Hier geht's zum neuen Job im Europa-Park: Birgit Pilz aus Orschweier (rechts) informierte sich bei den Bewerbertagen über freie Arbeitsplätze. Adelina Torres (links) und Ester Wehrle nehmen am heutigen Samstag noch angemeldete Bewerber in Empfang. Foto: Braun

Wirtschaft: Europa-Park spürt den Druck auf dem Arbeitsmarkt und sucht 250 neue Saisonkräfte für 2017

Der Europa-Park als größter Job-Motor der Ortenau braucht frisches Öl: 250 neue Mitarbeiter werden für die Saison 2017 gesucht. Das wird immer schwieriger, denn der Kampf um ungelernte Kräfte nimmt zu.

Rust/Ortenau. Goldene Zeiten für Arbeitnehmer: Die Wirtschaft in der Ortenau brummt wie lange nicht mehr, die Firmen produzieren auf Hochtouren und suchen immer verzweifelter Mitarbeiter, denn der Arbeitsmarkt ist so gut wie leer gefegt. Im Dezember lag die Arbeitslosenquote im Ortenaukreis bei 3,2 Prozent, in vielen Orten sogar noch spürbar darunter. Das ist nahezu Vollbeschäftigung, und entsprechend gute Aussichten haben ausgebildete Fachkräfte, wenn sie einen neuen Job suchen.

Doch nun beginnt der Kampf um die Köpfe auch im Bereich der ungelernten Kräfte, also in den Branchen, in denen Hilfskräfte für einfache Tätigkeiten gesucht werden. Da spielt unter anderem auch der neue Betrieb des Versandhändlers Zalando in Lahr eine große Rolle, der bis zu 1000 Kräfte in seinem Verteillager anstellen will. Das spürt nun auch der Europa-Park als größter Arbeitgeber der Region, berichtet dessen Personalchef Matthias Kirch im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir merken, dass der Arbeitsmarkt auch für uns schwieriger wird."

In diesen Tagen organisiert der Europa-Park deshalb bereits zum fünften Mal eine Bewerber-Aktion, um den nötigen Nachschub an Saisonkräften sicherstellen zu können. Denn Deutschlands größter Freizeitpark braucht jährlich rund 250 neue Mitarbeiter für die Sommermonate, wenn in Rust Volldampf herrscht. "Unsere Saison-Beschäftigten sind über die Jahre hinweg sehr treu. Neun von zehn Sommer-Kollegen kommen nach der Winterpause wieder zu uns. Das ist für unsere Branche ein extrem guter Wert. Dennoch müssen wir die restlichen zehn Prozent immer wieder neu anstellen. Und das wird immer mühsamer", so Personalchef Kirch.

Vor allem in Frankreich wirbt der Park deshalb um frisches Personal. Auf acht Personalmessen im Nachbarland sind die Ruster vertreten, um auf ihre Jobs aufmerksam zu machen. Jeder fünfte Beschäftigte im Park kommt im Schnitt aus Frankreich. "Dort ist die Arbeitslosenquote noch höher als bei uns und von daher das Interesse vergleichsweise groß", weiß Kirch. Doch auch auf dem französischen Arbeitsmarkt wird die Suche nach Hilfskräften immer aufwendiger. "Der dortige Mindestlohn liegt etwas höher als bei uns, da zieht es nicht mehr so viele über die Grenze." Außerdem sei zwischenzeitlich zu spüren, dass an Frankreichs Schulen Deutsch mittlerweile nicht mehr als Pflichtfremdsprache unterrichtet wird. Die Folge: "Immer mehr junge Franzosen sprechen kein Deutsch. Oder nicht so gut, wie wir es für anspruchsvollere Aufgaben bei uns im Park bräuchten. Das ist schade. Oft wären junge Franzosen von ihren Kompetenzen her gut für uns geeignet, doch wegen mangelnder Deutschkenntnisse können wir sie nur für einfache Aufgaben verwenden", erklärt der Europa-Park-Personalleiter.

