Hoch die Schelle! Cem Özdemir freute sich sichtlich über die närrische Ehrung. Foto: Braun

Wie der grüne Promi Cem Özdemir 450 Narren-Gäste im Europa-Park beim Schellen-Abend begeistert

Rust - In Berlin und bei seiner Partei sinkt sein Stern nach dem Jamaika-Aus, doch bei den Narren glänzte Cem Özdemir in bester Laune. Vor 450 Gästen bekam er von der Narrenvereinigung VSAN die Goldene Narrenschelle.

Nanu? Jamaika ist doch gescheitert? Die bunte Koalition aus Schwarz, Gelb und Grün in Berlin blieb nur ein kurzer Traum. Doch der Saal im Europa-Park ist beim Ehrungsabend für den grünen Polit-Star Özdemir noch ganz in Jamaika-Dekoration gehüllt. Mit Absicht, erklärt Park-Chef Roland Mack den unerwartet vielen Gästen im Hotel "Colosseo". Denn Jamaika hätte er sich gut vorstellen können.

In launigen Worten begrüßt Mack die illustre Narrenschar, die aus dem halben Land nach Rust gepilgert ist. Abgeordnete, OBs, Landräte und jede Menge närrische Prominenz der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) hat sich eingefunden. Nicht zuletzt der üppigen Bewirtung wegen, wie Mack richtig vermutet: "Nix bezahlen, saufen viel!" ruft er neckisch dem VSAN-Präsidenten Roland Wehrle zu.

Dann teilt Mack kräftig aus. An der Berliner Politik lässt er kaum ein gutes Haar. "Die Politik hat zum Regieren keine Lust, das sorgt beim Bürger jetzt für Frust", reimt er und legt mächtig nach. Alle wollten nur ihr Ego pflegen, die Bürgerinteressen stünden immer hintenan. "Viel geredet, nix geschafft", poltert er in Richtung Christian Lindner und dessen FDP. Die AfD, das seien "Rattenfänger" und "echter Quark". Cem Özdemir, "der grüne Lümmel", würde sich nun wenigstens den Narren stellen.

Als Ersatz für die verlorene Macht in Berlin sei die Goldene Narrenschelle seines Verbandes gedacht, erklärt VSAN-Präsident Wehrle dem bisherigen Obergrünen. Der freut sich sichtlich über den Trubel, lässt hunderte Selfies und Profi-Fotos von sich und zahllosen Gästen machen und steigt dann ans Rednerpult.

Erstklassig teilt Özdemir aus und stachelt die Gäste im Saal an. Der Grüne kommt schnell in Fahrt und plaudert aus dem Nähkästchen. Ihm sei gar nichts anderes übrig geblieben, als ein Narr zu werden. Schon in der Schule sei er wegen seines Namens gehänselt worden. Cem, das habe wie Jam geklungen, englisch für Marmelade. Und im schwäbischen Urach sei da fix "Gsälz" draus geworden. "So haben die mich da auf dem Schulhof genannt", verriet der Grüne.

Mit seinem Namen hobelt er dann einen Lacher nach dem nächsten heraus. Er sei ein echter "Özelbrützel" und das schon lange vor dem Fund des Alpen-Özis. "Öz du mir, öz ich dir!" ruft er jeck in den Saal. Das Publikum tobt.

Anfangs hätten seine grünen Parteikollegen immer gefürchtet, der anatolische Grüne hätte als Muslim ein Beschneidungsmesser in der Tasche und "schneidet uns den Zipfel ab". Doch das habe sich zwischenzeitlich gelegt.

Was man vom Jamaika-Aus der "liberalen Föhnfrisur", also Christian Lindner, lernen könne? Sein Sohn habe ihm das gesagt: "Lieber keine Hausaufgaben machen, als falsche Hausaufgaben machen!" So tobt sich "Özelbier" trefflich aus und man spürt, dass er die Bühne liebt. Und dass er eigentlich wirklich gern Außenminister geworden wäre. So bleibe er eben "ein echtes Talent, immer kurz vor dem Durchbruch", meint er.

Genau so, wie sein Vorgänger und Laudator Wolfgang Bosbach, der voriges Jahr die Schelle der Narren bekommen hatte. Nur kurz, um dem Hauptredner nicht die Show zu stehlen, legt der aus ungezählten TV-Talkrunden bekannte Politiker los. Und mit fiesen Badener-Sprüchen wettert der Laudator kräftig los. Die lassen sich die badischen Zuhörer und die Saal-Kapelle aber nicht gefallen – und stimmen spontan und sehr laut das Badner-Lied an.

Am Ende dann sind alle glücklich: Özdemir mit seiner Schelle, die Narren-Oberen mit ihrem Empfang, Macks in der Rolle als generöse Gastgeber und die rund 450 Besucher mit einem unterhaltsamen Abend, bei dem es die Bewirtung an nichts fehlen ließ.

Info: Schellenträger

Die Narrenvereinigung VSAN verleiht die Goldene Narrenschelle bereits zum neunten Mal. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sie schon bekommen, EU-Kommissar Günther Oettinger, Stimmungskanone Tony Marshall und Minister Guido Wolf ebenfalls. Auch Park-Chef Roland Mack wurde die Würdigung schon verliehen.