Martin Spoth hatte am Dienstag seinen letzten Arbeitstag.Foto: Mutz Foto: Lahrer Zeitung

Abschied: Hauptamtsleiter Martin Spoth geht nach 47 Jahren in den Ruhestand / "Traumhafte Zeit"

Rusts Hauptamtsleiter Martin Spoth ist am gestrigen Dienstag nach 47 Jahren in den Ruhestand gegangen. Eine lange Zeit, in der sich der 63-Jährige viel Respekt und Anerkennung erarbeitet hat.

Rust. Wie beliebt Martin Spoth ist, zeigte sich bei seiner letzten Gemeinderatssitzung am Montag. Stehend applaudierten Ratsmitglieder und Besucher gleichermaßen dem Neupensionär zum Abschied. "Eine Ära geht zu Ende, es wird ungewohnt sein, auf deine Expertise zu verzichten", sagte Bürgermeister Kai-Achim Klare. Bei Spoths Dienstantritt im Jahr 1973 war sein Vater Erich Bürgermeister und es gab noch keinen Europa-Park. Mit seiner ganz persönlichen Beziehung zum Ort und zu den Bürgern habe er "ein unglaubliches Wissen" erworben, was ihn zum Universalisten gemacht habe. Manch heikle Situation habe er entschärft. Mit der Entwicklung der Gemeinde war Bauen und Bauleitplanung sein bestimmender Bereich, so Klare. Spoth sei mit Herz, aber auch mit Humor bei der Arbeit gewesen. "Wir freuen uns, dass du uns im Dorf erhalten bleibst", sagte der Rathauschef.

Überwältigt von so viel Lob dankte Spoth nicht nur Klare, den Gemeinderäten und der ganzen Verwaltung, sondern auch besonders den Bürgern für das entgegengebrachte Vertrauen. Kollegialität, Offenheit und Transparenz habe seine "traumhafte Zeit" bestimmt, sagte Spoth, der im Dezember 64 Jahre alt wird.

Vier Bürgermeister hat er erlebt

Besuch bei Martin Spoth am Tag nach der Sitzung, seinem letzten Arbeitstag, in seinem Büro im schicken neuen Rathaus in Rust. Offiziell endet Spoths Dienstzeit am 1. September. Bis zu seiner Pensionierung nimmt er Urlaub und baut Überstunden ab. Er sei überrascht und überwältigt gewesen über die Worte des Bürgermeisters tags zuvor, sagt Spoth. "Ich bin doch nicht so wichtig." Doch klar: Er freue, wie er sich auch auf freue, was das nun komme.

47 Jahre lang ist er täglich zum Dienst geradelt, hat dabei unterwegs auch ab und zu ein dienstliches oder privates Schwätzchen gehalten. "Es kommt mir vor wie Urlaub", schätzt er die neue Situation ein, gedanklich habe er mit seiner Arbeit noch nicht ganz abgeschlossen. Diese habe ihm Spaß gemacht, auch wenn sich in den vielen Jahren der Arbeitsaufwand und das Umfeld stark verändert hätten.

Mit der Expansion des Europa-Parks, einhergehend mit einem starken Wachstum der Gemeinde, sei die Bauleitplanung ein Mittelpunkt seiner Arbeit gewesen. "Das Schöne am Beruf ist die Vielfältigkeit", sagt Spoth, auch wenn ihm gelegentlich die Aktenberge über den Kopf wuchsen. Prägend sei ein Satz seines Vaters gewesen, der bis 1989 Bürgermeister war: "Wir sind für die Leute da."

Als junger Spund kam Spoth 1973 mit 16 Jahren zur Gemeinde. Zuvor hatte er in Ettenheim den Realschulabschluss gemacht. Bevor er in das Rathaus einzog, hatte er schon als Schüler im Rahmen eines Ferienjobs beim Bau des Gebäudes mitgeholfen. Spoth diente unter vier Bürgermeistern. Nach seinem Vater kam Wolfgang Obert, dann Günter Gorecky und anschließend bis heute Kai-Achim Klare. Auch nach Dienstschluss sei er stets für die Bürger da gewesen, sogar nachts konnte man ihn erreichen, betont Martin Spoth. Sein Verhältnis zu den Rustern sei sehr gut, sehr kooperativ gewesen, besonders bei Grundstücksverhandlungen. "Das rechne ich besonders den Ruster Landwirten hoch an", bekräftigt Spoth, dem es mit der großen Familie in seiner Pensionszeit nicht langweilig werden wird.

Seit 1994 ist er mit seiner Frau Marta, sie stammt aus Brünn in Tschechien, verheiratet. Beide brachten je zwei Kinder in die Ehe mit, zwischenzeitlich gibt es neun Enkel. Die Arbeit im Garten, in der Obstplantage oder in Vereinen werden den Tag ausfüllen. In vielen Ruster Vereinen ist Spoth Mitglied oder sogar im Vorstand. Auch wenn es wieder heißt: " d’Bach na fahre", ist Spoth mit seiner Marta mit einem skurrilen Boot dabei. Ein "heiliger Abend" (Spoth) sei zudem die wöchentlichen Skatrunde. An Fahrrädern rumschrauben ist eine weitere Leidenschaft Spoths. Vor der öffentlichen Versteigerung hat er manchen Drahtesel noch repariert. Das brachte ihm den Beinamen "d’Schulze-Karli von Rust" ein.

Einen direkten Nachfolger von Martin Spoth gibt es bei der Gemeinde Rust nicht. Nach Auskunft von Bürgermeister Kai-Achin Klare werden die Aufgaben gesplittet. Den Baubereich (Hoch- und Tiefbau) übernimmt Melanie Graß, wobei sie von Mitarbeitern des Bauamts unterstützt wird, die Aufgaben des Hauptamts (Ordnungsamt, Personalwesen, Innenverwaltung) hat künftig Petra Engelmann inne. Laut Rathauschef Klare steht in der Verwaltung eine Neustrukturierung der Aufgaben an.