Bei den Bewerbertagen im Park, die am heutigen Samstag ihren Abschluss finden, stellen sich diese Woche insgesamt 400 Bewerber vor. Sie mussten sich voranmelden und werden dann in Blitz-Gesprächen von Europa-Park-Mitarbeitern befragt. "Jeden Zweiten stellen wir an", sagt Kirch. Die weiteren etwa 50 Kräfte würden sich über reguläre Bewerbungen finden. Der Park arbeitet da eng mit den Arbeitsagenturen aus der Ortenau und Frankreich zusammen.

In einigen Bereichen reicht dies aber nicht. Deshalb werde die Suche auf halb Europa ausgeweitet, um etwa Kräfte für die Gastronomie zu gewinnen. In Bulgarien, Rumänien und Ungarn haben die Ruster ein Such-Netzwerk aufgebaut, das nun gar schon bis nach Kirgisistan reicht, um beispielsweise Jung-Köche zu finden.

Neun von zehn Kräften kommen immer wieder

Zugute kommt der Firma, dass sie ein Familien-Unternehmen ist, das Wert auf einen anständigen Umgang mit den Beschäftigten legt. "Wer mit seinen Mitarbeitern nicht fair umgeht, für den rächt es sich in unserer Branche schnell", weiß Personalchef Kirch. Dass 90 Prozent der Saisonkräfte Jahr für Jahr wiederkommen würden, sei das deutlichste Zeichen des Vertrauens der Mack-Mitarbeiter. Das Unternehmen hat sich auch einer neuen Initiative aus der gehobenen Hotelbranche angeschlossen, in der dieser faire Umgang mit den Angestellten gefördert werden soll. Hinzu kommen, neben einer Bezahlung über dem Mindestlohn, auch andere Vergünstigungen für die Mitarbeiter wie preiswertes Mittagessen und ein Fitnessstudio, die Beteiligung an der Altersvorsorge und andere Unterstützungen.

Und nun saugt das Lahrer Zalando-Werk kräftig im Revier der Ruster. "Wir spüren die Bewegung auf dem Arbeitsmarkt durch Zalando, ganz klar", räumt Kirch ein. Doch er ist sich sicher, dass sich dies "einpendeln wird, wir werden neben Zalando gut bestehen". Denn Lager-Jobs mit teils viele Kilometer langen Laufwegen und einem Dreischichtbetrieb seien nicht jedermanns Sache.

INFO

Park-Personal

> 20 Prozent sind Franzosen: Rund 40 Prozent der fest Beschäftigten im Park stammen aus dem Ortenaukreis, 20 Prozent aus dem Kreis Emmendingen. Sie machen also den größten Teil der Belegschaft aus. 20 Prozent pendeln aus Frankreich als Grenzgänger in den Freizeitpark. 13 Prozent stammen aus dem entfernteren Umland, vier Prozent aus der Stadt Freiburg und drei Prozent aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, sagt die Personalstatistik des Freizeit-Unternehmens.

Hier leben die Mitarbeiter:

Woher stammen eigentlich die festangestellten, sozialversicherungspflichtig beschäftigten Mitarbeiter des Parks aus unserer Region? Auf Nachfrage waren folgende Zahlen bei der Park-Leitung zu erfahren, jeweils ohne kurzfristig Beschäftige wie Schüler und Studenten:

Rust: 570

Lahr: 318

Kappel-Grafenhausen: 295

Ettenheim: 282

Mahlberg: 100

Kippenheim: 102

Ringsheim: 88

Schwanau: 41

Friesenheim: 42

Seelbach: 28

Offenburg: 65

Rheinhausen: 155

Herbolzheim: 126

Kenzingen: 59

Endingen: 45

Emmendingen: 40

Riegel: 31

Malterdingen: 26

Wyhl: 19

Weisweil: 29

Freiburg: 97

Flüchtlingseinsatz: Der Park versucht auch, Flüchtlinge bei sich einzusetzen. Ein erstes Projekt im Winterbetrieb mit Neubürgern aus Gambia sei sehr erfolgreich verlaufen, berichtet Personalchef Matthias Kirch. Diese neuen Mitarbeiter hätten sich hervorragend bewährt und sollen nun dauerhaft ins Team des Parks geholt werden.