Foto: Mutz Foto: Lahrer Zeitung

Gebiet östlich des Wasserparks soll bis Ende 2026 unangetastet bleiben / Europa-Park "erster Ansprechpartner"

Zwischen Wasserpark und Autobahn wird für längere Zeit nichts passieren – zumindest in touristischer Hinsicht. Der zuständige Zweckverband Ringsheim/Rust hat eine bereits existierende Planungssperre um weitere drei Jahre bis Ende 2026 verlängert.

Ringsheim/Rust. 140 Hektar groß ist die Fläche zwischen Ringsheim und Rust, die 2003 im Regionalplan als "Vorranggebiet für Tourismus" festgeschrieben wurde. Um die Hand über der Entwicklung rund um den Europa-Park zu halten, taten sich die Gemeinden 2005 zusammen und gründeten einen Tourismus-Zweckverband (ZVT). Auf dem 40 Hektar großen Westteil des Gebiets steht mittlerweile der Wasserpark und das sechste Europa-Park-Hotel. Die Frage, wie es auf der rund 100 Hektar großen Ostfläche weitergeht, haben die ZVT-Verantwortlichen vor gut einem Jahr klar beantwortet: Erst mal gar nicht. Für fünf Jahre, hieß es damals, werde man keine Bauleitplanung in Angriff nehmen. Nun waren Neuigkeiten angekündigt.

Was passiert in dem Gebiet?

Antwort: Noch länger nichts. Verbandschef Pascal Weber (Ringsheim) und sein Stellvertreter Kai-Achim Klare (Rust) hatten für Donnerstag zu einem Pressegespräch eingeladen. Thema: "aktueller Stand der Entwicklung und Planung des ZVT-Gebiets Ost". Das öffnete Raum für Spekulation – die von neuen Mega-Bauten bis hin zu einem revolutionären Verkehrskonzept reichten. Tatsächlich hat der ZVT bereits im Dezember die selbst auferlegte Verschnaufpause bis Ende 2026 verlängert, wie nun bekannt wurde.

Weshalb die erweiterte Entwicklungspause?

Aus mehrerlei Gründen. Zum einen aus personellen, wie Weber erklärte: "Wir sind zwei Dörfer, die eine riesige Tourismus-Fläche betreuen, die es so weit und breit kein zweites Mal gibt." Die Kapazitäten seien begrenzt. "Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Westareal erst zur Hälfte bebaut ist." Klar ist freilich längst, was auf der anderen Hälfte passieren wird: Der Europa-Park will den Wasserpark erweitern und ein siebtes Hotel bauen. Im Osten strebe man eine "ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung" an, so Klare: "Das Thema Wertschöpfung steht bei uns ganz oben."

Steckt noch mehr dahinter?

Ja. Die ZVT-Spitze machte keinen Hehl daraus, dass die Flut von Investoren, die gerne am Tourismus-Boom partizipieren würden, noch nicht abgeebbt ist. Weber: "Es ist nach dem ersten Moratorium weniger geworden, aber es gibt immer noch viele Anfragen." Das Signal, das man nun mit Nachdruck aussendet: "Ihr dürft gerne planen, aber nicht mit uns." Und ohne Zustimmung des Zweckverbands, so Klare deutlich, "wird auf dem Gelände maximal Ackerbau betrieben".

Gibt es Ausnahmen von der Sperre?

Ausdrücklich ja – für den Verkehr. Derzeit arbeitet man in Rust bekanntlich an einem umfassenden Konzept, um die Autos – rollende wie parkende – in geordnete Bahnen zu lenken. Im Fokus steht die Achse vom Ringsheimer Bahnhof entlang der Kreisstraße in Rust über Wasserpark, Hotels und Europa-Park. "Wir werden in den nächsten Jahren verstärkt versuchen, die Menschen von der Straße auf die Schienen zu bringen. Wenn sich Möglichkeiten abzeichnen, den Umstieg attraktiver zu machen, werden wir diese nutzen, auch im östlichen ZVT-Gebiet", sagte Weber. Selbstredend werde man sich auch beim Ausbau von Autobahn, Rheintalbahn und Kreisstraße nicht querstellen. Überdies soll das "grüne Band" zwischen den Gemeinden noch ein bisschen grüner werden. "Wir machen bereits mehr, als wir pflichtgemäß müssten. Das werden wir om Osten fortsetzen", versprach Klare.

