Tote Künstlerin: Spurensuche im Taubergießen Foto: Bender

Suche nach persönlichen Gegenständen der getöteten 33-Jährigen. Gerüchteküche brodelt.

Rust - Auf der Suche nach persönlichen Gegenständen der Frau, deren Leiche vor zehn Tagen aus dem Altrhein geborgen wurde, hat die Polizei am Dienstag ein Waldstück bei Rust durchkämmt. Derweil kursieren viele Gerüchte um den Tod der Künstlerin.

Immer wieder knackt es im Unterholz, Äste brechen, Rufe hallen durch den Taubergießen. "Das Areal ist dicht bewachsen und schwer zugänglich", spricht Polizeisprecherin Karen Stürzel vor Ort aus, was unschwer zu erkennen ist. Frauen und Männer in dunkelblauen Polizeianzügen kämpfen sich durchs Unterholz des Naturschutzgebiets. Nicht selten müssen die Metallstöcke in ihren Händen, mit denen sie den Waldboden absuchen, als Stütze und Gehhilfe herhalten.

In zwei Linien bewegen sich die insgesamt rund 50 Beamten des Präsidiums Einsatz aufeinander zu. Ein Zug startete am Altrhein, der andere am Waldrand westlich des Europa-Park-Parkplatzes. Im Zentrum des etwa 80 Meter breiten Korridors, in dem die Polizisten unterwegs sind, befindet sich der sogenannte Streitkopfweg. Auf einer Länge von gut drei Kilometern führt er direkt an den Fluss. Von dort sind es noch einmal anderthalb Kilometer Richtung Norden bis zu der Stelle, an der am Samstag vor einer Woche die Leiche einer 33-Jährigen aus dem Wasser gezogen wurde.

Tatverdächtiger schweigt zu den Vorwürfen

Die 30-köpfige Soko "Altrhein" erhofft sich von der Suchaktion "das Auffinden von Gegenständen, die für das Strafverfahren von Relevanz sein könnten", verkündete die Polizei am Dienstagmittag in einer Pressemitteilung. Konkret: Dinge, die der Toten gehörten, seit ihrem gewaltsamen Ableben verschwunden sind – und die Beamten bei ihren Ermittlungen weiterbringen sollen.

Nach wie vor "dringend tatverdächtig" ist ein 30-Jähriger aus dem persönlichen Umfeld der Frau. Er wurde einen Tag, nachdem die Leiche aufgetaucht war, festgenommen. Seitdem sitzt er in U-Haft – und schweigt. "Er hat sich bislang nicht zu den Tatvorwürfen geäußert", sagt Stürzel. "Keine einfache Situation", die Ermittler müssten sich alles selbst erarbeiten. Wichtig sei die Mithilfe aus der Bevölkerung. Zwischenzeitlich seien 14 Zeugenhinweise eingegangen, die die Soko nach und nach abarbeite.

Ob der Sucheinsatz am Dienstag im Ruster Wald zu diesem "Abarbeiten" zählt, verrät die Polizistin nicht. Ebenso geheim bleibt weiter das Obduktionsergebnis und die bisherigen Ermittlungen zum Tathergang. Das sei mit der zuständigen Staatsanwaltschaft in Freiburg so abgesprochen, sagt Stürzel, um dann doch etwas Neues preiszugeben: "Wir gehen davon aus, dass es sich beim Fundort des Leichnams nicht um die Stelle handelt, an der die 33-Jährige ums Leben gekommen ist." Hat der Täter die Frau umgebracht, über den Waldweg an den Rhein gebracht und sie dort hineingeworfen? Oder war es eine Tötung im Affekt während eines gemeinsamen Spaziergangs im Taubergießen und das Gewässer nur die nächste Möglichkeit, die Leiche loszuwerden? Stürzel zuckt mit den Schultern.

Die getötete Frau, die aus der Ukraine stammt, war vor ihrem Tod mehrfach im Europa-Park aufgetreten, war dort auch als Trainerin in der Talent-Akademie engagiert. Sie hatte es als Hula-Hoop-Künstlerin zu internationalem Renommee gebracht, mit ihrem Solo-Programm war sie 2010 Kandidatin bei der RTL-Show "Das Supertalent".

Die Polizei datiert den letzten persönlichen Kontakt der Getöteten auf Ende April in Rust. Am 17. Mai wurde sie vermisst gemeldet, zwei Tage später fanden Spaziergänger ihre Leiche. Zu Gerüchten, wonach der Tatverdächtige ihr Ex-Freund und einstiger Tanzpartner sein soll, will sich Stürzel nicht äußern. Auch wer ihr Fehlen bei der Polizei gemeldet hat, ist nicht zu erfahren. Medien berichten, der Bruder hätte die Anzeige aufgegeben. Er soll dafür extra aus der Ukraine angereist sein, nachdem seine Schwester nicht wie geplant bei einem Gala-Abend in Frankfurt aufgetaucht sei.

Heute sollen Taucher in den Rhein

Die Polizei äußert sich nicht zu den Spekulationen. Stürzel: "Wenn wir alle Hintergründe kennen und die Ermittlungen abgeschlossen sind, werden wir es kommunizieren." Bis dahin sucht man weiter nach Spuren und Beweisen.

Der Einsatz der 50 Beamten im Unterholz des Naturschutzgebiets war nicht von Erfolg gekrönt. Kurz vor 16 Uhr war die Suche beendet, ohne verwertbaren Fund. Für den heutigen Mittwoch ist eine weitere Aktion geplant. Wenn es das Wetter zulässt, sollen Taucher der Wasserschutzpolizei den Altrhein rund um die Leichenfundstelle absuchen.

Polizei bittet um Hinweise: Alles kann wichtig sein

Die Polizei ist im Fall der getöteten 33-Jährigen weiter auf der Suche nach Zeugen. Wer seit Ende April und Anfang Mai im Bereich des Rheins bei Rust etwas Verdächtiges beobachtet hat, wird gebeten, sich unter Telefon 0781/21 28 20 zu melden, auch wenn die Wahrnehmungen im ersten Moment unbedeutend erscheinen mögen.