas aufholen zu können, habe sich durch den erneuten Lockdown zerschlagen. Die aktuelle Beschlussvorlage, über die Bund und Länder bis Redaktionsschluss noch berieten, sieht zudem vor, dass der Lockdown noch bis Weihnachten so bleibt – eine Wintersaison wäre damit ebenfalls nicht möglich.

"Letztendlich sind wir vom Europa-Park abhängig"

Während gewerbliche Betriebe wie Hotels Novemberhilfen erhalten (siehe Info), gehen Ferienwohnungsbesitzer oft leer aus. Sie erhalten diese Hilfen nur, wenn sie ein Gewerbe angemeldet haben.

Aber selbst wenn das, wie im Falle des von Theresia Becks betriebenen "Gästehaus Alba", der Fall ist, eine große Hilfe ist es für die Ruster Vermieter nicht – denn die Referenz für diese ist der November 2019: "Der November, in dem der Park normalerweise geschlossen ist, war immer der schwächste Monat", macht ihr Mann Richard Beck deutlich.

"Letztendlich sind wir vom Europa-Park abhängig", erklärt auch Andrea Molt, die die "Ferienwohnung im Holzhaus" besitzt. Sie habe dieses Jahr Glück gehabt, denn sie habe diese an einen Park-Mitarbeiter dauervermietet, erklärt sie. Dadurch verdiene sie zwar weniger als bei der Einzelvermietung, aber gerade jetzt würden diese stetigen Einnahmen ihr über die Zeit helfen. "Wenn der Park jedoch nicht wieder aufmacht und er deshalb keine Arbeit hat, wie soll er dann seine Miete zahlen?", fragt sie.

Dass sie bei den Novemberhilfen durchs Raster fällt, gehe für Molt aktuell noch in Ordnung: "Natürlich braucht das Gewerbe jetzt mehr Unterstützung, die Ferienwohnung ist nicht meine Haupteinnahmequelle." Jedoch: "Wenn die Situation noch lange so andauert, werden auch wir Hilfe brauchen, sonst gibt es uns bald nicht mehr", macht sie deutlich.

Das Verständnis für die aktuellen Corona-Maßnahmen ist bei den Ferienwohnungsbesitzern grundsätzlich da, erklärten alle von der LZ Befragten. Was sie sich aber wünschen, ist ein Gesamtkonzept für den Tourismus. Dieses forderte auch schon Klare im Gespräch mit Ministerpräsident Kretschmann.

"Ich habe ihn explizit darauf hingewiesen, dass wir eine Gesamtstrategie dafür brauchen, wie wir den Tourismus durch die Krise bekommen. Denn sicherlich werden wir auch noch 2021 mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben.

Das Ausmaß der Hilfen ist gut und viel, aber der Tourismus ist sehr vielschichtig, man muss die einzelnen Bereiche genau betrachten, damit niemand durchs Raster fällt."

Frühzeitigere Entscheidungen um besser planen zu können

Das sieht auch Richard Beck so: "Viele unserer Ferienwohnungen haben einen eigenen Eingang. Die Wohnungen untereinander haben keine Gemeinschaftsräume. Ich verstehe nicht, wie hier Ansteckung stattfinden sollte und warum wir mit Hotels gleich gestellt werden. Hier wäre es besser genauer hinzusehen und zu unterscheiden, um fair zu bleiben."

Auch, dass es keinen zeitlichen Fahrplan und damit keine Sicherheit gibt, macht vielen zu schaffen, wie etwa Ulrike Koch vom "Gästehaus Stefan Koch": "Es ist für uns eine schwierige Zeit, vor allem deshalb, weil nicht absehbar ist, wann es wieder losgeht."

Sie wünscht sich frühzeitigere Entscheidungen, um besser planen zu können. Damit rennt sie bei Klare offene Türen ein: "Die Betriebe und Gäste müssen sich auf eine Wiederöffnung einstellen können. Ihnen erst kurzfristig Bescheid zu geben, ist fatal."

Für das bisherige Management der Corona-Krise hat er für die Ruster Betrieb aber viel Lob: "Über die Solidarität und das Engagement untereinander bin ich dankbar. Ich weiß, was die Maßnahmen bei den Menschen auslösen. Meine Hoffnung ist, dass mit einer längerfristigen Planung alles ein wenig leichter wird."

Die Novemberhilfe des Bundes richtet sich an Unternehmen, Betriebe, Selbstständige, Vereine und Einrichtungen. Antragsberechtigt sind solche Unternehmen, die aufgrund des Beschlusses des Bundes und der Länder vom 28. Oktober 2020 den Geschäftsbetrieb einstellen mussten.

Ferienwohnungen fallen oftmals nicht unter diese Regelung, da ihre Einkünfte normalerweise in den Bereich "Vermietung und Verpachtung" und nicht unter "Gewerbe" fallen. Mit der Novemberhilfe werden Zuschüsse pro Woche der Schließung in Höhe von 75 Prozent des durchschnittlichen wöchentlichen Umsatzes im November 2019 gewährt.