Wie sind die Eigentumsverhältnisse

im Gebiet?

Verzwickt. Zwei Drittel des ZVT Ost gehören der Gemeinde Ringsheim, zehn Prozent – ein Streifen direkt an der Autobahn – befinden sich in privatem Streubesitz und gut ein Viertel hält eine chinesische Investorin, die sich 27 Hektar östlich des Wasserpark-Geländes gesichert hat. Mit ihr sei man in Kontakt über zwei Holländer, die vor nicht langer Zeit verkündet hatten, zwischen Wasserpark und Autobahn ein riesiges Feriendorf bauen zu wollen. Diese Pläne rücken, sofern sie überhaupt jemals realistisch waren, nun in noch weitere Ferne. Weber: "Die beiden waren nicht begeistert, als wir sie über die verlängerte Entwicklungssperre informiert haben." Bestrebungen, die Flächen der Chinesin abzukaufen, gebe es derzeit nicht, erklärte Klare auf LZ-Nachfrage: "Zum einen haben wir keinen Druck, zum anderen werden wir keine Mondpreise bezahlen."

Welche Rolle spielt der Europa-Park?

Definitiv keine kleine. Weber räumte ein, "dass der Europa-Park einer der ersten, wenn nicht der erste Ansprechpartner ist", wenn es um mögliche Investoren im Ostareal geht. Aber: "Es gibt keine Vereinbarungen, Vorverträge, Reservierungen oder sonstiges. Wir sind für die Zukunft komplett offen."

Wie läuft der Dialog mit der Bürgerinitiative?

Ausbaufähig. Im Juni vergangenen Jahres gründete sich in Rust die BI "Jetzt langt’s" mit dem Ziel, sich gegen den Tourismus und seine aus ihrer Sicht unliebsamen Folgen zur Wehr zu setzen. Klare erklärte, die Verantwortlichen bereits zweimal zu Gesprächen eingeladen zu haben. "Beide Angebote wurden mit dem Hinweis, man sei noch in der Findungsphase, abgelehnt. Aber ich bin zuversichtlich, dass es bald einen Termin geben wird." Er betonte: "Wenn konstruktive Vorschläge kommen, sind wir offen, wenn es aber nur darum geht, alles schlechtzureden, wird es schwierig."

Kann die Sperrzeit verkürzt werden?

Grundsätzlich ja, aber frühestens in zwei Jahren. So lange sind kommunale Gremien an ihre Entscheidungen – in diesem Fall die Planungssperre im ZVT Ost – gebunden. "Wenn wir aber danach irgendwann das ›Wow-Projekt‹ auf den Tisch bekommen und die beiden Gemeinderäte dafür sind, können wir unseren Beschluss natürlich revidieren", so Weber, der wie Klare erklärte, selbst aktuell keine konkrete Idee für das Gebiet zu haben. Und wenn bis in sieben Jahren keine überzeugenden Pläne da sind? Dann könne man die Sperre ohne Weiteres noch einmal verlängern.

Dem ZVT-Vorsitzenden Pascal Weber war es wichtig, zwei Dinge zu betonen. Zum einen, dass der Zweckverband paritätisch aufgestellt sei: "Das heißt, dass sich Ringsheim und Rust Ausgaben und Erlöse 50:50 teilen." Etwa die Einnahmen aus Gewerbe- und Grundsteuer. "In der Öffentlichkeit kommt es da immer wieder zu Missverständnissen", so Weber. Ebenso beim Thema Wasserpreis: "Wir erreichen eine 100-prozentige Kostendeckung im Gebiet, sodass es für die Bürger keinen Cent teurer wird."