Tourismus: Konzept soll Ausgleich zwischen Ferien- und Dauerwohnen schaffen

Rust (mut). Der wachsende Konflikt in der Tourismusgemeinde Rust zwischen dauerhaftem Wohnen und der Errichtung von Beherbergungsbetrieben soll mit einem neuen Bebauungsplan-Konzept zu einer für alle verträglichen Lösung geführt werden. Bei der Gemeinderatssitzung am Montag erläuterten Bürgermeister Kai-Achim Klare und Stadtplaner Tobias Jägle einen ersten Sachstandbericht, wie das "Dilemma" (Klare) gelöst werden könne. Einerseits soll der Nebenerwerb vieler Bürger gesichert, andererseits die Belastung minimiert werden. Vor der Umsetzung soll es eine Bürgerbeteiligung geben.

Ausgangssituation: Rust hat 4450 Einwohner, 250 Ferienbetriebe und rund eine Million Übernachtungen im Jahr, erläuterte Jägle. Der Tourismus generiere Arbeitsplätze und Einnahmen für Bürger und Gemeinde. Negativ seien Lärm, Parksituation und der Verlust von Lebensqualität.

Bisherige Verfahrensweise: Die bisherige Praxis, touristische Bauvorhaben individuell zu bewerten, sei nicht zielführend. Im alten Dorfkern (Mischgebiet) ohne Bebauungsplan sei eine Beschränkung für Ferienwohnungen nicht möglich. In Wohngebieten von 1950 bis 2000 seien Ausnahmen als Einzelfallbetrachtung zulässig. Doch hier gelte bisher das "Windhund-Prinzip": Wer zuerst kommt, ist im Vorteil. "Das ist keine gerechte Lösung", so Klare. Das neue Modell: Zwei Maßnahmen sind denkbar: Eine Zweckentfremdungssatzung, die jedoch einen Komplettausschluss von Ferienwohnungen beinhaltet. Angestrebt und zum Teil bereits umgesetzt ist die Änderung der Bebauungspläne mit der Festlegung einer Mindestquote für Dauerwohnen von 60 Prozent. Ein weiterer Grundsatz sieht vor, dass alle vor dem 12. Dezember 2017 baurechtlich genehmigten Beherbergungsbetriebe Bestandsschutz haben, einschließlich eines Umbaus oder Erweiterung bis zum festgelegten Maximum.

Aktuelle Situation: In fünf Baugebieten (Ritterstraße-Nordwest, Bühlacker, Oberfeld, Fischerstraße-West, Karl-Friedrich-Straße-West) erließ der Gemeinderat vorsorglich Veränderungssperren, um neue Bebauungspläne zu erstellen. Die Ritterstraße-Nordwest sei bereits im Verfahren, sagte Bauamtsleiter Martin Spoth, weitere werden folgen.

Offene Fragen:   Was mit unzulässig erstellten Ferienwohnungen passiere, wollte Ute Hildebrand (FW) wissen. Die Verwaltung werde dies prüfen, bei einem Nein sei eine Rückabwicklung möglich, so Klare. Das Fazit des Bürgermeisters: "Das Thema wird uns die nächsten Jahre noch beschäftigen."