Pandemie: Ruster Mundartautor schreibt Corona-Gedicht

Rust. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie geben auch Zeit, über sich und die Welt nachzudenken. Die Situation bietet Chancen, zu reflektieren und ganz persönliche Schlüsse aus der Krise zu ziehen. Mit wenigen, aber einfühlsamen Worten im heimischen Dialekt hat der Ruster Historiker, Autor, Gemeinde- und Kreisrat Karl-Heinz Debacher seine Gedanken in einem Gedicht niedergeschrieben (siehe Bild).

Herr Debacher, was war der Impuls für Ihren Text?

Es fällt nicht leicht, diese Frage zu beantworten, weil wie bei den meisten meiner Gedichte sehr viel Spontanität dabei war. Es ist deshalb kein geplanter Text, sondern meine Art, mich mit der Krise zu beschäftigen. Sie in ihrer Realität festzuhalten, aber auch die Hoffnung nicht zu verlieren.

Was bedeutet die Krise für Sie selbst?

Für mich bedeutet die Krise, dass ich mit meiner Frau daheim bleibe und nur zum Einkaufen einmal die Woche das Haus verlasse. Mit meiner Familie und Freunden bin ich übers Telefon und andere Kommunikationsmittel verbunden. Mein Terminkalender zeigt nur noch durchgestrichene Einträge, deshalb habe ich viel Zeit für historische Arbeiten und andere Publikationen. Das aktive politische Leben ist auf ein Minimum beschränkt. Kontakte innerhalb der Gremien laufen, wenn nötig, über Videokanäle. Eine der wichtigsten Lehren aus der Krise muss sein, dass die Politik dafür sorgen muss, dass die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der sogenannten "Helden" deutlich verbessert werden.

Worin besteht Ihre Hoffnung, die Krise zu bewältigen?

Meine Hoffnung fußt auf der Sicht des Historikers, die mir zeigt, dass alle Epidemien in der Vergangenheit einen Anfang, aber auch ein Ende hatten. Weiterhin baue ich auf die schlauen Köpfe, die sich weltweit unermüdlich um die Entwicklung eines Wirkstoffes zur Bekämpfung des Virus bemühen. Die Fragen stellte       Adelbert Mutz. 

Karl-Heinz Debacher, 64, studierte an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (PH) Grund- und Hauptschullehramt mit Hauptfach Geschichte. 1984 trat er in den Schuldienst ein. 1996 promovierte er an der PH zum Thema "Historische Vereine am Oberrhein mit besonderer Berücksichtigung des historischen Vereins Mittelbaden". Von 2002 bis 2018 war er Rektor an der Grund- und Gemeinschaftsschule Rust. Er publiziert zur lokalen und regionalen Kulturgeschichte und schreibt auch auf Alemannisch – unter anderem in "Duets es – Alemannische Geschichten und Gedichten". Zu Debachers Werken zählen zwei Kinderbücher über das Waldschwein "Anatol", die beide ins Französische übersetzt wurden. Debachers Publikationen wurden mit vielen Auszeichnungen bedacht. Seit 1989 ist Debacher Mitglied des Gemeinderats in Rust, wo er mit seiner Frau Elke wohnt. Zudem sitzt er für die SPD im Kreistag und ist Vorsitzender des Kulturkreises. Sein kommunalpolitisches Engagement wurde 2016 mit der Ruster Bürgermedaille gewürdigt.