Bis hierhin und nicht weiter: Das Sicherheitspersonal des Europa-Parks hatte im Mai vergangenen Jahres einen Besucher des Geländes verwiesen. Daraufhin kam es zu Rangeleien mit dessen Begleitern – und nun möglicherweise zu einem Gerichtsverfahren. Foto: Braun

Ermittlungen nach Rangelei im Europa-Park abgeschlossen. Sechs Verfahren wegen Körperverletzung

Rust - Acht Monate Ermittlungen, 15 Vernehmungen – sechs Verfahren wegen Körperverletzung: Nun entscheidet die Staatsanwaltschaft, wie es im Fall der Rangelei zwischen Europa-Park-Mitarbeitern und einer elsässischen Besuchergruppe weitergeht.

Alles beginnt mit einer Lappalie: Im Mai vergangenen Jahres ruft der Sicherheitsdienst des Europa-Parks einen Besucher zur Raison, der sich an einem Fahrgeschäft vorgedrängelt haben soll. Weil er kein Fehlverhalten seinerseits erkennt, sich stattdessen ein Wortgefecht mit der Security liefert, bittet man ihn schließlich, den Park zu verlassen. Das Problem: Der Mann ist nicht alleine, sondern Teil einer Gruppe. Und die türkische Großfamilie aus dem Elsass will es nicht hinnehmen, dass der Spaß für ihren Begleiter vorbei sein soll. Statt sich in Wohlgefallen aufzulösen, mündet die Situation in einem Tumult mit mehr als 20 Beteiligten, von denen einige leichte Blessuren davontragen. Der Fall schlägt Wellen bis in die Türkei, hält die Polizei über Monate auf Trab und landet nun in Form von wechselseitigen Anzeigen wegen Körperverletzung auf dem Tisch der Freiburger Staatsanwaltschaft.

"Die Ermittlungen waren langwierig und teils sehr komplex", berichtet Joachim Ohnemus. Zehn Zeugen und fünf Beschuldigte habe man vernommen. Das sei nicht immer einfach gewesen, so der Ettenheimer Polizeipostenleiter gegenüber der Lahrer Zeitung: "Einige Personen waren zwischenzeitlich wochenlang im Urlaub in der Türkei, dann mussten wir immer erst einen Termin mit dem Dolmetscher finden, das letzte Gespräch konnten wir erst im Oktober führen."

Die sechs Anzeigen, die am Ende der Ermittlungen stehen, verteilen sich gleichmäßig auf die gegnerischen Parteien: drei gegen die Besuchergruppe, drei gegen das Sicherheitspersonal des Freizeitparks. Wobei bei Letzterer eine gegen unbekannt läuft. "Wir haben eine Beschreibung eines weiteren Mitarbeiters, der geschlagen haben soll, allerdings konnten wir diesen bis dato noch nicht identifizieren", berichtet Ohnemus.

Rassismusvorwurf "nicht bestätigt"

Der Fall, der so harmlos begann, hatte in den Tagen danach mächtig Staub aufgewirbelt: Im Internet kursierte ein Video, das die Auseinandersetzung zwischen Sicherheitsdienst und Besuchern zeigen soll. Wirklich viel zu erkennen ist darauf nicht, was einen türkische Fernsehsender jedoch nicht daran hinderte, den Film auszustrahlen. Im Anschluss hagelte es in Online-Foren massive Kritik am Europa-Park. Dessen Mitarbeiter, so war im Internet zu lesen, hätten bei dem Vorfall nicht nur geprügelt, sondern sich auch rassistisch geäußert. Der damalige Parksprecher Jakob Wahl sah sich zu einer Stellungnahme genötigt. "Der Europa-Park heißt Gäste aller Nationalitäten, Kulturkreise und Religionen willkommen. Als Ort des friedlichen Miteinanders betrachten wir die Vielfalt unserer Besucher aus der ganzen Welt als Bereicherung", hieß es damals aus Rust. Man bedauerte "außerordentlich, dass es zu diesem Konflikt gekommen ist" und zeigte "vollstes Vertrauen in die Polizei, dass der Sachverhalt wahrheitsgemäß aufgeklärt wird".

Knapp acht Monate später muss sich der Europa-Park zumindest den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit nicht weiter gefallen lassen: "Dieser Verdacht hat sich im Zuge der Ermittlungen nicht bestätigt, bei den Vernehmungen kam das Thema nicht zur Sprache", erklärt Joachim Ohnemus, dessen Kollegen ihren Teil der Arbeit erledigt haben.

Ende des Monats soll der "Aktenberg" (Ohnemus) bei der Staatsanwaltschaft sein. Dort ist man vorbereitet. In den vergangenen Monaten habe "ein regelmäßiger Austausch" zwischen Ettenheim und Freiburg stattgefunden, die Behörde sei stets auf dem aktuellen Stand der Ermittlungen gewesen – und entscheide jetzt über den weiteren Fortgang. Laut Ohnemus gibt es drei Möglichkeiten: "Anklagen, Strafbefehle oder Einstellung der Verfahren."

Info: Argument pro Polizeiposten?

Der vorliegende Fall ist ein Parade-Argument für den beantragten Polizeiposten in Rust. Sollte man meinen. Zwar wird dessen Notwendigkeit hauptsächlich mit der Zusatzarbeit begründet, die der Europa-Park und seine Besucher den Beamten bescheren. Doch macht Joachim Ohnemus klar: "So ein Fall ist die absolute Ausnahme." Ohnemus ist seit zwei Jahren in Ettenheim in Verantwortung und hat so ein "arbeitsreiches und aufsehenerregendes Verfahren" zum ersten Mal erlebt. "Natürlich bleiben bei dreißig-, vierzig- oder gar fünfzigtausend Besuchern am Tag Reibereien nicht aus, aber meistens braucht der Sicherheitsdienst uns nicht." Dennoch würde der Ettenheimer Polizeichef einen weiteren Posten in Nachbarschaft des Europa-Parks begrüßen: "Wir sind ja nicht nur für Rust und Ringsheim zuständig, sondern für die gesamte südliche Ortenau. Alles rund um den Park muss nebenher laufen."